Weniger Rente auch in Zukunft für Rentner in Ostdeutschland

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Über 30 Jahre nach dem Fall der Mauer und der anschließenden Wiedervereinigung Deutschlands ist die Lücke zwischen den Lebens- und Arbeitsbedingungen in Ost- und Westdeutschland weiterhin spürbar.

Insbesondere die Lohnunterschiede bleiben ein kritisches Thema, das nicht nur wirtschaftliche, sondern auch Auswirkungen auf die Rente hat. Denn Menschen in Ostdeutschland beziehen dauerhaft eine geringere Rente als in Westdeutschland. Und das wird in den nächsten Jahren so bleiben.

Beständige Lohnunterschiede zwischen Ost und West

Laut den jüngsten Daten des statistischen Bundesamtes DESTATIS, die auf Anfrage von Sören Pellmann, dem Vorsitzenden der Linken-Bundestagsgruppe, zur Verfügung gestellt wurden, beträgt der durchschnittliche Bruttomonatsverdienst in Ostdeutschland 3.754 Euro im Vergleich zu 4.578 Euro im Westen.

Dies entspricht einer Lohnschere von über 800 Euro pro Monat oder einer Lohndiskrepanz von etwa 18 Prozent. Besonders drastisch zeigt sich der Unterschied, wenn man Hamburg mit Sachsen-Anhalt vergleicht, wo die Lohnschere sogar bei 25,8 Prozent liegt.

Auswirkungen auf die Rentenansprüche

Die anhaltenden Lohnunterschiede wirken sich direkt auf die Rentenansprüche aus. Die von Rentenberater und Rechtsanwalt Peter Knöppel durchgeführten Modellrechnungen verdeutlichen dies eindrucksvoll.

Beispielberechnungen zur Rentenungleichheit Ost und West

Die Berechnungen beziehen sich auf zwei Szenarien: die Rentenansprüche, die sich aus den derzeitigen Einkommensverhältnissen ergeben (Vergangenheit) und die zukünftigen Ansprüche nach der geplanten Rentenangleichung ab 2025.

Beispiel 1: Rentenansprüche aus der Vergangenheit

Im Modell für die Vergangenheit wird das durchschnittliche Jahreseinkommen 2023 herangezogen. Unter Berücksichtigung des Umwertungsfaktors Ost für 2023 von 1,0280 ergibt sich für Ostdeutsche eine Monatsrente von 40,36 Euro, während Westdeutsche auf 47,88 Euro kommen.

Dies basiert auf einer Berechnung, die das Verhältnis des Einkommens zum Durchschnittsentgelt betrachtet und persönliche Entgeltpunkte zuweist.

Beispiel 2: Zukünftige Rentenansprüche ohne Umwertungsfaktor

Für die Zukunft wird ähnlich gerechnet, jedoch ohne den Umwertungsfaktor Ost, der ab 2025 entfällt. Das führt zu einer Monatsrente von 39,05 Euro für Ostdeutsche gegenüber 47,62 Euro für Westdeutsche ab dem 01.01.2025. Der prognostizierte Rentenverlust für Ostdeutsche beträgt dann 8,57 Euro monatlich pro Jahr der Erwerbstätigkeit, wenn die Lohnunterschiede bestehen bleiben.

Rentenberechnung für Ost- und Westdeutsche

Die Renten in Deutschland werden auf Basis der persönlichen Entgeltpunkte berechnet. Diese Entgeltpunkte ergeben sich aus dem Verhältnis des individuellen Einkommens zum Durchschnittseinkommen aller Versicherten. Der Wert eines Entgeltpunktes wird durch den aktuellen Rentenwert bestimmt.

Beispiel 1: Vergangenheit mit Umwertungsfaktor Ost (2023)

Berechnungsgrundlagen:

  • Durchschnittsentgelt 2023: 43.142 Euro
  • Aktueller Rentenwert 2023: 37,60 Euro
  • Umwertungsfaktor Ost 2023: 1,0280

Rentenberechnung West:

  1. Jahreseinkommen 2023 (West): 4.578 Euro × 12 = 54.936 Euro
  2. Entgeltpunkte (West): 54.936 Euro/43.142 Euro = 1.2734 Entgeltpunkte
  3. Monatsrente (West): 1,2734 Entgeltpunkte × 37,60 Euro = 47,88 Euro

Rentenberechnung Ost:

  1. Jahreseinkommen 2023 (Ost): 3.754 Euro × 12 = 45.048 Euro
  2. Angepasstes Einkommen mit Umwertungsfaktor: 45.048 Euro × 1,0280 = 46.309 Euro
  3. Entgeltpunkte (Ost): 46.309 Euro/43.142  EUR= 1,0734 Entgeltpunkte
  4. Monatsrente (Ost): 1,0734 Entgeltpunkte × 37,60 Euro = 40,36 Euro

Differenz der Monatsrenten:

  • Rentendifferenz pro Monat: 47,88 Euro (West) – 40,36 Euro (Ost) = 7,52 Euro
  • Rentenverlust über 10 Jahre: 7,52 Euro × 12 Monate × 10 Jahre = 902,40 Euro insgesamt weniger Rente für Ostdeutsche

Beispiel 2: Zukunft ohne Umwertungsfaktor (ab 2025)

Berechnungsgrundlagen:

  • Vorläufiges Durchschnittsentgelt 2024: 45.358 Euro
  • Geplanter Rentenwert ab 01.07.2024: 39,32 Euro

Rentenberechnung West (ab 2025):

  1. Jahreseinkommen 2023 (West): 4.578 Euro × 12 = 54.936 Euro
  2. Entgeltpunkte (West): 54.936 Euro/45.358  = 1.2112 Entgeltpunkte
  3. Monatsrente (West): 1,2112 Entgeltpunkte × 39,32 Euro = 47,62 Euro

Rentenberechnung Ost (ab 2025):

  1. Jahreseinkommen 2023 (Ost): 3.754 Euro × 12 = 45.048 Euro
  2. Entgeltpunkte (Ost): 45.048 Euro/45.358 Euro = 0.9932 Entgeltpunkte
  3. Monatsrente (Ost): 0,9932 Entgeltpunkte × 39,32 Euro = 39,05 Euro

Differenz der Monatsrenten ab 2025:

  • Rentendifferenz pro Monat: 47,62 Euro (West) – 39,05 Euro (Ost) = 8,57 Euro
  • Rentenverlust über 10 Jahre: 8,57 Euro × 12 Monate × 10 Jahre = 1.028,40 Euro insgesamt weniger Rente für Ostdeutsche

Politische und gesellschaftliche Folgen

Die fortgesetzten wirtschaftlichen Ungleichheiten führen zu einem zunehmenden Gefühl der Benachteiligung unter den Ostdeutschen, was sich in einer wachsenden Entfremdung von den etablierten politischen Parteien und einer Neigung zu Protestwahlen zeigt. Dieser Umstand zeigt, dass die ökonomische Integration Ostdeutschlands eine fortlaufende Herausforderung für die Politik bleiben sollte.

Wir meinen: Es darf nicht sein, dass Rentnerinnen und Rentner in den Ostdeutschen Bundesländern auch in Zukunft eine geringere Rente beziehen, als in Westdeutschland.

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