Wer gesetzlich krankenversichert ist und nach Ablauf der sechswรถchigen Lohnfortzahlung Krankengeld bezieht, bleibt in der gesetzlichen Rentenversicherung grundsรคtzlich pflichtversichert.
Fรผr diese Monate flieรen also weiter Rentenbeitrรคge โ allerdings nicht in voller, sondern in geminderter Hรถhe. Maรgeblich ist eine fiktive Beitragsbemessung von 80 Prozent des zuvor erzielten Arbeitsentgelts (bis zur Beitragsbemessungsgrenze).
Das fรผhrt zu weniger Entgeltpunkten als wรคhrend regulรคrer Beschรคftigung und damit zu einem leichten Minus bei der spรคteren Rente. Rechtsgrundlagen sind insbesondere ยง 3 und ยง 166 SGB VI; die Beitragstragung regelt ยง 170 SGB VI.
Inhaltsverzeichnis
Was in der Rentenbiografie wirklich passiert
Wรคhrend des Bezugs von Krankengeld gelten diese Monate als Pflichtbeitragszeiten in der Rentenversicherung. Sie zรคhlen voll fรผr Wartezeiten (z. B. die allgemeine Wartezeit von 5 Jahren, die 35-jรคhrige Wartezeit sowie โ besonders wichtig โ die 45-jรคhrige Wartezeit fรผr die Altersrente fรผr besonders langjรคhrig Versicherte).
Gesetzlich wird ausdrรผcklich festgelegt, dass โZeiten des Bezugs von Leistungen bei Krankheitโ auf die 45-Jahres-Wartezeit angerechnet werden, soweit es sich โ wie beim Krankengeld โ um Pflichtbeitrags- oder Anrechnungszeiten handelt.
Warum โ80 Prozentโ den Unterschied machen
Entgeltpunkte sind die Wรคhrung der Rente. Fรผr ein Kalenderjahr mit Durchschnittsverdienst entsteht 1,0 Entgeltpunkt; die spรคtere Monatsrente ergibt sich aus den addierten Entgeltpunkten multipliziert mit dem aktuellen Rentenwert.
Beim Krankengeld ist die Beitragsbemessungsgrundlage jedoch auf 80 Prozent des frรผheren Arbeitsentgelts festgelegt.
Wer zuvor genau im Bundesdurchschnitt verdient hat, erwirbt deshalb in einem vollen Jahr Krankengeld typischerweise rund 0,8 Entgeltpunkte statt 1,0. Die Entgeltpunkte werden nach ยง 70 SGB VI immer im Verhรคltnis zum jeweiligen Durchschnittsentgelt berechnet.
So groร ist das Rentenminus in Euro
Seit dem 1. Juli 2025 betrรคgt der aktuelle Rentenwert 40,79 Euro je Entgeltpunkt. Gegenรผber einem Beschรคftigungsjahr mit 1,0 Entgeltpunkt fehlen bei einem Krankengeldjahr mit 0,8 Entgeltpunkten somit 0,2 Entgeltpunkte.
Das sind rund 8,16 Euro weniger Monatsrente vor Steuern und Sozialabgaben โ dauerhaft, also fรผr die gesamte Rentenbezugszeit. Bei 20 Rentenjahren summiert sich das rechnerisch auf knapp 1.960 Euro. Fรผr รผberdurchschnittliche Verdienste ist die Lรผcke absolut hรถher (z. B. 1,5 EP in Arbeit vs. 1,2 EP im Krankengeldjahr โ 12,24 Euro monatlich), fรผr unterdurchschnittliche entsprechend niedriger โ jeweils gedeckelt durch die Beitragsbemessungsgrenze.
Drei Phasen, drei Effekte
In der Praxis ist der Verlauf oft dreigeteilt. Zuerst zahlt der Arbeitgeber bis zu sechs Wochen das volle Gehalt (mit vollen Rentenbeitrรคgen). Danach springt die Krankenkasse mit Krankengeld ein; fรผr diese Monate laufen Pflichtbeitrรคge auf Basis der 80-Prozent-Regel.
Bei sehr langen Erkrankungen endet der Anspruch auf Krankengeld wegen derselben Krankheit nach maximal 78 Wochen innerhalb einer dreijรคhrigen Blockfrist. Diese Hรถchstdauer bestimmt, wie viele geminderte Beitragsmonate insgesamt zusammenkommen kรถnnen.
Wer trรคgt die Beitrรคge โ und wie werden sie einbehalten?
Bei gesetzlich Versicherten werden die Rentenversicherungsbeitrรคge auf das Krankengeld grundsรคtzlich zwischen Krankenkasse und Versichertem aufgeteilt; der Versichertenanteil wird direkt vom Bruttokrankengeld abgezogen. Ausnahmen und Besonderheiten regelt ยง 170 SGB VI, etwa fรผr die knappschaftliche Rentenversicherung oder wenn andere Leistungstrรคger zahlen. Fรผr die Rentenhรถhe zรคhlt allein die geminderte Bemessungsgrundlage โ nicht, wer den Beitrag trรคgt.
Wichtig fรผr die โRente mit 63/64/65โ: Anrechnung auf die 45 Jahre
Ein Jahr Krankengeld kann helfen, die 45-jรคhrige Wartezeit zu erreichen, weil diese Monate als Pflichtbeitragszeit gelten. Gerade fรผr die Altersrente fรผr besonders langjรคhrig Versicherte ist das relevant: Wer die 45 Jahre vollmacht, kann โ je nach Geburtsjahr โ vor der Regelaltersgrenze ohne Abschlรคge in Rente gehen. Dass Krankengeldmonate mitzรคhlen, ist in den DRV-Studientexten ausdrรผcklich verankert.
Absicherung der Erwerbsminderungsrente
Fรผr einen Anspruch auf Erwerbsminderungsrente mรผssen in den letzten fรผnf Jahren vor Eintritt der Erwerbsminderung grundsรคtzlich mindestens drei Jahre Pflichtbeitrรคge vorliegen. Zeiten mit Krankengeld sind Pflichtbeitragszeiten und helfen, diese Voraussetzung zu erfรผllen. Das kann in Krankheitsverlรคufen entscheidend sein, wenn die Arbeitsfรคhigkeit dauerhaft sinkt.
Sonderfall Privatversicherung: Krankentagegeld ist nicht gleich Krankengeld
Privat krankenversicherte Beschรคftigte erhalten bei lรคngerer Arbeitsunfรคhigkeit in der Regel โKrankentagegeldโ ihres Versicherers. Das ist kein gesetzliches Krankengeld; automatisch flieรen daraus keine Pflichtbeitrรคge zur gesetzlichen Rentenversicherung.
Um Rentenlรผcken zu vermeiden, kommt eine Pflichtversicherung auf Antrag (ยง 4 Abs. 3 SGB VI) in Betracht; der Antrag sollte innerhalb von drei Monaten ab Beginn der Arbeitsunfรคhigkeit gestellt werden. Die DRV stellt dafรผr Formulare und Hinweise bereit.
Einordnung: โEin Jahrโ ist relativ
Ob die Rentenwirkung exakt 0,2 Entgeltpunkte betrรคgt, hรคngt davon ab, ob das โJahrโ vollstรคndig mit Krankengeld belegt ist, in welchem Kalenderjahr die Monate liegen und wie hoch das vorherige Einkommen im Verhรคltnis zum Durchschnitt war.
Wichtig: Jeder Krankengeldmonat gilt rentenrechtlich als Beitragsmonat und bringt Entgeltpunkte โ nur eben auf Basis von 80 Prozent des frรผheren versicherten Entgelts. Das sichert Wartezeiten und den Versicherungsschutz, mindert aber die kรผnftige Rentenhรถhe etwas.
Jedes Jahr Krankengeld reduziert die spรคtere Rente
Ein Jahr Krankengeld reduziert die spรคtere Monatsrente im Vergleich zu einem Beschรคftigungsjahr spรผrbar, aber nicht dramatisch.
Fรผr Durchschnittsverdiener entspricht die Minderung in der Regel etwa 0,2 Entgeltpunkten โ aktuell gut acht Euro im Monat โ, wรคhrend alle rentenrechtlichen Schutzwirkungen erhalten bleiben: Die Monate zรคhlen als Pflichtbeitrรคge, helfen bei der 45-Jahres-Wartezeit und kรถnnen fรผr den Anspruch auf Erwerbsminderungsrente den Ausschlag geben.
Wer privat versichert ist, sollte frรผhzeitig prรผfen, ob eine Antragspflichtversicherung oder freiwillige Beitrรคge notwendig sind, um Lรผcken zu vermeiden.




