Eine Leserzuschrift: Die gesellschaftliche Realitรคt der Hartz IV Gesetzgebungen
Der Begriff “Sozialschmarotzer” ist emotional massiv aufgeladen. Er wendet die Strategie des Parasitismus, bei welcher der Parasit sich einseitig auf Kosten eines Wirtes ernรคhrt, auf soziale Gefรผge an und ist somit ein Biologismus. Nur zu gerne werden damit Erwerbslose bezeichnet, die Arbeitslosenunterstรผtzung beanspruchen.
Oft werden solche Stimmungen รผber mehr oder weniger zutreffende Medienberichte zu Einzelfรคllen, wie z.B. รผber den Florida-Rolf oder Henrico Frank zusรคtzlich geschรผrt, die in weiten Teilen der รffentlichkeit “Sozialneid” erzeugen. Die Meinung, dass Arbeitslose an ihrer Arbeitslosigkeit selbst schuld seien, ist dadurch weit verbreitet. (entnommen von Wikipedia)
Dass viele Erwerbslose gar nicht arbeiten wollen, dass jeder, der Arbeit sucht, auch welche finden kรถnnte, dass es den Arbeitslosen bzw. den Sozialgeldbeziehern zu gut gehen wรผrde und sie nur deshalb nicht arbeiten wollten, hรถrt man vor allem von Managern, Politikern und Medien, aber auch von Freunden, Verwandten, Nachbarn und sogar von einigen Jugendlichen, so werden durch den geschรผrten Sozialneid, in den Augen der Gesellschaft, beinahe schon alle Arbeitslosen als Gesetzesbrecher gewertet, weil diese etwas in Anspruch nehmen, ohne eine Gegenleistung dafรผr zu erbringen.
Jobcenter oder Sozialรคmter hingegen, die im รbrigen “รคuรerst kostenintensiv” ebenfalls aus Steuergeldern finanziert werden, kรถnnen hingegen Brutstรคtten geplanter, vorsรคtzlicher “Faulheit” und “Geheimhaltung wichtiger Gesetzesรคnderungen” sein, und die, von den Medien bislang unbeachtete, traurige Wahrheit ist, dass insbesondere die Arbeitslosenbehรถrde (ARGE), die ja angeblich den Zweck hat, die `faulen Arbeitslosen zu aktivierenลฝ, mangels (gut ausgebildeten) Personal, selbst den Hintern nicht hochbekommt und von denjenigen, die sich nicht kampflos geschlagen geben, immer wieder aufs Neue aktiviert werden muss (Anlage).
Die “kundenunfreundliche” Organisation der Behรถrde zeigt immer wieder, dass Arbeitslose, trotz offiziellem Gerede von Aktivierung und Eingliederung von Wirtschaft und Staat, in Wirklichkeit รผberwiegend abgeschrieben werden, und die sinkende Nachfrage des Kapitals nach Ware `Arbeitskraftลฝ trรคgt einen sehr groรen Teil dazu bei, dass Arbeitslose eher verwaltet als eingegliedert werden.
Ich persรถnlich finde es empรถrend, dass dieselben, die von Sozialgeldbeziehern die strikte Einhaltung von Gesetzen verlangen, zwei Augen zu drรผcken, wenn tagtรคglich durch Sachbearbeiter, Gesetze gebrochen, bzw. unnรถtige Kosten verursacht werden.
Der “bรผrgerunfreundliche” Zustand der Behรถrden spiegelt im Wesentlichen lediglich das Desinteresse des Kapitals an Millionen von Menschen wider, und die Nicht- oder Fehl-Bearbeitung der Probleme von Erwerbslosen trรคgt vor allem dazu bei, einen Teil des Geldes zu erwirtschaften, mit dem der Staat die Unternehmensgewinne durch Gewinnsteuersenkungen aktiviert.
Beispielsweise hat das Kapital die Gewinnsteuersenkungen (Senkung des Kรถrperschaftsteuersatz von 40% auf 25%) durch vorsรคtzlich unrichtige Angaben veranlasst. Nรคmlich durch die Behauptung, das Geld wรผrde fรผr Investitionen und Arbeitsplรคtze benรถtigt. Jedoch war dies gelogen – es wurden quasi Leistungen aufgrund vorsรคtzlich falscher Angaben gezahlt.
Hier sah man keinerlei Bestrebungen, irgendetwas zurรผckzufordern oder aufzurechnen, wie es einem Erwerbslosen drohen wรผrde, hรคtte dieser ein solches “Verbrechen” begangen, ganz im Gegenteil: der Kรถrperschaftsteuersatz sollte weiter gesenkt werden. Ebenfalls mit der vorsรคtzlich falschen Angabe, es wรผrde fรผr Investitionen benรถtigt.
Da das Kapital mit Hilfe der Regierung dem Staat Milliarden entlockt hat, musste in vielen Bereichen des รถffentlichen Dienstes Personal entlassen werden, um diese Lรถcher zu stopfen. Demnach hat das Kapital vorsรคtzlich die Hilfebedรผrftigkeit vieler weiterer Personen herbeigefรผhrt. Trotz alledem ist es nicht zum Ersatz der daraus entstandenen Kosten fรผr Arbeitslose verpflichtet, vermutlich, weil “Profitgier” als “wichtiger Grund” anerkannt wird. (Stefan G.)