Bürgergeld: Statt Berufsausbildung eine Erwerbsminderungsrente gegen den eigenen Willen

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Robert H. ist 38 Jahre alt und möchte seit vielen Jahren endlich eine Ausbildung abschließen. Dabei fühlt er sich zwischen Rentenversicherung und Jobcenter hin- und hergeschoben. Prozesse, die er gegen die Behörden führte, nagen an seiner Gesundheit. In seiner Not wandte er sich an die Gegen-Hartz.de Redaktion, damit sein Fall öffentlich wird.

Ausbildungsförderung scheitert

In jungen Jahren meldete Herr H sich beim Jobcenter als arbeitssuchend. In der Eingliederungsvereinbarung beschloss er mit der damals zuständigen Mitarbeiterin die Förderung einer Ausbildung zum Masseur / medizinischem Bademeister.

Damit war er weit fortgeschritten und brauchte finanzielle Mittel, um das für die Prüfung notwendige Material zu bezahlen. Das Jahresbudget war, laut der Mitarbeiterin, aufgebraucht, und sie sagte, er könne die Prüfung im folgenden Jahr absolvieren.

Jobcenter hält sich nicht an Abmachungen

Im folgenden Jahr wechselte allerdings die Mitarbeiterin, und die jetzt Zuständige wollte von dieser Ausbildung nichts mehr wissen, sondern versuchte, Herrn H in andere Stellen zu vermitteln.

Er bewarb sich viele Male, nahm an etlichen Maßnahmen der Jobcenter teil, diese führten aber alle nicht zum Abschluss einer Ausbildung. Er beharrte nach wie vor auf dem Eingliederungsvertrag und versuchte dies letztlich auch juristisch durchzusetzen.

Dann wieder jobbte er ohne Ausbildung in diversen Bereichen, fiel aber immer wieder ins Jobcenter zurück.

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Vertrauensbruch

Zudem litt sein Vertrauensverhältnis im Jobcenter. Er hatte eine gesetzliche Betreuerin, die “seinen Papierkram” organisierte und diese reichte, entgegen der ärztlichen Schweigepflicht und gegen seinen ausdrücklichen Willen, ärztliche Unterlagen an die Beraterin vom Jobcenter weiter.

Erwerbsminderung aufgrund eines falschen Gutachtens

Irgendwann beantragte er eine Reha-Maßnahme. Er hatte keine akute Erkrankung und auch keine diesbezüglichen Diagnosen, sondern wollte “eine Auszeit nehmen”, weil er sich “allgemein erschöpft” fühlte.

“Statt Auszeit Diagnose Schizophrenie

Nach wenigen Tagen in der Reha in Freiburg im Breisgau wurde er dann krank geschrieben, und zwar mit einer Diagnose, die er nie zuvor mit sich in Verbindung gebracht hätte. Laut den Fachärzten sollte er an einer Schizophrenie leiden. Herr H sagt: “Das Gutachten ist falsch.”

In der Folge stufte ihn die Rentenversicherung als voll ewerbsgemindert ein, und er erhielt eine Erwerbsminderungsrente – gegen seinen Willen.

Aus der Diagnose herausgekämpft

Er holte Gutachten von mehren unabhängigen Fachärzten ein, die bestätigten, dass er weder an einer Schizophrenie noch an einer anderen psychiatrischen Erkrankung leide und versuchte, dies auch juristisch durchzusetzen.

Mit der vollen Erwerbsminderung durfte / konnte er keine Ausbildung abschließen. So vergingen vier Jahre, in denen er sich, wie er sagt, aus “der Erwerbsminderung herauskämpfte”.

Er legte Widerspruch bei der Rentenversicherung ein, wollte zumindest eine nur teilweise Erwerbsminderung erreichen, damit er eine schulische Ausbildung absolvieren kann. Schließlich galt er nicht mehr als erwerbsgemindert.

Zurück in die Erwerbsminderung

Dann jedoch bekam er epileptische Anfälle, insgesamt vier. Damit gilt er jetzt als zu 50 Prozent schwerbehindert und ist wieder dort, wo er nicht sein wollte – in der Rente wegen voller Erwerbsminderung. Zusätzlich erhält er aufstockende Leistungen der Sozialhilfe.

“Gehen Sie doch in Rente”

Herr H fragt, warum das Jobcenter ebenso wie Gerichte, sein Bedürfnis, eine Ausbildung abzuschließen, immer wieder ignorierten. So sagte eine Richterin: “Gehen Sie doch in Rente”, obwohl er gerade dargelegt hatte, dass er genau das nicht will und auch gesundheitlich nicht muss.

Psychischer Druck

Herr H ist überzeugt, dass die epileptischen Anfälle psychisch ausgelöst sind, und zwar durch den Behördendruck und die “Strapazen, von einem zum anderen getrieben zu werden”, die auf ihm lasten.

Zwischen den Stühlen

Heute weiß Herr H nicht mehr ein noch aus. Manchmal überlegt er, trotz der von der Rentenversicherung festgestellten Erwerbsminderung einfach “ranzuklotzen”, fürchtet aber, dann die Erwerbsminderung zu verlieren und wieder in die Mühlen des Jobcenters zu geraten. Da aber, sagt er “möchte ich nie wieder im Leben hin”.

Ist das Bürgergeld besser als Hartz IV?

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