Ab dem 1. Januar 2026 schafft man einen vollen Entgeltpunkt in der gesetzlichen Rentenversicherung nur noch, wenn man im betreffenden Jahr rund 51.944 Euro brutto verdient โ das sind etwa 4.328,67 Euro pro Monat.
Diese Zahl steht im Referentenentwurf zur Sozialversicherungs-Rechengrรถรenverordnung 2026, den das Bundesarbeitsministerium am 9. September 2025 verรถffentlicht hat.
Zugleich weist die Ministeriumsseite das endgรผltige Durchschnittsentgelt 2024 mit 47.085 Euro aus โ damit ist der Wert fรผr 2026 gegenรผber 2024 um 10,32 Prozent gestiegen- und so teuer wie noch nie.
Warum der Rentenpunkt โteurerโ wird
Ein Entgeltpunkt (EP) misst, wie Ihr eigenes Jahreseinkommen im Verhรคltnis zum Durchschnittsentgelt aller Versicherten steht. Verdienen Sie exakt diesen Durchschnitt, erhalten Sie 1,0 EP; verdienen Sie weniger oder mehr, sind es entsprechend weniger oder mehr Punkte.
Die Bundesregierung legt das Durchschnittsentgelt jรคhrlich fest โ auf Basis der Lohnentwicklung โ, ohne politischen Ermessensspielraum. Steigt dieses Durchschnittsentgelt, wird es fรผr Beschรคftigte mit stagnierenden oder schwรคcher steigenden Lรถhnen schwieriger, denselben Punktestand wie zuvor zu erreichen.
Fรผr 2025 wurde das vorlรคufige Durchschnittsentgelt bereits auf 50.493 Euro festgesetzt. Fรผr 2026 sind 51.944 Euro vorgesehen. Gegenรผber 2025 ist das ein weiterer Anstieg um knapp 2,9 Prozent; im Zwei-Jahres-Vergleich zu 2024 summiert sich der Sprung โ wie oben genannt โ auf gut 10 Prozent.
So funktioniert die Rentenformel โ und was die neuen Werte bewirken
Die monatliche Bruttorente entsteht vereinfacht aus der Summe Ihrer Entgeltpunkte multipliziert mit dem aktuellen Rentenwert. Dieser Rentenwert wurde zum 1. Juli 2025 bundesweit auf 40,79 Euro angehoben โ ein Plus von 3,74 Prozent. Steigt der Rentenwert langsamer als das Durchschnittsentgelt, sinkt der jรคhrliche Rentenzuwachs fรผr diejenigen, deren Einkommen nicht im selben Tempo mitwรคchst.
Ein Rechenbeispiel zeigt das:
Wer 45.000 Euro Jahresbrutto verdient, erzielt im Jahr 2025: 45.000 / 50.493 = 0,8912 EP. Multipliziert mit 40,79 Euro ergibt das einen Renten-Zuwachs von 36,35 Euro pro Monat fรผr genau dieses Beitragsjahr erzielt im Jahr 2026 (bei unverรคndertem Gehalt): 45.000 / 51.944 = 0,8663 EP. Das ergibt 35,34 Euro pro Monat.
Allein zwischen 2025 und 2026 ergibt sich damit bei identischem Gehalt ein um rund 1,02 Euro geringerer monatlicher Rentenaufbau โ pro Jahr Erwerbstรคtigkeit. รber viele Jahre addiert sich dieser Effekt spรผrbar. (Eigene Berechnung auf Basis der amtlichen Werte.)
Die Lohnbasis, die hinter allem steht
Die Rechengrรถรen fรผr 2026 basieren auf der bundesweiten Lohnentwicklung 2024. Das BMAS beziffert diese maรgebliche Verรคnderung mit 5,16 Prozent โ deshalb steigen die Rechengrรถรen โvergleichsweise starkโ. Wichtig: Die jรคhrliche Fortschreibung folgt einer fixen Mechanik; es geht nicht um politische Spielrรคume, sondern um ein gesetzlich vorgegebenes Fortschreiben nach Lohnstatistik.
โGleiche Arbeit, weniger Renteโ โ wann diese Zuspitzung stimmt
Die Aussage trifft in den Fรคllen zu, in denen das persรถnliche Einkommen nicht Schritt hรคlt mit der allgemeinen Lohnentwicklung, die das Durchschnittsentgelt nach oben treibt.
Wer รผber Jahre hinweg unterhalb der Dynamik des Durchschnittsentgelts bleibt, sammelt weniger Entgeltpunkte pro Jahr als zuvor, obwohl Umfang und Qualitรคt der Arbeit unverรคndert sein mรถgen.
Bei Beschรคftigten mit Tarifsteigerungen in Hรถhe der Durchschnittslรถhne oder darรผber relativiert sich der Effekt; bei stagnierenden Gehรคltern, Teilzeit ohne Ausgleich oder branchenbedingt schwรคcherer Lohnentwicklung wirkt er besonders deutlich.
Einordnung und Vergleichswerte
Parallel zur Rentenanpassung 2025 wurden die Abgeordnetenentschรคdigungen zum 1. Juli 2025 um 5,4 Prozent erhรถht โ ein automatisch an die Lohnentwicklung gekoppelter Mechanismus des Abgeordnetengesetzes.
Der Vergleich zeigt: Auch auรerhalb der Rentenversicherung wirken Index-Automatismen. Dass die Renten 2025 mit +3,74 Prozent schwรคcher zulegten als die zugrunde gelegte Lohnentwicklung 2024, ist kein Widerspruch, sondern Ergebnis der Rentenformel mit ihren Dรคmpfungs- und Schutzkomponenten.
Was die Rechengrรถรenverordnung 2026 sonst noch zeigt
Der Entwurf listet neben dem Durchschnittsentgelt weitere Eckwerte auf, etwa die Beitragsbemessungsgrenzen in der Renten- und Arbeitslosenversicherung (2026: 8.450 Euro monatlich bzw. 101.400 Euro jรคhrlich) oder die Bezugsgrรถรe (2026: 3.955 Euro monatlich).
Diese Grenzen zeigen, bis zu welchem Einkommen Beitrรคge und damit auch Rentenansprรผche erhoben bzw. berechnet werden. Fรผr Gutverdiener*innen bedeutet die Erhรถhung: ein grรถรerer Einkommensanteil ist beitragspflichtig, was wiederum hรถhere potenzielle Entgeltpunkte ermรถglicht โ sofern das Einkommen die Grenze รผberschreitet.
Was Rentenversicherte jetzt beachten sollten
Wer seine spรคtere Rente realistisch einschรคtzen mรถchte, sollte die eigene Lohnentwicklung regelmรครig mit dem amtlichen Durchschnittsentgelt vergleichen.
Hรคlt das persรถnliche Einkommen langfristig nicht Schritt, sinkt der jรคhrliche Aufbau an Entgeltpunkten. Gegensteuern lรคsst sich โ je nach Lebenslage โ รผber hรถhere beitragspflichtige Einkommen, betriebliche Altersversorgung, private Vorsorge oder freiwillige Beitrรคge zur Rentenversicherung in bestimmten Konstellationen.
Wichtig ist, die Effekte รผber Zeit zu betrachten: Ein Unterschied von โnurโ einem Euro monatlicher Zuwachs pro Beitragsjahr kann sich รผber Jahrzehnte zu spรผrbaren Rentenunterschieden summieren. (Allgemeine Hinweise, keine individuelle Beratung.)
Fazit
Der Referentenentwurf zur Sozialversicherungs-Rechengrรถรenverordnung 2026 macht es amtlich: Ein Entgeltpunkt wird 2026 so teuer wie nie. Der Sprung des maรgeblichen Durchschnittsentgelts spiegelt die solide Lohnentwicklung 2024 wider โ und verschiebt damit den Maรstab, an dem individuelle Rentenansprรผche gemessen werden.
Wer nicht im Takt der Durchschnittslรถhne zulegt, baut pro Jahr weniger Rente auf. Gleichzeitig steigen der aktuelle Rentenwert und die Bemessungsgrenzen โ allerdings in anderer Taktung. Fรผr Versicherte lohnt sich deshalb ein nรผchterner Blick auf die eigene Erwerbsbiografie und eine frรผhzeitige, robuste Vorsorgestrategie.