Krankengeld: Krankenkasse fragt nach Einwilligung zu telefonischem Kontakt – Das musst Du jetzt tun

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Immer hรคufiger erhalten Versicherte Post oder Eโ€‘Mails, in denen ihre Krankenkasse um eine Einwilligung zur telefonischen Kontaktaufnahme bittet. Auf den ersten Blick klingt das harmlos: SchlieรŸlich lassen sich viele Anliegen am Telefon schneller klรคren als per Brief.

Doch hinter der scheinbar selbstverstรคndlichen Bitte verbirgt sich ein klar geregelter datenschutzrechtlicher Rahmen. Denn ohne ausdrรผckliche Zustimmung dรผrfen die Kassen nur in eng begrenzten Ausnahmefรคllen zum Hรถrer greifen. Genau diese Konstellation sorgt regelmรครŸig fรผr Verunsicherung bei Betroffenen.

Der rechtliche Rahmen: DSGVO, SGBย V und Rundschreiben des Bundesamts fรผr Soziale Sicherung

Die Datenschutzโ€‘Grundverordnung (DSGVO) verpflichtet Krankenkassen dazu, jede nicht zwingend notwendige Datenerhebung auf ein Minimum zu beschrรคnken. Dazu zรคhlt auch die Abfrage einer Telefonnummer fรผr spรคtere Anrufe.

Ergรคnzend hat das Bundesamt fรผr Soziale Sicherung (BAS) in mehreren Rundschreiben betont, dass Werbeโ€‘ und Serviceanrufe nur nach dokumentierter Einwilligung zulรคssig sind.

Im Bereich des Krankengeldโ€‘Fallmanagements verweist das BAS ausdrรผcklich auf ยงโ€ฏ275 Abs.โ€ฏ1โ€ฏSatzโ€ฏ1โ€ฏNr.โ€ฏ3 SGBย V: Eine telefonische Befragung ist erst zulรคssig, wenn der Versicherte vorab klar informiert wurde und schriftlich zustimmt.

Warum die Krankenkasse รผberhaupt anruft

Ziel der meisten Telefonate ist es, Sachverhalte rasch zu klรคren: Etwa wenn Unterlagen fehlen, Rรผckfragen zu einem Heilโ€‘ und Kostenplan auftauchen oder der Leistungsabteilung Unklarheiten rund um eine Arbeitsunfรคhigkeitsbescheinigung begegnen.

Gerade bei komplexen Fรคllen mit mehreren beteiligten ร„rzten kann ein Gesprรคch Missverstรคndnisse schneller ausrรคumen als ein mehrwรถchiger Briefwechsel. Das spart Zeit auf beiden Seiten und reduziert im Idealfall auch den bรผrokratischen Aufwand.

Die heikle Seite des schnellen Drahts

In der Praxis berichten Betroffene jedoch immer wieder von Situationen, in denen Telefonate zum Stressfaktor werden. Besonders Versicherte, die Krankengeld beziehen, fรผhlen sich mitunter unter Druck gesetzt, wenn Sachbearbeitende plรถtzlich nach dem voraussichtlichen Ende der Arbeitsunfรคhigkeit fragen oder gar eine baldige Wiederaufnahme der Arbeit nahelegen.

Der Sozialverband Deutschland (SoVD) und die Verbraucherzentralen warnen seit Jahren davor, in solchen Momenten vorschnell Zusagen zu machen โ€“ nicht zuletzt, weil Aussagen am Telefon selten lรผckenlos dokumentiert werden und sich im Streitfall kaum belegen lassen.

Versichertenrechte: Widerruf und Transparenz

Die gute Nachricht: Eine einmal erteilte Einwilligung ist keineswegs endgรผltig. Versicherte dรผrfen sie jederzeit ohne Angabe von Grรผnden widerrufen โ€“ formlos per Brief, Eโ€‘Mail oder sogar telefonisch.

Ab diesem Zeitpunkt muss die Krankenkasse wieder den schriftlichen Weg wรคhlen, solange der Versicherte nicht erneut zustimmt. Zusรคtzlich verpflichtet ยงโ€ฏ67bโ€ฏSGBโ€ฏX in Verbindung mit Art.โ€ฏ15โ€ฏDSGVO die Krankenkassen, jedes Telefonprotokoll auf Wunsch herauszugeben. Damit sollen Nachfragen im Nachhinein nachvollziehbar bleiben.

Was tun, wenn der Anruf unangenehm wird?

Wer wรคhrend eines Gesprรคchs das Gefรผhl hat, unter Druck gesetzt zu werden, darf das Telefonat jederzeit abbrechen. Hรถfliche Umgangsformen mรผssen dann zurรผckstehen, betont der VdK: Es ist rechtlich zulรคssig, aufzulegen, sobald die Lage als bedrรคngend empfunden wird.

AnschlieรŸend empfiehlt sich ein schriftlicher Widerruf der Einwilligung, damit kรผnftige Kontakte nur noch per Post oder Eโ€‘Mail erfolgen. Dieser Schritt verschafft Zeit, Fragen in Ruhe zu prรผfen, etwa mit Unterstรผtzung eines Sozialverbands, einer Patientenโ€‘ oder oder Verbraucherberatung.

Tipps fรผr einen souverรคnen Umgang

Prรผfen Sie zunรคchst, ob Sie รผberhaupt eine telefonische Abkรผrzung benรถtigen. Wer hรคufig unterwegs ist und unkompliziert Rรผckfragen beantworten mรถchte, kann der Bitte guten Gewissens nachkommen.

Wichtig ist lediglich, sich der Mรถglichkeit des Widerrufs bewusst zu sein. Wer hingegen bereits negative Erfahrungen gemacht hat, starke gesundheitliche Belastungen spรผrt oder komplexe Leistungsantrรคge verfolgt, fรคhrt hรคufig besser, wenn er auf dem schriftlichen Verfahren besteht. So lassen sich Aussagen in Ruhe nachlesen und bei Bedarf mit unabhรคngigen Stellen diskutieren.

Ausblick

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen schreitet voran, doch das Telefon bleibt fรผr viele Krankenkassen ein zentrales Serviceinstrument. Solange die gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden, bietet der direkte Draht durchaus Vorteile.

Entscheidend ist, dass Versicherte ihre Rechte kennen, sich nicht unter Druck setzen lassen und im Zweifel auf schriftliche Korrespondenz bestehen. Dann wird aus der freiwilligen Einwilligung kein ungewolltes Einfallstor fรผr Stress, sondern ein nรผtzliches Werkzeug fรผr eine effiziente Kommunikation.