Schwerbehinderung: Ab wann ist eine chronische Erkrankung eine Behinderung?

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Laut einem Bericht des Instituts fรผr Allgemeinmedizin sind mehr als die Hรคlfte der รคlteren deutschen Bevรถlkerung chronisch krank. Was viele Betroffene nicht wissen: Auch eine schwere chronische Erkrankung kann als Behinderung anerkannt werden.

Doch was genau bedeutet das, und wie wird der Grad der Behinderung (GdB) berechnet? Welche Vorteile ergeben sich aus einem bestimmten GdB und wie stellt man einen entsprechenden Antrag? Diese Fragen klรคren wir im Folgenden.

Was ist ein chronisches Leiden?

Eine chronische Erkrankung ist eine Erkrankung, die meist schwer heilbar ist und lรคnger andauert. Sie spricht in der Regel schlecht auf medizinische Behandlungsmethoden an.

Zu den chronischen Erkrankungen zรคhlen beispielsweise Diabetes, rheumatoide Arthritis, Multiple Sklerose oder chronische Herzkrankheiten.

Wann liegt ein Grad der Behinderung (GdB) vor?

Eine chronische Erkrankung muss lรคnger als sechs Monate bestehen, bevor รผber einen Grad der Behinderung (GdB) gesprochen werden kann.

Der Schweregrad der Erkrankung bestimmt dabei den Behinderungsgrad. Leichte chronische Verlรคufe fรผhren in der Regel nicht zu einem Behinderungsgrad, wรคhrend schwere Verlรคufe einen hรถheren Behinderungsgrad zur Folge haben.

Wie berechnet sich der GdB?

Der Grad der Behinderung wird anhand der sogenannten Versorgungsmedizinischen Grundsรคtze berechnet, die in einer Rechtsverordnung festgelegt sind.

Diese Verordnung legt bestimmte Grundwerte fรผr den Behinderungsgrad fest, entsprechend der Art der Erkrankung. Jedoch wird immer der individuelle Einzelfall betrachtet, um den spezifischen Behinderungsgrad zu bestimmen.

Welche Vorteile ergeben sich aus einem GdB?

Ein festgestellter Behinderungsgrad kann verschiedene Vorteile bieten. Bei einem GdB von 20 bis 40 bestehen vor allem steuerliche Vorteile, wie ein Steuerfreibetrag.

Ab einem GdB von 30 oder 40 kann man die Gleichstellung zum Schwerbehinderten beantragen, was Kรผndigungsschutz und andere Rechte mit sich bringt.

Ab einem GdB von 50 gilt man als schwerbehindert, erhรคlt einen Schwerbehindertenausweis und genieรŸt zusรคtzliche Vorteile wie eine Woche zusรคtzlichen Urlaub, weitere Steuerfreibetrรคge und einen besonderen Kรผndigungsschutz.

Wo und wie wird der GdB beantragt?

In Baden-Wรผrttemberg wird der Antrag auf Feststellung eines Grads der Behinderung bei den Landratsรคmtern gestellt, in anderen Bundeslรคndern oft beim Sozialamt.

Der Antrag ist relativ einfach auszufรผllen und umfasst etwa vier Seiten. Die Bearbeitungsdauer kann je nach Behรถrde und Arbeitsaufkommen zwischen drei und sechs Monaten betragen.

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Welche Fehler beim GdB-Antrag vermeiden?

Wichtig ist, dass nicht die Diagnose der Erkrankung den Behinderungsgrad bestimmt, sondern deren Auswirkungen.

Daher sollten im Antrag neben der Diagnose auch die konkreten Auswirkungen der Erkrankung beschrieben und รคrztliche Befundberichte beigefรผgt werden.

Fehler, die vermieden werden sollten, sind das Fehlen detaillierter Informationen zu den Auswirkungen der Erkrankung und das Nicht-Beilegen relevanter medizinischer Berichte.

Warum Arzt von Schweigepflicht entbinden?

Die Entbindung des behandelnden Arztes von der Schweigepflicht ist wichtig, damit die Behรถrde bei Bedarf zusรคtzliche Informationen direkt vom Arzt einholen kann.

Dies trรคgt zu einer korrekten Beurteilung des Gesundheitszustands bei und kann den Antrag unterstรผtzen.

Bescheid รผber Hรถhe des GdB und Ausweis

Nach der Antragstellung erhรคlt man einen Bescheid, der den Behinderungsgrad festlegt.

Bei Einreichung eines Passbilds wird automatisch ein Schwerbehindertenausweis ausgestellt.

Dieser Ausweis im Scheckkartenformat enthรคlt den Behinderungsgrad und gegebenenfalls Merkzeichen, die zusรคtzliche Rechte und Vorteile beschreiben.

Merkzeichen auf dem Behindertenausweis

Zu den hรคufigsten Merkzeichen gehรถren:

  • G: Gehbehindert
  • aG: AuรŸergewรถhnlich gehbehindert, z.B. bei Querschnittslรคhmung
  • B: Begleitperson, ermรถglicht die Mitnahme einer Begleitperson im รถffentlichen Nahverkehr
  • H: Hilflos, fรผr Personen, die alltรคgliche Verrichtungen nicht selbststรคndig durchfรผhren kรถnnen

Befristeter oder unbefristeter GdB

Der GdB kann befristet oder unbefristet sein. Bei einer Befristung erfolgt eine Heilungsbewรคhrungsprobe, bei der das Landratsamt nach Ablauf der Frist den Gesundheitszustand erneut prรผft. Verschlechtert sich der Gesundheitszustand, kann jederzeit ein Verรคnderungsantrag gestellt werden.

Dieser fรผhrt zu einer erneuten รœberprรผfung des gesamten Gesundheitszustands und kann zu einer Erhรถhung oder Senkung des GdB fรผhren.

Widerspruch gegen GdB-Bescheid

Bei Unzufriedenheit mit einem neuen Bescheid kann Widerspruch eingelegt werden. Sollte der Widerspruch abgelehnt werden, besteht die Mรถglichkeit, vor den Sozialgerichten zu klagen.

Fรผr eine individuelle Beratung zur Beantragung eines GdB kรถnnen sich Betroffene an ihre nรคchstgelegene Beratungsstelle eines Sozialverbands ย wenden.