Bürgergeld: McDonald’s-Essen für arme Kinder? So will es der Ösi-Bundeskanzler

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In Österreich tobt, wie in Deutschland, die Debatte um Kinderarmut in einem reichen Land. Dort wie hier, stehen Sozialverbände und sozial orientierte Politiker/innen einerseits Neoliberalen, Konservativen und Rechten andererseits gegenüber.

Sozialverbände und Sozialexpert/innen zeigen akribisch, dass für Kinderarmut vor allem fehlende Förderung verantwortlich ist – durch Gesellschaft wie Staat und ein unzureichendes soziales Netz. Populistische und rechtsextreme Politiker verschieben hingegen die Verantwortung auf die Eltern. Diese hätten, so die Unterstellung, genug Geld, um ihre Kinder zu ernähren, könnten damit aber nicht haushalten.

„Kinder sollen Hamburger bei McDonald‘s essen“

Karl Nehammer, der Bundeskanzler Österreichs hatte bereits im Juli in einem Weinkeller Aussagen getätigt, die jetzt die politische Landschaft erschüttern, nachdem eine Videoaufnahme davon im Internet kursiert.

Der österreichische Kanzler antwortete auf die Frage nach staatlichen warmen Mahlzeiten für bedürftige Schulkinder: „Wisst ihr, was die billigste warme Mahlzeit in Österreich ist? Sie ist nicht gesund, aber sie ist billig: ein Hamburger bei McDonald’s.“ So rechnet er, dass ein Hamburger mit Pommes 3,50 Euro kosten.

„Wenn ich zu wenig Geld habe, gehe ich mehr arbeiten“

Die Frage, ob die staatliche Unterstützung für das sozioökonomische Existenzminimum ausreiche, kommentierte er: „Wenn ich zu wenig Geld habe, gehe ich mehr arbeiten.“ Diie Teilzeitquote zeige jedoch, so Nehammer, dass dies offenbar nicht geschehe.

Teilzeit aus Bequemlichkeit?

In Wirklichkeit zeigt die Teilzeitquote vermutlich etwas gänzlich Anderes. In Österreich fehlt es, ebenso wie in Deutschland, massiv an Betreuungsplätzen für Kinder. Vermutlich arbeiten viele Eltern, besonders Mütter, in Teilzeit, weil sie nicht in Vollzeit arbeiten können – nicht, weil sie es nicht wollen.

Das Defizit an Betreuung hat mit den Eltern der Kinder nun gerade nicht das geringste zu tun. Im Gegenteil handelt es sich hier um ein Versagen der Politik. Konkret ist zuallererst die ÖVP als Regierungspartei, und damit Nehammer für die fehlenden Betreuungsplätze verantwortlich. Der Kanzler schiebt also seine eigene Schuld bedürftigen Eltern unter.

Hamburger statt Hunger?

Nehammers Aussage, einen Hamburger mit Pommes bei Mc Donald‘s als ausreichend zu werten, ist absurd. Fast Food ist keineswegs besonders billig, auch wenn es ausschließlich um die Zufuhr von Kalorien geht.

Ein Hamburger mit Pommes liegt bei rund 500 Kilokalorien. Ein älteres Kind benötigt rund 1800 Kalorien pro Tag. Um sich diese zuzuführen wären also drei Hamburger mit Pommes Frites plus ein weiterer Hamburger ohne Pommes pro Tag notwendig. Da sind wir dann bei ungefähr 13 Euro. Das ist für Bedürftige keineswegs günstig.

„Sie ist nicht gesund, aber sie ist billig“

Hans Riedler aus Linz bezeichnete in einem Leserbrief Nehammers Aussage, als „zynisch und verantwortungslos“. Tatsächlich spuckt Nehammer hier auf eine Grundlage des sozioökonomischen Existanzminimums.

Dieses muss nämlich eine ausreichende und gesunde Ernährung gewährleisten. Das bedeutet nicht nur Kalorien, es bedeutet, gerade bei Kindern, die Versorgung mit allen nötigen Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen, Aminosäuren, Fetten, Proteinen und weiteren Vitalstoffen.

Verantwortungslosigkeit trifft Nehammers Aussage hier sehr genau, denn in Großbritannien läuft zum Beispiel eine staatliche Kampagne für gesundes Essen mit Gemüse, Obst und Hülsenfrüchten, gerade, weil der Schüler:innenkonsum von „Hamburgern und Pommes Frites“ als gesellschaftliches Problem erkannt ist.

Skorbut und Rachitis

Nehammers Aussage lässt an dunkle Zeiten auch in Europa denken, als Rachitis und Skorbut bei Arbeiter:innenkindern weit verbreitet waren. Rachitis, bei der die Knochen sich verformen, entsteht durch einen Viatmin-D Mangel und mangelnde Aufnahme an Kalzium. Skorbut ist ein Mangel an Vitamin C.

Eine Ernährung mit Hamburgern und Pommes Frites, die fast ausschließlich aus einfachen Kohlenhydraten und minderwertigen Fetten besteht, zuviel Salz und Zucker besteht, führt zwangsläufig zu Mangelernährung. Eine solche nimmt Österreichs Bundeskanzler mit seiner Empfehlung, Hamburger und Pommes zu essen, für arme Kinder in Kauf.