Schulden: Mehr auf dem P-Konto durch FiFo-Prinzip

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Ein sogenanntes P-Konto (Pfรคndungsschutzkonto) sichert Menschen, die von einer Kontopfรคndung bedroht oder bereits betroffen sind, einen bestimmten monatlichen Grundfreibetrag.

Solange keine Pfรคndung auf dem Konto vorliegt, รคndert sich fรผr die Kontoinhaberin oder den Kontoinhaber in der Praxis wenig: Es bestehen keine Einschrรคnkungen hinsichtlich Verfรผgungen. Erst mit dem Eintritt einer Pfรคndung greift eine Begrenzung auf den monatlichen Freibetrag, der vom Gesetzgeber vorgegeben ist.

Das FiFo-Prinzip (โ€žFirst in โ€“ First outโ€œ) wird wichtig, sobald eine Pfรคndung aktiv ist. Jede Verfรผgung โ€“ sei es das Abheben von Bargeld oder das Begleichen von Rechnungen per รœberweisung โ€“ wird immer mit dem รคltesten noch vorhandenen Guthaben verrechnet.

Diese Abfolge kann spรคter zu Problemen fรผhren, wenn nicht sorgfรคltig geplant wird, wann und wie viel Geld vom Konto abgehoben oder รผberwiesen werden soll. Das Guthaben wird nรคmlich fortlaufend โ€žausgetauschtโ€œ und รผbrig bleibende Summen kรถnnen nur unter gewissen Bedingungen in den nรคchsten Monat รผbertragen werden.

Wie wird der monatliche Freibetrag richtig genutzt?

Wer von einer Kontopfรคndung betroffen ist, muss genau im Blick behalten, welche Zahlungen bereits vom Konto abgingen. Entscheidend ist, dass im laufenden Monat nur bis zur Hรถhe des geschรผtzten Betrags verfรผgt werden darf.

Wer beispielsweise regelmรครŸige Lastschriften, Miete, Strom oder Versicherungen zahlt, muss den รœberblick behalten, wie viel vom Freibetrag bereits verwendet wurde. Mitunter werden Einkommen zum Monatsende gutgeschrieben. Darunter fallen hรคufig Renten- oder Sozialleistungen wie Arbeitslosengeld I oder II.

Diese Betrรคge stehen dann nicht nur fรผr die letzten Tage eines Monats zur Verfรผgung, sondern werden in der Praxis meist erst im kommenden Kalendermonat verbraucht. Genau hier entsteht das Risiko, dass die Summe รผber den geschรผtzten Betrag hinausgeht, wenn nicht klar getrennt wird, was eigentlich noch aus dem Vormonat stammt.

Damit kein Missverstรคndnis bei der รœbernahme von Guthaben in den Folgemonat entsteht, gibt es die dreimonatige Ansparmรถglichkeit. Theoretisch lรคsst sich damit ein kleiner Puffer schaffen, falls unvorhergesehene Ausgaben auftreten.

Allerdings setzt dies eine gute Planung voraus. Wer am Ende eines Monats den Freibetrag nicht voll ausschรถpft, kรถnnte einen Teil in den nรคchsten Monat รผbertragen. Doch Vorsicht: Wird versehentlich mehr Geld โ€žangespartโ€œ, als es der Pfรคndungsfreibetrag zulรคsst, kann es passieren, dass der รผbersteigende Betrag an den Glรคubiger flieรŸt.

Warum sollte man am Monatsende Geld abheben oder nutzen?

Viele Inhaberinnen und Inhaber eines P-Kontos entscheiden sich, den Freibetrag weitgehend auszuschรถpfen und gegebenenfalls am Monatsende noch einmal Geld abzuheben.

Auf diese Weise vermeiden sie das Risiko, dass Guthaben in den nรคchsten Monat รผbergeht und versehentlich von der Bank als pfรคndbarer Betrag angesehen wird.

“Wer sich fรผr eine bewusste Ansparmรถglichkeit entscheidet, sollte ganz genau berechnen, wie viel im kommenden Monat gebraucht wird und welchen Restbetrag man guten Gewissens stehen lassen kann”, warnt der Sozialrechtsexperte Dr. Utz Anhalt von “Gegen-Hartz.de”

“Die Praxis zeigt, dass eine Fehleinschรคtzung oft gravierende Folgen hat. Wer zu groรŸe Teile des Freibetrags in den Folgemonat รผbertrรคgt, lรคuft Gefahr, dass gerade diese angesparten Betrรคge spรคter als pfรคndbar gelten”, sagt Anhalt.

“Eine Rรผckstellung ist dann nicht mehr mรถglich, weil das โ€žFirst in โ€“ First outโ€œ-Prinzip zwingend zur Anwendung kommt und das Geld unter Umstรคnden an den Glรคubiger weitergeleitet wird.”

Wie sollten Bargeldeinzahlungen vermieden werden und warum?

Im Alltag tritt gelegentlich die Situation auf, dass man bereits abgehobenes Bargeld wieder auf das eigene Konto einzahlen mรถchte. Bei einem P-Konto ist dies besonders heikel, weil jeder Geldeingang neu gezรคhlt wird.

Das kann zu unerwรผnschten Verschiebungen im geschรผtzten Betrag fรผhren. Das Konto โ€žsiehtโ€œ bei der Gutschrift nicht, dass das Geld ursprรผnglich bereits vom P-Konto abgehoben wurde. Damit erhรถht sich formal die Gesamtsumme, die in diesem Monat eingegangen ist, wodurch der Freibetrag schneller ausgeschรถpft wird.

“Wer Bargeld abhebt, sollte sich also gut รผberlegen, ob er es kurz darauf erneut einzahlen muss oder ob sich andere Lรถsungen finden lassen. Ein bewusster Umgang mit dem Guthaben ist hier die sicherste Strategie”, so Anhalt.

P-Kontobescheinigung bei hรถheren Geldeingรคngen

Immer wieder kommt es vor, dass in einem Monat plรถtzlich mehr als der geschรผtzte Betrag auf dem P-Konto eingeht. Das kann beispielsweise durch Nachzahlungen von Sozialleistungen oder Steuerrรผckerstattungen geschehen.

“In diesen Fรคllen ist es ratsam, bereits in dem Monat, in dem der zusรคtzliche Geldeingang verbucht wird, eine Prรผfung hinsichtlich einer Erhรถhung des Freibetrags vornehmen zu lassen. Mithilfe einer P-Kontobescheinigung kรถnnen bestimmte Zahlungseingรคnge, die gesetzlich besonders geschรผtzt sind, von der Pfรคndung ausgenommen werden”, rรคt der Sozialrechtsexperte.

Wer zu spรคt handelt, muss damit rechnen, dass nach Ablauf einiger Monate die รผberschรผssige Summe an den Glรคubiger flieรŸt.

“Sind Gelder erst einmal abgefรผhrt, lรคsst sich diese Entscheidung kaum mehr rรผckgรคngig machen. Der rechtzeitige Gang zu einer geeigneten Stelle โ€“ etwa einer Schuldnerberatungsstelle, einem Rechtsanwalt oder direkt zum zustรคndigen Vollstreckungsgericht โ€“ kann verhindern, dass geschรผtztes Einkommen unabsichtlich gepfรคndet wird.”

Worauf sollten also Betroffene abschlieรŸend besonders achten?

Ein P-Konto ist eine wertvolle Hilfe, um trotz Pfรคndung den finanziellen Alltag bestreiten zu kรถnnen. Trotzdem kommt es oft zu Unklarheiten, weil beispielsweise das Einkommen an einem anderen Stichtag eingeht, als es der monatliche Schutzzeitraum vorsieht.

Wer sein Konto im Blick behรคlt und sorgfรคltig plant, hat groรŸe Vorteile. Das FiFo-Prinzip verlangt, dass bei jeder Verfรผgung geprรผft wird, welches Guthaben gerade verwendet wird.

Hier zahlt es sich aus, am Monatsende gezielt den Freibetrag auszuschรถpfen und zu vermeiden, ungewollt in den Folgemonat zu hohe Summen zu รผbertragen.

Beim Thema Ansparmรถglichkeiten sollten Betroffene รคuรŸerst vorsichtig sein. Zwar existiert die Option, Geld รผber maximal drei Monate hinweg โ€žanzusparenโ€œ, doch je komplizierter das Guthaben hin- und hergeschoben wird, desto grรถรŸer ist das Fehlerrisiko.

Wer unsicher ist, ob eine P-Kontobescheinigung Sinn ergibt oder ob rechtliche Schritte notwendig sind, sollte sich fachkundig beraten lassen. So bleibt gewรคhrleistet, dass mit dem P-Konto weiterhin der Lebensunterhalt gesichert bleibt und keine vermeidbaren Verluste durch Pfรคndungen entstehen.