Bürgergeld: Kühlschrank kaputt, Konto leer: Das muss das Jobcenter zahlen

Immer mehr Haushalte im Bürgergeld geraten in Zahlungsverzug. Fast jeder Fünfte meldet Rückstände bei Energie oder Miete. Gleichzeitig können über 80 Prozent unerwartete Ausgaben – etwa für einen kaputten Kühlschrank – nicht aus eigener Kraft stemmen. Und wenn Möbel verschleißen, steht schnell die Frage im Raum: Wer zahlt die Ersetzung?

Rückstände bei Energie und Miete: Erst handeln, dann verhandeln

Rückstände bei Miete oder Energie sind existenzgefährdend. Der erste Schritt ist immer: Kontakt aufnehmen – mit der Vermieterin bzw. dem Energieversorger, bevor Kündigung oder Sperrandrohung wirksam werden. Ziel ist ein bezahlbarer Ratenplan. Parallel sichern Sie sich staatliche Hilfen, damit es nicht erneut kippt.

Problem Sofortmaßnahme
Mietrückstand / Kündigungsdrohung Schriftlich einen Ratenplan vorschlagen (realistisch und schriftlich bestätigen lassen). Parallel beim Jobcenter Schuldenübernahme als Darlehen beantragen, um Wohnungslosigkeit abzuwenden.
Stromsperre angedroht Beim Versorger Entsperr-/Ratenvereinbarung verhandeln. Gleichzeitig beim Jobcenter Darlehen zur Abwendung einer akuten Notlage beantragen und Direktzahlung an den Versorger anregen.
Hohe Abschläge heizen die Schulden an Abschlagsprüfung verlangen (Jahresabrechnung, Zählerstände). Beim Jobcenter angemessene Heizkosten geltend machen; bei Haushaltsstrom: Darlehen im Sperrfall möglich.

Wichtig: Kaltmiete und angemessene Heizkosten sind grundsätzlich vom Jobcenter zu übernehmen. Bei Mietschulden kommt eine Darlehensübernahme in Betracht, wenn sonst Wohnungslosigkeit droht. Haushaltsstrom wird nicht als Unterkunftskosten gezahlt – im Sperrfall ist aber ein Darlehen möglich, um die Grundversorgung zu sichern.

Immer gleichzeitig prüfen: Wohngeld- oder Bürgergeld-Anspruch, Aktualisierung der KdU (Kosten der Unterkunft), Abschlagskorrektur beim Versorger.

Muster: Ratenplan-Vorschlag an Vermieterin/Energieversorger

Sehr geehrte Damen und Herren,
aufgrund einer vorübergehenden Notlage ist mir die vollständige Zahlung derzeit nicht möglich.

Ich schlage folgenden Ratenplan vor: XX,XX € monatlich, jeweils zum [Datum], beginnend ab [Datum].
Parallel habe ich beim Jobcenter Leistungen zur Schuldenübernahme/Darlehen beantragt und eine Direktüberweisung an Sie angeregt.

Ich bitte um schriftliche Bestätigung und darum, Vollstreckungsmaßnahmen/Sperren bis zur Entscheidung des Jobcenters auszusetzen.
Mit freundlichen Grüßen

Muster: Antrag an das Jobcenter (Darlehen + Direktüberweisung)

Betreff: Antrag auf Darlehen zur Schuldenübernahme sowie Direktzahlung an den Energieversorger/Vermieter

Sehr geehrte Damen und Herren,
zur Abwendung von Wohnungslosigkeit/Stromsperre beantrage ich ein Darlehen für folgende Rückstände: [Betrag, Gläubiger, Vertrags-/Kundennummer].

Ich rege an, die Auszahlung zweckgebunden direkt an den Gläubiger vorzunehmen. Die Rückzahlung kann über monatliche Aufrechnung in zulässiger Höhe erfolgen.

Beigefügt: Mahnung/Sperrandrohung, Ratenvorschlag, Kontoauszüge, Mietvertrag/Abrechnung.
Mit freundlichen Grüßen

Unerwartete Ausgaben abfedern: Wenn der Kühlschrank streikt

Ein kaputter Kühlschrank, eine defekte Waschmaschine oder eine notwendige Reparatur – viele Haushalte können solche Notfälle nicht aus Rücklagen bezahlen. Das SGB II kennt dafür zwei Wege: Darlehen bei unabweisbarem Bedarf und Zuschüsse für Erstausstattung, wenn tatsächlich (wieder) eine Erstausstattung vorliegt.

Bedarf Was ist drin
Unabweisbarer einmaliger Bedarf (Darlehen) Für akute, unaufschiebbare Anschaffungen wie Kühlschrank, Herd, Waschmaschine. Das Jobcenter gewährt ein Darlehen, Rückzahlung durch Aufrechnung in vertretbarer Höhe.
Erstausstattung (Zuschuss) Wenn keine Grundausstattung vorhanden ist (z. B. nach Wohnungsbrand, Trennung, Wohnungslosigkeit, erstmaliger Bezug). Zuschuss, keine Rückzahlung.

Nachweise, die überzeugen:
Stets beifügen: Defektnachweis (Foto, Reparaturkalkulation), Kostenvoranschlag/Link zu einem einfachen, gebrauchten oder günstigen Gerät, Eilbedürftigkeit dokumentieren (z. B. verderbliche Lebensmittel, Kinder im Haushalt). Bei Haushaltsgeräten gilt: Funktionsfähigkeit vor Komfort – No-Frost und XXL sind Luxus, Basismodell ist angemessen.

Muster: Kurz-Antrag „unabweisbarer Bedarf – Kühlschrank“

Betreff: Antrag auf Darlehen für unabweisbaren Bedarf – Kühlschrank

Ist Ihr Bürgergeld-Bescheid korrekt?

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Bescheid prüfen

Sehr geehrte Damen und Herren,
mein Kühlschrank ist am [Datum] ausgefallen (siehe Foto/Bestätigung). Eine Reparatur ist unwirtschaftlich (Kostenvoranschlag anbei). Zur Sicherstellung einer haushaltsüblichen Ernährung beantrage ich ein Darlehen für ein einfaches, gebrauchtes/neues Basismodell zum Preis von XX,XX €.

Ich bitte um Eilentscheidung und Direktzahlung an den Händler bzw. um Auszahlung gegen Vorlage der Rechnung.
Mit freundlichen Grüßen

Möbel defekt – Ersatz oder Erstausstattung?

Viele Betroffene können abgenutzte Möbel nicht ersetzen. Grundsatz: Laufender Verschleiß ist im Regelbedarf enthalten. Ausnahmen: Wenn keine Grundausstattung vorhanden ist (z. B. nach Einzug, Trennung, Brand) oder eine akute Notlage entsteht, kann das Jobcenter helfen – als Erstausstattung (Zuschuss) oder Darlehen.

Situation Realistische Chance
Erstbezug/Neugründung (eigene Wohnung, nach Trennung/Flucht) Erstausstattung als Zuschuss: Bett, Matratze, Tisch, Stühle, Schrank, grundlegende Küchenmöbel/geräte – angemessen, oft auch gebraucht.
Totalschaden einzelner Möbel (z. B. Bett bricht, keine Ersatzmöglichkeit) Darlehen möglich, wenn unabweisbar (z. B. kein Schlafplatz). Nachweis: Foto, kurze Begründung, warum keine zumutbare Übergangslösung besteht.
Normale Abnutzung(Schönheitsreparatur, Deko, Komfort) Regelbedarf – das Jobcenter zahlt nicht. Spartipps, Secondhand, Sozialkaufhaus.

Secondhand-Zumutbarkeit: Sozialkaufhäuser, Kleinanzeigen oder kommunale Töpfe sind zumutbar, solange funktionsfähig, sauber, angemessen. Sie dürfen aber kein Risiko darstellen (Schimmel, Bruchstellen). Bei Betten/Matratzen und Kinderzimmermöbeln erkennen viele Jobcenter Neukauf an, wenn Secondhand unzumutbar oder nicht verfügbar ist. Dokumentieren Sie die Marktlage (Screenshots/Preise).

Muster: Antrag „Erstausstattung – Grundmöbel“

Betreff: Antrag auf Erstausstattung der Wohnung

Sehr geehrte Damen und Herren,
nach [Einzug/Trennung/Brand am …] verfüge ich nicht über eine grundlegende Wohnungsausstattung. Ich beantrage Erstausstattung für folgende Basismöbel: Bett/Matratze, Schrank, Tisch, zwei Stühle, Küchenzeile/Spüle.

Angebote aus Sozialkaufhäusern/gebraucht sind geprüft; wo verfügbar, werde ich diese nutzen. Bitte bewilligen Sie pauschal/gegen Nachweis.
Mit freundlichen Grüßen

So bringen Sie Ordnung in die Unterlagen: Die Nachweis-Checkliste

Nachweis Warum wichtig
Mahnung/Sperrandrohung/Kündigung Belegt die Eilbedürftigkeit und die Gefahr(Wohnungsverlust/Stromsperre).
Ratenplan-Vorschlag / Antwort des Gläubigers Zeigt Ihre Mitwirkung und kann die Entscheidung beschleunigen.
Verträge/Abrechnungen/Zählerstände Grundlage für Angemessenheit und Abschlagskorrektur.
Fotos/Kostenvoranschläge (Geräte/Möbel) Belegt Defekt und angemessene Kosten.
Kontoauszüge (relevante Monate) Dokumentiert Bedarfslage und Zahlungsfluss.

Direktüberweisung: Wenn das Geld gar nicht erst „verpuffen“ soll

Gerade bei Energie- und Mietschulden lohnt es sich, die Direktzahlung an die Vermieterin oder den Versorger anzuregen. Das schützt vor Fehlleitungen und stärkt das Vertrauen der Gläubiger. Formulieren Sie im Antrag klar: „zweckgebundene Auszahlung direkt an …“.

Bitten Sie den Gläubiger parallel, Vollstreckung/Sperre auszusetzen, bis das Jobcenter entscheidet.

Häufige Fallstricke – und wie Sie sie vermeiden

Achten Sie darauf, nur Raten zu vereinbaren, die Sie dauerhaft tragen können – ein überzogener Plan kippt schnell und verschärft die Lage. Beantragen Sie bei Geräten und Möbeln konsequent Basismodelle; teure Extras werden häufig abgelehnt oder gekürzt.

Begründen Sie im Antrag klar die Eilbedürftigkeit, also warum es sofort nötig ist – etwa wegen einer drohenden Sperre, Kündigung oder weil ohne Kühlschrank keine angemessene Ernährung möglich ist. Zeigen Sie, dass Sie Alternativen geprüft haben: Secondhand-Angebote, Sozialkaufhaus oder günstige Modelle belegen Ihre Sparsamkeit und stärken den Antrag.

Und vor allem: Suchen Sie aktiv das Gespräch mit Vermieter*innen oder Versorgern – offene Kommunikation schafft Zeit, verhindert Sperren und erleichtert tragfähige Lösungen.

Schritt-für-Schritt: Heute anfangen

Schritt Was Sie jetzt konkret tun
1 Unterlagen sammeln (Mahnung, Verträge, Fotos, Kostenvoranschläge, Kontoauszüge).
2 Ratenplan an Vermieter/Versorger schreiben und um Sperren-Stopp bitten.
3 Antrag beim Jobcenter einreichen: Darlehen/Erstausstattung, Direktzahlung anregen.
4 Abschläge prüfen lassen und KdU aktualisieren (Angemessenheit, Heizkosten).
5 Schuldnerberatung kontaktieren (kommunal/Caritas/Diakonie) – Hilfe bei Verhandlungen und Budgetplan.

Wohnung sichern, Alltag stabilisieren

Mit einem realistischen Ratenplan, einer Direktüberweisung an Gläubiger und zielgenauen Jobcenter-Leistungen lassen sich Miet- und Energieschulden häufig entschärfen. Für Notanschaffungen gibt es Darlehen, bei echter Erstausstattung sogar Zuschüsse.

Entscheidend ist, schnell zu handeln, die Eilbedürftigkeit sauber zu belegen und angemessene Lösungen zu beantragen. So bleibt das Dach über dem Kopf – und der Alltag wird wieder planbar.