Rentner aufgepasst: Benzinpreise steigen ab 2026 deutlich an

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Ab 2026 wird das Tanken in Deutschland spรผrbar teurer โ€“ nicht wegen einer neuen klassischen Steuer, sondern wegen der steigenden COโ‚‚-Bepreisung auf Benzin und Diesel. Seit 2021 gilt fรผr fossile Kraftstoffe ein Aufschlag pro ausgestoรŸener Tonne Kohlendioxid, geregelt รผber den nationalen Brennstoffemissionshandel (BEHG).

Der Preis je Tonne COโ‚‚ lag anfangs bei 25 Euro, stieg Schritt fรผr Schritt an und betrรคgt seit 1. Januar 2025 bereits 55 Euro.

Fรผr 2026 ist nun die nรคchste Stufe gesetzt: Der COโ‚‚-Preis wird dann nicht mehr als fester Wert festgelegt, sondern รผber Auktionen in einem Preisband zwischen 55 und 65 Euro pro Tonne ermittelt. Dieser Korridor ist im deutschen Emissionshandelsrecht bereits verankert.

Er gilt zunรคchst fรผr 2026 und 2027. Erst ab 2028 geht der Verkehrssektor in das neue EU-weite Emissionshandelssystem ETS 2 รผber, bei dem sich der Preis vollstรคndig am Markt bildet.

Fรผr Verbraucherinnen und Verbraucher โ€“ und damit auch fรผr Rentnerinnen und Rentner โ€“ bedeutet das: Der COโ‚‚-Aufschlag auf den Liter Sprit wรคchst noch einmal an, wรคhrend gleichzeitig die kรผnftige Entwicklung ab 2028 schwerer kalkulierbar wird.

Was das konkret an der Zapfsรคule bedeutet

Verkehrsclubs und Verbraucherportale haben die Effekte der COโ‚‚-Bepreisung auf Benzin und Diesel durchgerechnet.

Geht man fรผr 2026 von einem mittleren COโ‚‚-Preis von 60 Euro pro Tonne aus, zeigt sich folgendes: Ohne COโ‚‚-Bepreisung wรคre der Literpreis von Benzin und Diesel deutlich niedriger. Nach Berechnungen des ADAC und anderer Experten wรผrde der COโ‚‚-Preis 2026 bei einem solchen Mittelwert dazu fรผhren, dass Benzin etwa 17 Cent und Diesel rund 19 Cent pro Liter teurer sind, als es ohne die Abgabe der Fall wรคre.

Gegenรผber dem Jahr 2020 summiert sich der gesamte COโ‚‚-Aufschlag bis 2026 auf rund 17 bis knapp 19 Cent pro Liter.

Der zusรคtzliche Schritt von 2025 auf 2026 liegt dagegen โ€žnurโ€œ bei etwa 3 Cent pro Liter Benzin und etwas รผber 3 Cent bei Diesel.

Wie hoch der endgรผltige Preis an der Zapfsรคule sein wird, hรคngt dennoch von vielen weiteren Faktoren ab: vom Rohรถlpreis, vom Dollarkurs, von den Margen der Mineralรถlkonzerne, von der Energiesteuer und der Mehrwertsteuer. Die COโ‚‚-Bepreisung ist aber ein fester Baustein, der sich politisch nicht kurzfristig ausblenden lรคsst.

Beispielrechnung: Was ein Rentner-Haushalt jรคhrlich mehr zahlt

Um die GrรถรŸenordnung greifbar zu machen, lohnt sich ein Blick auf eine typische Nutzung: Viele Seniorinnen und Senioren fahren heute deutlich weniger als Berufstรคtige, nutzen ihr Auto aber regelmรครŸig fรผr Arzttermine, Einkรคufe und Besuche bei Kindern und Enkeln.

Wer im Ruhestand etwa 8.000 Kilometer im Jahr zurรผcklegt und einen Wagen mit einem Verbrauch von 7 Litern auf 100 Kilometer fรคhrt, kommt auf rund 560 Liter Benzin pro Jahr.

Liegt die COโ‚‚-Komponente 2026 bei etwa 17 Cent pro Liter, macht allein dieser politische Aufschlag knapp 95 Euro im Jahr aus โ€“ gegenรผber einem fiktiven Szenario ohne COโ‚‚-Preis. Bei 10.000 Kilometern im Jahr wรคren es rund 120 Euro.

Noch wichtiger ist: Die COโ‚‚-Abgabe kommt zu einem ohnehin hohen allgemeinen Preisniveau an der Tankstelle hinzu. Fรผr Haushalte mit schmaler Rente kann schon ein zweistelliger Betrag im Monat รผber spรผrbare Einschrรคnkungen entscheiden.

Warum Rentner besonders verletzlich sind

Das eigene Auto ist fรผr viele รคltere Menschen mehr als nur ein Fortbewegungsmittel. Es bedeutet Selbststรคndigkeit, Teilhabe und Sicherheit.

Wer auf dem Land lebt, weiรŸ, ohne Wagen ist der Weg zum Hausarzt, zur Physiotherapie, zum Supermarkt oder zum Friedhof oft kaum zu bewรคltigen. Busse fahren selten, Haltestellen liegen weit entfernt, Taxis sind teuer.

Gleichzeitig gehรถren viele Rentnerhaushalte zu den Gruppen mit begrenztem Einkommen. Die gesetzliche Rente ist fรผr einen GroรŸteil die wichtigste โ€“ hรคufig einzige โ€“ Einnahmequelle. Zusรคtzliche Spielrรคume, um auf Preissprรผnge zu reagieren, sind deshalb geringer als bei Erwerbstรคtigen, die im Zweifel ihre Arbeitsstunden erhรถhen oder einen Nebenjob annehmen kรถnnen.

Hinzu kommt die Parallelbelastung durch andere Kostensteigerungen: Strom, Lebensmittel, Miete oder Grundsteuer โ€“ alles hat sich in den vergangenen Jahren verteuert. Und die COโ‚‚-Bepreisung betrifft nicht nur den Sprit, sondern auch Heizรถl und Erdgas. Das trifft Eigentรผmer รคlterer Hรคuser ebenso wie Mieter, die รผber die Nebenkostenabrechnung an hรถheren Heizkosten beteiligt werden.

Fรผr viele ร„ltere ergibt sich so ein doppelter Druck, Das Auto wird teurer, zugleich steigen die Ausgaben fรผr das Wohnen. Wer heute schon knapp kalkulieren muss, wird 2026 noch genauer hinschauen.

Stadt und Land: Wer Alternativen hat โ€“ und wer nicht

Die Stรคrke des Autos ist seine Flexibilitรคt. Doch die Nachteile werden mit steigenden Preisen deutlich sichtbar. Wer in GroรŸstรคdten lebt, hat oftmals reale Alternativen: U-Bahn, StraรŸenbahn, dicht getaktete Busnetze und S-Bahn-Verbindungen. Viele ร„ltere in Metropolen nutzen schon heute den รถffentlichen Nahverkehr oder sind wegen Parkplatznot ohnehin auf Bus und Bahn umgestiegen.

Ganz anders die Situation auf dem Land oder in kleineren Stรคdten: Hier ersetzen zwei oder drei Buslinien nicht das Auto, wenn der nรคchste Arztbesuch 15 Kilometer entfernt liegt und der Bus nur alle zwei Stunden fรคhrt โ€“ oder am Abend gar nicht mehr.

Gerade lรคndliche Rentnerinnen und Rentner gehรถren deshalb zu den Gruppen, die den COโ‚‚-Aufschlag besonders deutlich spรผren werden, obwohl sie oft keine realistische Wahl haben, das Auto einfach stehen zu lassen. Die Debatte um โ€žLenkungswirkungโ€œ und Umstieg auf klimafreundliche Verkehrsmittel wirkt aus dieser Perspektive hรคufig abstrakt โ€“ der Alltag verlangt pragmatische Lรถsungen.

Nahverkehr als Entlastung โ€“ Deutschlandticket wird aber ebenfalls teurer

Die Bundesregierung versucht, die Mobilitรคtskosten รผber den รถffentlichen Nahverkehr abzufedern. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Deutschlandticket, das fรผr bundesweit nutzbare Bus- und Bahnfahrten im Nahverkehr gilt. Bis Ende 2025 lag der Preis bei 49 Euro, 2025 stieg er auf 58 Euro. Ab Januar 2026 wird das Ticket weiter auf 63 Euro im Monat erhรถht.

Zugleich hat der Bundestag die Finanzierung des Tickets langfristig bis 2030 abgesichert. Bund und Lรคnder stellen dafรผr jeweils 1,5 Milliarden Euro jรคhrlich bereit. Das sorgt zwar fรผr eine gewisse Planungssicherheit, รคndert aber nichts daran, dass 63 Euro im Monat fรผr viele Rentnerhaushalte ein hoher Betrag sind โ€“ gerade, wenn zusรคtzlich ein Auto benรถtigt wird, um รผberhaupt eine geeignete Haltestelle zu erreichen.

In mehreren Bundeslรคndern existieren bereits rabattierte Seniorentickets oder Sozialtickets. Hessen etwa erhรถht zum 1. Januar 2026 das landesweite Seniorenticket auf 398 Euro im Jahr; zugleich wird ein vergรผnstigtes Deutschlandticket fรผr Sozialbedรผrftige auf 44 Euro im Monat angehoben.

Solche Modelle kรถnnen entlasten, erreichen aber lรคngst nicht alle. Ausschlaggebend ist, ob das eigene Bundesland entsprechende Angebote hat, ob Einkommensgrenzen greifen und wie gut der Nahverkehr vor Ort ausgebaut ist.

Fรผr Seniorinnen und Senioren bedeutet das: Wer in einer Region mit dichtem ร–PNV-Netz lebt und hรคufig unterwegs ist, kann von Flatrate-Tickets profitieren โ€“ auch wenn sie ab 2026 etwas teurer werden. In lรคndlichen Regionen ohne verlรคssliche Bus- und Bahnverbindungen bleibt der Nutzen dagegen begrenzt.

Klimageld โ€“ Entlastung in der Debatte, aber noch nicht im Portemonnaie

Seit Jahren verspricht die Politik eine Rรผckerstattung der Einnahmen aus der COโ‚‚-Bepreisung in Form eines Klimagelds, das pro Kopf an alle Bรผrgerinnen und Bรผrger ausgezahlt werden soll. Fรผr Menschen mit niedrigem Energieverbrauch โ€“ dazu zรคhlen viele Rentner mit kleiner Wohnung und wenig Fahrtstrecke โ€“ kรถnnte ein solches Modell per Saldo sogar ein Plus bedeuten.

In der Praxis ist das Klimageld jedoch bislang nicht umgesetzt. Die Bundesregierung hat mehrfach betont, dass sie die Einfรผhrung zwar anstrebt, aber weder Hรถhe noch Starttermin verbindlich festgelegt sind.

Fachleute gehen inzwischen eher davon aus, dass mรถgliche Zahlungen frรผhestens in der zweiten Hรคlfte der 2020er Jahre realistisch werden โ€“ wenn รผberhaupt.

Fรผr die Finanzplanung von Seniorenhaushalten ist das entscheidend: Auf ein Klimageld, das zusรคtzliche Spritkosten 2026 ausgleicht, sollten sich Rentner realistischerweise nicht verlassen. Wer seinen Alltag organisiert, muss mit den Mehrkosten rechnen, als gรคbe es diese Ausgleichszahlungen nicht.

Was Rentnerinnen und Rentner selbst tun kรถnnen

Auch wenn die politischen Rahmenbedingungen nicht in der eigenen Hand liegen, gibt es Spielrรคume, die Belastung zu begrenzen. Einige MaรŸnahmen mรถgen klein wirken, summieren sich aber รผber das Jahr.

Zum einen lohnt es sich, das Fahrverhalten zu รผberprรผfen. Wer Fahrten bรผndelt โ€“ etwa Arztbesuch, Einkauf und Besuch bei Bekannten in einem Rutsch erledigt โ€“ reduziert sowohl den Spritverbrauch als auch den Stress.

Vorausschauendes Fahren, moderate Geschwindigkeit auf der LandstraรŸe und der gleichmรครŸige Einsatz des Gaspedals kรถnnen den Verbrauch merklich senken. Moderne Fahrzeuge zeigen oft den aktuellen Durchschnittsverbrauch an; ein Blick darauf macht schnell deutlich, was eine ruhigere Fahrweise bringt.

Zum anderen kรถnnen soziale Netzwerke helfen: Fahrgemeinschaften zum wรถchentlichen Markt, gemeinsame Fahrten zum Facharzt oder zum Krankenhaus mit Nachbarn oder Bekannten โ€“ das alles verteilt die Tankkosten auf mehrere Schultern. Gerade in kleineren Gemeinden entstehen daraus oft stabile Strukturen, von denen alle profitieren.

Wer gesundheitlich dazu in der Lage ist, kann fรผr kurze Strecken auf das Fahrrad oder ein E-Bike umsteigen. Ein elektrisch unterstรผtztes Rad kann โ€“ gerade in der Stadt โ€“ das Auto auf vielen Wegen ersetzen. Die Anschaffung ist zwar zunรคchst teuer, senkt aber langfristig die laufenden Mobilitรคtskosten deutlich.

SchlieรŸlich lohnt ein prรผfender Blick auf das eigene Auto. Ein kleinerer, sparsamer Wagen verursacht weniger COโ‚‚-Kosten und verbraucht insgesamt weniger Kraftstoff. Fรผr einige Haushalte kann sich auch ein Umstieg auf ein gebrauchtes Elektroauto lohnen, insbesondere wenn รผberwiegend kurze Strecken gefahren und Lademรถglichkeiten vorhanden sind.

Strom ist โ€“ trotz gestiegener Preise โ€“ pro Kilometer oft gรผnstiger als Benzin oder Diesel, und auf Strom entfรคllt keine COโ‚‚-Abgabe auf fossile Kraftstoffe.

Heizen nicht vergessen: COโ‚‚-Belastung auch beim eigenen Zuhause

Die COโ‚‚-Bepreisung verteuert nicht nur den Sprit, sondern auch das Heizen mit ร–l und Gas. Schon 2025 fรผhrt der COโ‚‚-Preis von 55 Euro pro Tonne dazu, dass bei Gas rund 1,2 Cent pro Kilowattstunde und bei Heizรถl rund 17,5 Cent pro Liter allein durch die COโ‚‚-Abgabe anfallen.

Steigt der Preisrahmen 2026 auf bis zu 65 Euro pro Tonne, erhรถht sich dieser Aufschlag weiter. Bei Heizรถl liegen die COโ‚‚-Kosten dann bei bis zu rund 20,7 Cent pro Liter.

Fรผr ein Einfamilienhaus mit 2.000 Litern ร–lverbrauch im Jahr kรถnnen so COโ‚‚-Kosten im mittleren dreistelligen Bereich zusammenkommen.
Gerade fรผr รคltere Hauseigentรผmer, die in schlecht gedรคmmten Gebรคuden wohnen, addiert sich der Druck: hรถhere Heizkosten, hรถhere Spritpreise, begrenzte Mรถglichkeiten, noch groรŸe Investitionen wie eine neue Heizung oder eine umfassende Sanierung zu stemmen.

Umso wichtiger ist es, Fรถrderprogramme im Blick zu behalten und sich bei Verbraucherzentralen oder kommunalen Energieberatungen รผber Zuschรผsse zu informieren.

Was ab 2028 droht

Ab 2028 wird der Verkehrssektor in das europรคische Emissionshandelssystem ETS 2 einbezogen. Dann bildet sich der COโ‚‚-Preis fรผr Kraftstoffe auf einem europรคischen Markt โ€“ mit Angebots- und Nachfrageschwankungen, aber auch mit politischen Eingriffsmรถglichkeiten, etwa รผber Preisobergrenzen.

Experten wie der ADAC erwarten zunรคchst keine drastischen Sprรผnge nach oben, weil das europรคische Preisniveau voraussichtlich zunรคchst unter dem bisherigen deutschen liegen kรถnnte. Mittelfristig, also nach 2030, halten Fachleute allerdings deutlich hรถhere COโ‚‚-Preise fรผr mรถglich.

Fรผr Rentnerinnen und Rentner bedeutet das: Die Entwicklung der Spritpreise bleibt ein langfristiges Thema. Selbst wenn kurze Phasen der Entspannung auftreten, ist strukturell mit eher steigenden als fallenden COโ‚‚-bedingten Kosten zu rechnen.