Typische Krankengeld-Falle wenn die Frist verstreicht

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Wer lรคnger krank ist, muss das Krankengeld beantragen. Doch wehe eine Frist wird verpasst, dann droht die hรคufige Krankengeld-Falle.

Krankengeld, wenn Lohnfortzahlung endet

Im Krankheitsfall รผbernimmt zunรคchst der Arbeitgeber die Lohnfortzahlung โ€“ fรผr hรถchstens sechs Wochen und in voller Hรถhe des Arbeitsentgelts. Danach springt die gesetzliche Krankenkasse ein.

Das Krankengeld betrรคgt 70 Prozent des Bruttogehalts, darf aber 90 Prozent des letzten Nettogehalts nicht รผberschreiten und ist auf 78 Wochen innerhalb von drei Jahren begrenzt.

Die Meldefristen: Sieben Tage, die รผber das Einkommen entscheiden

Entscheidend fรผr den Anspruch ist nicht allein die รคrztliche Diagnose, sondern auch die rechtzeitige Meldung. Wer seine Arbeitsunfรคhigkeit der Krankenkasse nicht innerhalb einer Woche nach Beginn der Erkrankung anzeigt, riskiert, dass das Krankengeld ruht, bis die Bescheinigung eingeht. Die Frist verlรคngert sich nur, wenn ihr Ende auf einen Samstag, Sonntag oder Feiertag fรคllt.

So gefรคhrlich sind Lรผcken in der Krankschreibung

Auch nach der Einfรผhrung des Terminservice- und Versorgungsgesetzes (TSVG) gilt: Zwischen zwei Krankschreibungen darf kein Werktag ohne Attest liegen, sonst ruht das Krankengeld.

Das TSVG hat diese Regel zwar entschรคrft, weil eine verspรคtete Folgebescheinigung den Anspruch nicht mehr endgรผltig entfallen lรคsst, doch die Leistung wird bis zur Nachmeldung ausgesetzt โ€“ fรผr Betroffene oft ein ย Leistungsvakuum.

Digitalisierung schรผtzt nicht vor Verantwortung: Die eAU

Seit Januar 2023 stellen Vertragsรคrztinnen und -รคrzte die elektronische Arbeitsunfรคhigkeitsยญbescheinigung (eAU) direkt an die Krankenkasse zu; Arbeitgeber rufen sie digital ab.

Fรผr Versicherte entfรคllt die Papierpflicht โ€“ nicht aber die Obliegenheit, den Arbeitgeber sofort รผber die Arbeitsunfรคhigkeit zu informieren. Technische Probleme beim Datentransfer dรผrfen Beschรคftigte allerdings nicht mehr benachteiligen.

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Neue Rechtsprechung stรคrkt Versicherte

Das Bundessozialgericht bestรคtigte 2024, dass der Krankengeldanspruch auch dann besteht, wenn die eAU verspรคtet bei der Kasse eingeht. ร„rztinnen und ร„rzte tragen die รœbermittlungspflicht; eine Verzรถgerung kann Versicherten nicht angelastet werden. Damit sind zumindest die Risiken technischer Pannen deutlich reduziert worden.

Die Krankengeldfalle

Trotz der Reformen bleiben Lรผcken im System. Besonders problematisch ist die sogenannte Krankengeldfalle: Wer wรคhrend einer lรคngeren Erkrankung seinen Arbeitsplatz verliert und zugleich die Krankschreibung nicht nahtlos fortfรผhren kann, droht in den Bรผrgergeldbezug abzurutschen.

Der Sozialverband VdK fordert seit Jahren eine gesetzliche Korrektur. Das Bundesgesundheitsministerium hat im Mai 2025 einen Gesetzentwurf vorgelegt, der die starren Fristen weiter lockern und Hรคrtefรคlle verhindern soll. Die Details werden derzeit in Bundestag und Bundesrat beraten.

Was Betroffene jetzt tun kรถnnen

Solange die Reform nicht verabschiedet ist, bleibt Wachsamkeit das wirksamste Mittel. ร„rztliche Atteste sollten immer lรผckenlos bis zum nรคchsten Werktag vorliegen, digitale รœbermittlungen sollten nachvollziehbar dokumentiert und โ€“ falls nรถtig โ€“ durch einen Ausdruck ergรคnzt werden.

Wer wegen PraxisยญschlieรŸungen oder Feiertagen keinen Termin bekommt, sollte den Kontaktversuch schriftlich festhalten und notfalls eine andere Praxis aufsuchen, um eine Unterbrechung zu vermeiden.

Ausblick: Mehr Flexibilitรคt, weniger Bรผrokratie

Die geplante Gesetzesรคnderung kรถnnte einen entscheidenden Schritt zu einem gerechteren System bedeuten. Verbรคnde, Gerichte und Patientinnen haben den Reformdruck erhรถht, und die Digitalisierung der eAU zeigt, dass strukturelle Verbesserungen mรถglich sind.

Bis die neue Regelung greift, bleibt es jedoch in der Verantwortung jedes Einzelnen, Fristen akribisch einzuhalten โ€“ denn ein einziges Versรคumnis kann noch immer existenzielle Folgen haben.