Schwerbehinderung: So hoch muss der Grad der Behinderung bei Merkzeichen aG sein

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Nach Feststellung einer Schwerbehinderung gibt es eine Reihe von Nachteilsausgleichen, die Menschen mit besonderen Einschrรคnkungen zustehen.ย Doch nicht jeder Nachteilsausgleich ist allein mit dem Schwerbehindertenausweis verbunden.

Speziell das Merkzeichen โ€žaGโ€œ (auรŸergewรถhnliche Gehbehinderung) erรถffnet Zugangswege zu wichtigen Mobilitรคtsvorteilen โ€“ und diese gelten nur unter klar definierten Bedingungen. Doch was bedeutet โ€žaGโ€œ konkret, und wer erfรผllt die Voraussetzungen dafรผr?

Was ist das Merkzeichen โ€žaGโ€œ und welche Vorteile bringt es?

Das Merkzeichen โ€žaGโ€œ steht fรผr โ€žauรŸergewรถhnliche Gehbehinderungโ€œ. Es ist Voraussetzung fรผr den sogenannten blauen Parkausweis, mit dem man auf speziellen Behindertenparkplรคtzen parken darf.

Zusรคtzlich erlaubt der Erwerb einer sogenannten Wertmarke mit โ€žaGโ€œ die kostenfreie Nutzung des รถffentlichen Nahverkehrs (ร–PNV) deutschlandweit. Fรผr Personen mit Mobilitรคtseinschrรคnkungen stellt das โ€žaGโ€œ daher einen entscheidenden Vorteil dar, besonders, wenn das selbststรคndige Fortbewegen schwerfรคllt.

Welche Voraussetzungen mรผssen erfรผllt sein?

Damit eine Person das Merkzeichen โ€žaGโ€œ erhรคlt, reicht der bloรŸe Status โ€žSchwerbehinderungโ€œ nicht aus. Es muss ein besonderer Grad der Behinderung (GdB) vorliegen โ€“ und dieser muss im Bereich der Mobilitรคt zu schweren Einschrรคnkungen fรผhren.

Der Grad der Behinderung muss mindestens 80 betragen und muss die Bewegungsfรคhigkeit erheblich beeintrรคchtigen.

Dies bedeutet, dass nicht jede Ursache einer Behinderung fรผr das Merkzeichen โ€žaGโ€œ infrage kommt. So haben beispielsweise Menschen mit einem GdB von 80 aufgrund einer Erkrankung oder eines psychischen Leidens allein keine Aussicht auf das โ€žaGโ€œ, sofern ihre Beweglichkeit nicht ebenfalls stark eingeschrรคnkt ist.

Was bedeutet es, eine mobilitรคtsbezogene Beeintrรคchtigung zu haben?

Das Kernkriterium fรผr das Merkzeichen โ€žaGโ€œ ist die Einschrรคnkung in der Fortbewegung. Nur wenn die Beweglichkeit so stark eingeschrรคnkt ist, dass die Person sich nicht ohne fremde Hilfe fortbewegen kann, wird das Merkzeichen in der Regel gewรคhrt.

Typische Fรคlle, die in der Vergangenheit als anspruchsberechtigt galten, sind etwa Menschen mit einer Querschnittslรคhmung, die auf den Rollstuhl angewiesen sind.

Auch Menschen mit besonders schweren Herz- oder Lungenerkrankungen kรถnnten, wenn die Erkrankung ihre Gehfรคhigkeit stark beeintrรคchtigt, unter Umstรคnden das โ€žaGโ€œ erhalten.

Warum sind die Voraussetzungen so hoch?

Die Vorgaben fรผr das Merkzeichen โ€žaGโ€œ sind streng, um sicherzustellen, dass die damit verbundenen Vorteile tatsรคchlich nur Menschen zugutekommen, die aufgrund starker Mobilitรคtseinschrรคnkungen darauf angewiesen sind. Das bedeutet, dass selbst ein hoher Grad der Behinderung nicht ausreicht, wenn die Beeintrรคchtigung nicht das Gehen betrifft.

Die Hรผrden fรผr das Merkzeichen โ€žaGโ€œ bleiben daher bewusst hoch, um die Nutzung von Behindertenparkplรคtzen oder kostenlosen ร–PNV-Angeboten auf den Personenkreis zu beschrรคnken, der wirklich darauf angewiesen ist.

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Gibt es Alternativen zum Merkzeichen โ€žaGโ€œ?

Wer das Merkzeichen โ€žaGโ€œ hauptsรคchlich aufgrund des Parkausweises anstrebt, fรผr den kรถnnte das Merkzeichen โ€žGโ€œ (einfache Gehbehinderung) eine Alternative darstellen.

Mit dem Merkzeichen โ€žGโ€œ und einem GdB von 70 besteht die Mรถglichkeit, einen gelben Parkausweis zu erhalten. Dieser erlaubt es zwar nicht, auf offiziellen Behindertenparkplรคtzen zu parken, bietet aber dennoch Vorteile im StraรŸenverkehr, wie zum Beispiel kostenfreies Parken auf gebรผhrenpflichtigen Parkplรคtzen.

Voraussetzung fรผr den gelben Parkausweis ist, dass die Person sich nicht mehr als 100 Meter am Stรผck fortbewegen kann und diese Einschrรคnkung รคrztlich bestรคtigt ist.

Zwei Beispiele aus der Praxis

1. Herr Mรผller: Eine typische โ€žaGโ€œ-Berechtigung durch kรถrperliche Mobilitรคtseinschrรคnkung
Herr Mรผller ist 65 Jahre alt und hatte vor einigen Jahren einen schweren Unfall, der zu einer Querschnittslรคhmung fรผhrte. Seitdem ist er dauerhaft auf einen Rollstuhl angewiesen und kann sich nicht ohne Hilfe fortbewegen. Sein Grad der Behinderung betrรคgt 90, und seine Beeintrรคchtigung betrifft vor allem seine Beweglichkeit. Aufgrund dieser erheblichen Einschrรคnkung hat Herr Mรผller das Merkzeichen โ€žaGโ€œ beantragt und genehmigt bekommen.

Mit dem โ€žaGโ€œ ist Herr Mรผller berechtigt, einen blauen Parkausweis zu beantragen, mit dem er auf amtlich festgestellten Behindertenparkplรคtzen parken kann.

Da er auch regelmรครŸig Fahrten mit รถffentlichen Verkehrsmitteln unternimmt, hat er zusรคtzlich eine Wertmarke erworben, mit der er deutschlandweit kostenfrei im ร–PNV fahren kann. Herr Mรผller nutzt diese Vorteile intensiv, da sie ihm eine deutlich hรถhere Mobilitรคt im Alltag ermรถglichen.

2. Frau Schmitt: Ein Fall, bei dem das Merkzeichen โ€žaGโ€œ nicht gewรคhrt wird
Frau Schmitt ist 60 Jahre alt und leidet unter einem Herzleiden, die ihren GdB auf 80 festsetzt. Ihre Gesundheitszustand sorgt dafรผr, dass sie oft erschรถpft ist und nur mit Mรผhe lรคngere Strecken zurรผcklegen kann. Allerdings kann sie sich eigenstรคndig und ohne Rollstuhl fortbewegen โ€“ wenn auch langsam und mit regelmรครŸigen Pausen. Aufgrund der Krankheit hat sie das Merkzeichen โ€žGโ€œ beantragt und genehmigt bekommen.

Da Frau Schmitt nicht die strengen Kriterien fรผr das Merkzeichen โ€žaGโ€œ erfรผllt, erhรคlt sie keinen blauen Parkausweis und auch nicht die kostenfreie ร–PNV-Nutzung. Stattdessen kann sie jedoch mit ihrem Merkzeichen โ€žGโ€œ den gelben Parkausweis nutzen, der ihr ermรถglicht, auf gebรผhrenpflichtigen Parkplรคtzen kostenfrei zu parken und in bestimmten Bereichen lรคngere Parkzeiten in Anspruch zu nehmen. Auch wenn sie keinen Behindertenparkplatz nutzen darf, ist der gelbe Parkausweis fรผr Frau Schmitt eine sinnvolle Erleichterung, da sie ihre Wege im Alltag damit besser organisieren kann.

Fรผr wen ist das Merkzeichen โ€žaGโ€œ sinnvoll?

Das Merkzeichen โ€žaGโ€œ bietet wertvolle Mobilitรคtsvorteile, ist jedoch klar an strikte Voraussetzungen geknรผpft. Menschen mit einer auรŸergewรถhnlichen Gehbehinderung profitieren von der Mรถglichkeit, auf Behindertenparkplรคtzen zu parken und den รถffentlichen Nahverkehr kostenlos zu nutzen.

Wer diese Voraussetzungen jedoch nicht erfรผllt, kann gegebenenfalls auf das Merkzeichen โ€žGโ€œ und den gelben Parkausweis ausweichen, der ebenfalls einige Vorteile bietet.