Doppelte und dreifache Verschuldung durch Studiengebühren: Neue Studie für NRW bekräftigt Studiengebührenabschaffungspläne
06.01.2011
Die neu erschienene Veröffentlichung der „Sonderauswertung zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der Studierenden in Nordrhein-Westfalen“ durch die Arbeitsgemeinschaft der Studentenwerke in NRW bestätigt zahlreiche Argumente gegen eine Erhebung von Studiengebühren. Die von der Hochschul-Informations-System GmbH (HIS) aus Hannover durchgeführte landesspezifische Auswertung der Daten der 19. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerkes kommt unter anderem zu dem Ergebnis, dass Studiengebühren zu einer erheblichen finanziellen Mehrbelastung geführt haben.
So stieg etwa die Erwerbstätigenquote der Studierenden in Nordrhein-Westfalen seit Einführung allgemeiner Studiengebühren auf 71 % und liegt damit um vier Prozentpunkte höher als im Durchschnitt in den alten Ländern. Auf die Frage warum während des Studiums Geld verdient wird antworteten 40 % der Befragten: „Um die Studiengebühren bezahlen zu können.“
Der Anteil der Studierenden, der den Lebensunterhalt zum Teil mit einem Kredit finanziert hat sich seit 2006 verdoppelt. Vergleichsweise hoch ist in Nordrhein-Westfalen mit 19 % der Anteil der Studierenden, die zur Begleichung der Studiengebühren ein eigens dafür eingerichtetes Kreditangebot nutzen.
Besonders lesenswert ist die Erklärung der Wissenschaftler für den drastischen Rückgang der Studierendenzahl vom Wintersemester 2003/04 zum Wintersemester 2004/05 von 531.548 auf 466.302: „Der deutliche Rückgang innerhalb eines Jahres erklärt sich vor allem durch die im Sommersemester 2004 eingeführten Gebühren für so genannte Langzeitstudierende und Studierende im Zweitstudium.“
„Natürlich führen Studiengebühren zu Studienabbrüchen und zur Nichtaufnahme eines Studiums! Wie die Daten zur Inanspruchnahme von Beratung zeigen, ist die Studienfinanzierung des Einzelnen weiterhin das wichtigste Beratungsthema. Studiengebühren verschärfen die Finanzierungsprobleme unnötig anstatt die Hochschulen zu öffnen und die Studierenden zu entlasten.“ sagte Nadine Berger, Geschäftsführerin des Aktionsbündnis gegen Studiengebühren (ABS)
Besonders stark betroffen sind Studierende mit einkommensschwachem Hintergrund, dies belegen die Daten eindrucksvoll. Unter den BaföG-EmpfängerInnen fällt die Quote derjenigen, die zur Begleichung der Studiengebühren einen Kredit aufgenommen haben, mit 43 % weit mehr als doppelt so hoch aus wie unter allen GebührenzahlerInnen mit 17 %. Die Quote der KreditnehmerInnen steigt mit der Höhe der BaföG-Förderung auf bis zu 63 % in der höchsten Gruppe.
„Hier wird die Absurdität aller Studiengebührenprogramme besonders deutlich. Zuerst fördert der Staat 22 % der Studierenden um Sie im selben Moment wieder abzukassieren für höchst fragwürdige Projekte. Dies führt bei vielen zur doppelten und dreifachen Verschuldung, beim Bund ist die Hälfte der Förderung und bei den KreditanbieterInnen die Studiengebühren zurückzuzahlen und gegebenenfalls auch noch der Kredit zur Bestreitung der Lebenshaltungskosten bei einer dritten Stelle.“ so Berger abschließend. (pm)
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