DGB-Studie: Allein gelassene Hartz IV-Bezieher

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DGB-Studie: Hartz IV-Bezieher werden mit Problemen allein gelassen

19.06.2014

In Deutschland leiden mindestens zwei Millionen Hartz IV-Bezieher an Schulden- oder Suchtproblemen sowie an psychosozialen Schwierigkeiten. Das geht aus einer Untersuchung des DGB hervor. Demnach werden die Betroffenen mit ihren Problemen von den Jobcentern alleingelassen. Nach Einschätzung des DGB bestünden die Defizite des Hartz IV-Systems vor allem darin, dass die Jobcenter viel „fordern“, aber zu wenig „fördern“ würden.

Armut macht krank und grenzt aus
Fast jeder zweite Hartz IV-Bezieher muss mit einer Schulden-, Sucht- oder psychosozialen Problematik zurecht kommen. „Nach vorsichtigen Schätzungen ist etwa die Hälfte der erwerbsfähigen Hilfebedürftigen betroffen. Das bedeutet, dass mehr als zwei Millionen Menschen Bedarf an Schulden-, Sucht- oder psychosozialer Beratung haben“, heißt es in der DBG-Studie. „Der Forschungsbericht im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales geht von 25 Prozent erwerbsfähigen Leistungsberechtigten mit Schuldenproblemen, 10 Prozent mit Suchtproblemen und 20 Prozent mit Bedarf an psychosozialer Betreuung aus.“ Der DGB nimmt für das Jahr 2012 1,13 Millionen erwerbsfähigen Hartz IV-Beziehern mit Schuldenproblemen an. Davon erhielten laut Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) aber nur 32.500 eine Beratung durch die Kommunen. „Von geschätzten 450.000 Hilfe-bedürftigen mit Suchtproblemen erhielten statistisch erfasst 9.000 eine Beratung und von 900.000 Menschen mit psychosozialen Problemen wurden nur 20.000 kommunale Hilfen gemeldet“, heißt es weiter in der DGB-Auswertung.

„Die Defizite im Hartz-IV-System bestehen vor allem darin, dass das Fordern sehr großgeschrieben wird, aber das Fördern zum Teil viel zu kurz kommt", erklärte der DGB-Arbeitsmarktexperte Wilhelm Adamy gegenüber der „Saarbrücker Zeitung". Die Betroffenen benötigten aber dringend eine soziale Stabilisierung, um in den Arbeitsmarkt integriert werden zu können.

Jüngst bestätigte eine Untersuchung der DAK-Gesundheit, dass Erwerbslose über ein besonders hohes Stresslevel verfügen. Die dauerhaften Existenzsorgen belasten die Gesundheit der Betroffenen zum Teil erheblich. Schuld sind unter anderem die zu niedrigen Hartz IV-Regelsätze, die nicht ausreichen, um das Existenzminimum tatsächlich zu sichern. So haben nicht nur immer mehr Leistungsberechtigte Stromschulden angesichts steigender Energiekosten, viele sehen sich gezwungen Kredite aufzunehmen, um ihr Leben zu finanzieren. Das traurige Ergebnis der DGB-Studie ist deshalb wenig überraschend. (ag)

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