In einem fiktiven Beispiel gehen wir heute der Frage nach, ob es sich lohnt, erst mit 65 in Rente zu gehen oder der frühere Eintritt in die Altersrente mit 63 sich bereits lohnt.
In unserem Beispiel ist wurde Frau Meyer 1964 geboren, sie ist verwitwet, bezieht eine Witwenrente und derzeit in Teilzeit erwerbstätig.
Frau Meyer steht vor der Wahl, entweder mit 63 Jahren in Rente zu gehen, jedoch mit einem Rentenabschlag von 14,4%, oder bis 65 Jahre weiterzuarbeiten, um eine abschlagsfreie Altersrente für besonders langjährig Versicherte zu erhalten.
Doch was macht für sie mehr Sinn? Und mit wie viel Abschlag muss Frau Meyer rechnen?
Rentenbeginn und die Auswirkungen
Frau Meyer hat zwei Optionen:
- Rentenbeginn mit 63 Jahren: Mit einem Rentenabschlag von 14,4%.
- Rentenbeginn mit 65 Jahren: Abschlagsfreie Rente.
Es ist klar, dass Frau Meyer bei einem Rentenbeginn mit 65 Jahren insgesamt mehr Geld zur Verfügung haben wird als bei einem Rentenbeginn mit 63 Jahren, selbst nach Abzug der Steuern und der Anrechnung der eigenen Rente auf die Witwenrente.
Die entscheidende Frage ist jedoch, wie viel höher ihr Einkommen bei einem Rentenbeginn mit 65 Jahren tatsächlich sein wird und ob sich die zusätzlichen zwei Jahre Arbeit lohnen.
Berechnung des Rentenanspruchs
- Rentenbeginn mit 65 Jahren:
- Bruttorente: 1800 €
- Betriebsrente: 450 €
- Witwenrente nach Anrechnung: 1278 €
- Gesamtbruttorente: 3528 €
- Nach Abzug von 12% für Kranken- und Pflegeversicherung: 3092 €
- Rentenbeginn mit 63 Jahren:
- Bruttorente: 1515 € (nach Rentenabschlag)
- Betriebsrente: 385 €
- Witwenrente nach Anrechnung: 1378 €
- Gesamtbruttorente: 3278 €
- Nach Abzug von 12% für Kranken- und Pflegeversicherung: 2884 €
Nettorente und Steuerbelastung
Die Nettorente nach Steuern ist stark von der individuellen Steuerlast abhängig.
Frau Meyer zu versteuerndes Einkommen liegt bei etwa 42.000 € jährlich, was einen Grenzsteuersatz von ca. 34% bedeutet.
Von den zusätzlichen 217 €, die Frau Meyer bei einem späteren Rentenbeginn mehr hätte, bleiben nach Steuern etwa 143 € monatlich übrig, was auf das Jahr hochgerechnet rund 1716 € ausmacht.
Langfristige Perspektive
Entscheidet sie sich für den Rentenbeginn mit 63 Jahren, würde sie bereits 24 Monate lang jeden Monat mindestens 1230 € an Rentenzahlungen erhalten.
Nach 24 Monaten hätte sie somit rund 30.000 € mehr angespart als beim späteren Rentenbeginn.
Um diesen Vorsprung aufzuholen, würde sie ca. 17 bis 18 Jahre benötigen!
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Ergebnis
Sollte Frau Meyer deutlich älter als 83 Jahre werden, hätte sich der spätere Rentenbeginn rein finanziell betrachtet ausgezahlt.
Allerdings geht es bei der Entscheidung zwischen einem Rentenbeginn mit 63 oder 65 Jahren nicht nur um finanzielle Aspekte, sondern auch um die Lebensqualität.
Ein früherer Rentenbeginn könnte für sie ein deutliches Plus an Lebensqualität bieten, insbesondere wenn sie ihre Teilzeitbeschäftigung aufgeben kann, was sie ohnehin schon lange vorhat.
Wie so oft, gibt es keine klare Antwort, die für alle richtig ist. Die Entscheidung hängt von den individuellen Lebensumständen und Prioritäten ab. Diese Berechnung soll jedoch die Entscheidung erleichtern, wann der eigene Rentenbeginn mit einer Witwenrente Sinn machen könnte.
Carolin-Jana Klose ist seit 2023 Autorin bei Gegen-Hartz.de. Carolin hat Pädagogik studiert und ist hauptberuflich in der Gesundheitsprävention tätig. Ihre Expertise liegt im Sozialrecht, Gesundheitsprävention sowie bei gesellschaftspolitischen Themen. Sie ist aktiv in der Erwerbslosenberatung und engagiert sich politisch für Armutsbetroffene.