Distanzierung von Henrico F.s Terminabsage

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Nach Medien Posse und Kurt Becks PR- Aktion verabschieden sich Erwerbsloseninitiativen von Henrico Frank

-Dokumentation-
Distanzierung von Henrico F.โ€™s Terminabsage und das Verhalten der PR-Managerin Brigitte Vallenthin
Offener Brief und Kritik an Brigitte Vallenthin, PR-Managerin von Hendric F.

Sehr geehrte Frau Brigitte Vallenthin,

wir, die Unterzeichner, mรถchten Ihnen unser Bedauern ausdrรผcken, dass sie es verpasst haben, im Sinne des Themas Erwerbslosigkeit zu agieren. Stattdessen haben Sie Klischees und deren Erzeuger aufleben lassen. Ein Kurt Beck hat nun mal jetzt gewonnen und Sie hรคtten es in der Hand gehabt, dass er nicht gewinnt. Sie haben somit leider auch viel fรผr Ihre Hartz IV-Plattform verloren. Dabei hรคtten Sie nur gewinnen kรถnnen.

So "tollpatschig" sich Ihr "Betreuter"(?) anfangs angestellt hat, hat sich auch Kurt Beck angestellt. Dies hรคtte man ausnutzen kรถnnen und Beck in die Ecke stellen kรถnnen, er versucht auf die Schnelle etwas zu vertuschen und will Gras drรผber wachsen lassen. Sicher war es wichtig, Henrico F. etwas vor der Presse zu schรผtzen und zu beraten. Nur dafรผr sollte man es kรถnnen und sollte auf jeden fall etwas von Krisen-PR verstehen. Das Kurt Beck als Ministerprรคsident und SPD-Vorsitzender Kontakte hat und deshalb in der Lage ist, einen Job zu vermitteln, liegt auf der Hand. Warum man dann einen Termin und auch den Alternativtermin nicht wahrnimmt, entzieht sich unserem Verstรคndnis. Man hรคtte einen der Termine wahrnehmen mรผssen und gegenรผber der ร–ffentlichkeit dennoch die eigene Sichtweise darstellen kรถnnen. Damit hรคtten Sie viel fรผr die Hartz IV-Plattform tun kรถnnen. Auch hier muss die Frage gestellt werden, in welcher Position man sich befindet. Als erfahrene Pressereferentin, wie Sie sich selbst bezeichnen, hรคtten sie bestimmte Meinungsbildner einschรคtzen kรถnnen mรผssen. Sie hรคtten auch wissen kรถnnen, dass sich Kurt Beck dieser Sache bedient.

Noch schlimmer empfinden wir es, dass Sie als Pressereferentin fรผr jemanden einzelnen auftreten. Hier ist u. E. der Bogen vรถllig รผberspannt. Jemanden beizustehen ist etwas anderes, wie sich eine รคhnliche Funktion aufzuerlegen, die der SPD-Chef hat. Hier stimmen auch die Verhรคltnisse nicht mehr. Ihre Aufgabe wรคre es gewesen, Henrico F. und seine tragische Position aus der Schusslinie zu holen und die Themen Erwerbslosigkeit, Sozialabbau, Repressionen gegen Erwerbslose und das Versagen der neoliberalen Sozial- und Wirtschaftspolitik medienkompetent zu transportieren. Antworten auf diese Fragen kann Kurt Beck genauso wenig geben, wie es Franz Mรผntefering kann, der auch sofort โ€“ wie ich vor 12 Tagen erlebt habe โ€“ das Klischee des tรคtowierten Erwerbslosen herausholt, der mit 3 Schรคferhunden in der Arbeitsagentur auftaucht โ€“ und warum Erwerbstรคtige fรผr solche Menschen tรคtig sein sollen. Leider entsteht jetzt ein รคhnlicher Eindruck und dies macht die Aktion am 2. Januar sehr viel schwerer. Dies hรคtten Sie durch gezielte PR verhindern kรถnnen, bzw. die PR auf unsere Seite bringen kรถnnen.

Dennoch werden wir das Happening veranstalten und werden SPD-Chef Beck jede Menge ernsthaft gemeinte Bewerbungsmappen รผberreichen und werden auf die eigentlichen Forderungen der sozialen Bewegungen zurรผck kommen. Es geht um eine menschenwรผrdige Absicherung von wenigstens 500 EUR, Arbeitszeitverkรผrzung (30 Stunden) damit jeder, der mรถchte an der Arbeitwelt teilhaben kann und letztendlich um Mindestlohn (10 EUR, damit kein Arbeitnehmer ergรคnzendes ALG2 benรถtigt). Ebenso machen wir die Repressionen der Behรถrden deutlich. Denen geht es nur darum, ob jemand im Leistungsbezug ist oder nicht und da ist jedes Mittel recht. Hier kennen wir uns bundesweit sehr gut aus und wissen genau wovon wir sprechen. Diesen Wissensvorsprung kann uns keiner nehmen, da wir belegen kรถnnen, dass dies keine Einzelfรคlle sind.

Wir hรคtten sofort den Termin beim SPD-Vorsitzenden angenommen und hรคtten dies sicher in unserem Sinne der Hebelgesetze fรผr Erwerbslose positiv umgestaltet. Leider haben Sie jetzt genau das Bild des arbeitsunwilligen Erwerbslosen erzeugt. Tut uns leid, unsere Erfahrungen sind dies nicht. Wir wissen leider auch nicht, was Henric F. denkt, da er ja nun mal einen โ€žMaulkorbโ€œ hat. Wir hรคtten jedenfalls eine etwas andere Begleitung sicher gestellt und ihn nicht in die Falle des ยง 31 SGB II laufen lassen. Fรผr uns kรคme so etwas nicht in Frage. Da wรผrden wir eher ein Schritt zurรผck gehen, um dann zwei Schritte vor zugehen.

Mit freundlichen GrรผรŸen
Karl-Heinz Strohmeier (Parteilose Wรคhlergruppe Gelsenkirchen)
Martin Behrsing (Erwerbslosen Forum Deutschland)

Anmerk. Dies ist ein Offener Brief des Erwerbslosenforum, 19.12.06