Von der EM-Rente in die Altersrente: Diese 4 Vorteile auf jeden Fall nutzen

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Der รœbergang von der Erwerbsminderungsrente (EM-Rente) in eine Altersrente ist einer der klassischen Entscheidungspunkte im deutschen Rentenrecht. Viele Betroffene fragen sich, ob sich der formale Wechsel รผberhaupt lohnt.

Die Antwort fรคllt hรคufig positiv aus โ€“ vorausgesetzt, die persรถnlichen Voraussetzungen stimmen und der รœbergang wird gut vorbereitet.

Frรผher in Rente: Altersrente ohne Warten bis zur Regelaltersgrenze

Wer die Voraussetzungen erfรผllt, muss nicht bis zur Regelaltersgrenze warten, sondern kann bereits vorher in eine Altersrente wechseln. Typische Optionen sind die Altersrente fรผr schwerbehinderte Menschen oder die Altersrente fรผr langjรคhrig Versicherte.

Entscheidend sind das erforderliche Lebensalter, die allgemeine Wartezeit von 35 Jahren sowie bei der Schwerbehindertenrente ein Grad der Behinderung (GdB) von mindestens 50.

Gerade Erwerbsgeminderte erfรผllen die 35 Jahre Wartezeit hรคufig รผber sogenannte Zurechnungszeiten, die als Anrechnungszeiten mitzรคhlen. Wer diese Hรผrden nimmt, gewinnt echte Planungssicherheit: Das Datum des Rentenbeginns lรคsst sich vorziehen, und der Schritt aus der EM-Rente in die Altersrente wird verlรคsslich planbar.

Besitzschutz sichert Entgeltpunkte: Altersrente darf nicht niedriger sein

Ein Kernargument fรผr den Wechsel ist der sogenannte Besitzschutz nach ยง 88 SGB VI. In der Praxis sind EM-Renten oft hรถher als spรคtere Altersrenten. Damit die erreichten Ansprรผche nicht verloren gehen, schรผtzt der Besitzschutz die persรถnlichen Entgeltpunkte aus der EM-Rente, wenn innerhalb von zwei Jahren nach Ende der EM-Rente in eine Altersrente gewechselt wird.

Das Ergebnis ist fรผr viele Betroffene entscheidend: Die Altersrente darf aufgrund der Besitzschutz-Regelungen nicht niedriger ausfallen als die vorausgehende EM-Rente.

Dieser Schutz wirkt dauerhaft und sorgt fรผr einen gleitenden, finanziell verlรคsslichen รœbergang. Wer Klarheit mรถchte, sollte vor dem Wechsel eine aktuelle Rentenauskunft einholen und die berechnete Altersrente mit der laufenden EM-Rente vergleichen. So wird schnell sichtbar, welche Rentenhรถhe kรผnftig zu erwarten ist.

Hinzuverdienst ohne Deckel: Altersrente รถffnet neue Spielrรคume

Wรคhrend bei der Rente wegen voller Erwerbsminderung ein anrechnungsfreier Hinzuverdienst nur bis zu einer jรคhrlichen Grenze mรถglich ist โ€“ im Jahr 2025 rund 19.661 Euro brutto โ€“, sind die Hinzuverdienstregelungen bei vorgezogenen Altersrenten seit 2023 vollstรคndig entfallen.

Mit anderen Worten: Wer in eine Altersrente wechselt, kann grundsรคtzlich unbegrenzt hinzuverdienen, ohne dass die Rente deswegen gekรผrzt wird. Eine monatliche Obergrenze existiert in der EM-Rente zwar nicht, wohl aber die Jahresgrenze โ€“ genau diese Einschrรคnkung entfรคllt mit der Altersrente.

Das schafft Flexibilitรคt, etwa fรผr eine stundenweise Tรคtigkeit, projektbezogene Einsรคtze oder den Wiedereinstieg in begrenztem Umfang.

Ein typischer Praxisfall: Bis zum 30. April 2025 besteht eine Rente wegen voller Erwerbsminderung, ab 1. Mai 2025 beginnt die Altersrente fรผr schwerbehinderte Menschen oder die Altersrente fรผr langjรคhrig Versicherte. Bei unverรคnderter Rentenhรถhe fรคllt ab Mai jede Hinzuverdienstgrenze weg.

Eine Prรผfung der Arbeitsfรคhigkeit oder gesundheitlichen Situation durch die Rentenversicherung ist dafรผr nicht mehr entscheidend.

Mehr Sicherheit, weniger Druck: Wegfall regelmรครŸiger รœberprรผfungen

Viele Bezieherinnen und Bezieher einer EM-Rente kennen den psychischen Druck, der mit turnusmรครŸigen รœberprรผfungen einhergeht. Kommt es zu Phasen der Besserung oder wird eine Tรคtigkeit aufgenommen, steht sofort die Frage im Raum, ob die Rente gefรคhrdet ist.

Dieser Prรผf- und Rechtfertigungsdruck endet mit dem Wechsel in die Altersrente. Die Rentenversicherung kontrolliert dann nicht mehr, ob und in welchem Umfang Erwerbstรคtigkeit ausgeรผbt wird, und verknรผpft die Rentenhรถhe auch nicht mehr mit der gesundheitlichen Leistungsfรคhigkeit.

Gerade fรผr Menschen mit psychischen Erkrankungen kann dieser Schritt eine spรผrbare Entlastung bedeuten. Der administrative Aufwand sinkt, die finanzielle Planbarkeit steigt โ€“ und der Alltag gewinnt an Stabilitรคt.

Freibetrag aus der EM-Rente sinnvoll โ€žmitnehmenโ€œ

Ein weiterer Aspekt betrifft die Besteuerung. Der Rentenfreibetrag, der sich zu Beginn des Rentenbezugs festsetzt, kann beim รœbergang von der EM-Rente in die Altersrente grundsรคtzlich fortwirken. Das fรผhrt dazu, dass der gรผnstigere Freibetrag aus der EM-Rente in der Altersphase weiterhin finanzielle Entlastung bringt.

Die konkreten Betrรคge hรคngen vom individuellen Fall ab; dennoch ist dieser steuerliche โ€žMitnahmeeffektโ€œ in vielen Fรคllen ein Vorteil, der sich รผber Jahre bemerkbar macht. Eine individuelle steuerliche Einordnung โ€“ idealerweise mit Steuerberatung โ€“ ist empfehlenswert, um die Auswirkungen korrekt zu kalkulieren.

Lรผcken schlieรŸen: Arbeitslosenversicherung und รœberbrรผckung bis zur Altersrente

Wenig bekannt ist, dass der Bezug einer EM-Rente arbeitslosenversicherungspflichtig sein kann und dadurch Restansprรผche auf Arbeitslosengeld entstehen oder erhalten bleiben. Lรคuft eine befristete EM-Rente aus, wรคhrend der Beginn der gewรผnschten Altersrente erst wenige Monate spรคter mรถglich ist, kรถnnen bestehende und ggf. neu entstandene ALG-Ansprรผche diese Lรผcke schlieรŸen.

Ein praktisches Beispiel: Die befristete EM-Rente endet mit 62 Jahren, die Altersrente fรผr langjรคhrig Versicherte ist erst mit 63 mรถglich. Wenn aus der Vergangenheit noch mehrere Monate ALG-Anspruch vorhanden sind, lรคsst sich der Zeitraum bis zum Altersrentenbeginn รผber Arbeitslosengeld รผberbrรผcken.

Das ist nicht in jedem Fall darstellbar, zeigt aber, dass der Blick auf die Versicherungsbiografie und mรถgliche Restansprรผche bares Geld wert sein kann.

So gehen Sie vor: Unterlagen prรผfen, Optionen vergleichen, Beratung einholen

Wer den Wechsel erwรคgt, sollte systematisch vorgehen. An erster Stelle steht die Rentenauskunft. Sie zeigt nachvollziehbar, welche Altersrente bei einem bestimmten Beginn zu erwarten ist und welche Entgeltpunkte โ€“ auch unter Besitzschutzgesichtspunkten โ€“ zugrunde liegen. Ebenso wichtig ist die Prรผfung der Anspruchsvoraussetzungen fรผr die gewรผnschte Altersrentenart: Lebensalter, Wartezeiten und โ€“ bei der Schwerbehindertenrente โ€“ der GdB.

Im zweiten Schritt gehรถrt der finanzielle Vergleich auf den Tisch: Welche Rente flieรŸt heute, welche wird kรผnftig gezahlt, und wie wirken sich Hinzuverdienst und Steuern aus? Parallel lohnt der Blick auf mรถgliche รœberbrรผckungsszenarien, falls die EM-Rente befristet endet, bevor die Altersrente beginnen kann.

SchlieรŸlich empfiehlt sich eine unabhรคngige Beratung โ€“ etwa durch gerichtlich zugelassene Rentenberaterinnen und Rentenberater oder Fachanwรคltinnen und Fachanwรคlte fรผr Sozialrecht. Sie kรถnnen die Rentenakte bewerten, Rechenwege plausibilisieren und die Antragstellung rechtssicher begleiten.

Wenn die Voraussetzungen nicht reichen: Ruhig bis zur Regelaltersgrenze weiterlaufen lassen

Erfรผllt eine vorgezogene Altersrente die Voraussetzungen nicht, ist das in vielen Fรคllen unproblematisch. Wer eine unbefristete EM-Rente bezieht, kann bis zur Regelaltersgrenze verbleiben und gleitend in die Regelaltersrente รผbergehen. Auch dann greifen Besitzschutz und steuerliche Kontinuitรคt; die Entscheidung wird lediglich auf einen spรคteren Zeitpunkt verschoben.

Fazit: Der Wechsel lohnt sich oft

Der Schritt von der Erwerbsminderungsrente in die Altersrente ist weit mehr als ein Formalakt. Er kann frรผhere Rentenbeginne ermรถglichen, die erreichten Entgeltpunkte dauerhaft sichern, den Hinzuverdienst vollstรคndig entkoppeln und psychisch wie administrativ spรผrbar entlasten.

Zusatznutzen ergeben sich รผber steuerliche Effekte und mรถgliche รœberbrรผckungen aus der Arbeitslosenversicherung.

Damit aus Chancen verlรคssliche Ergebnisse werden, braucht es Vorbereitung: Rentenauskunft prรผfen, Voraussetzungen klรคren, Rentenhรถhen vergleichen, รœbergรคnge planen โ€“ und im Zweifel fachkundigen Rat einholen. Wer diesen Weg strukturiert geht, nutzt die Vorteile des Wechsels optimal und schafft sich den finanziell wie organisatorisch besten Start in die Altersphase.