Im Wahlprogramm der CDU/CSU zur Bundestagswahl 2025 findet sich der Vorschlag, Rentnerinnen und Rentner von der Pflicht zur Abgabe einer Steuererklärung zu entbinden. Gleichzeitig – so deuten es politische Beobachter – soll der Gesetzgeber die Einführung einer Quellensteuer, also einen automatischen Direktabzug, auf Renten vorbereiten.
Dies wäre ein großer Einschnitt in das bisherige Verfahren, bei dem viele Ruheständler jährlich ihre Steuererklärung beim Finanzamt abgeben, falls sie bestimmte Freibeträge oder Ausgaben geltend machen.
Durch den automatischen Direktabzug könnten Verwaltungswege verschlankt werden, was ein erklärtes Ziel der CDU/CSU ist. Die Frage, wie hoch der Steuersatz für unterschiedliche Rentenhöhen ausfällt und ob Freibeträge oder Pauschalen gewährt werden, ist bislang nicht geklärt.
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Auswirkungen auf Rentner: Nettoauszahlung und mögliche Rückzahlungen
Sollte der Direktabzug zur Realität werden, ändert sich zunächst der monatliche Auszahlungsbetrag. Rentner bekämen dann ihre Rente bereits abzüglich der Steuer. Die Idee dahinter ist, dass man dadurch sicherstellt, dass zumindest bei einem großen Teil der Ruheständler keine jährlichen Verpflichtungen mehr gegenüber dem Finanzamt entstehen.
Wer jedoch höhere Aufwendungen oder Ausgaben geltend machen will, könnte immer noch eine Steuererklärung einreichen, um die zu viel entrichtete Steuer zurückzufordern.
Die spannende Frage lautet also: Entfallen Pflichten oder ergeben sich nur neue Optionen? Ein direkter Abzug entlastet die Rentnerinnen und Rentner von Terminen und Fristen bei der Abgabe einer Steuererklärung, hat jedoch den Nachteil, dass potenzielle Steuervorteile erst nachträglich über eine Korrektur eingefordert werden können.
Manche Fachleute befürchten außerdem, dass manche Seniorinnen und Senioren den Überblick verlieren könnten, wenn sie nicht mehr jährlich eine Erklärung abgeben.
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Mögliche Vor- und Nachteile der Quellensteuer: Was erwartet Rentner?
Ein großer Vorteil der Quellensteuer würde die verringerte Bürokratie sein. Die Tatsache, dass Menschen im Ruhestand nicht mehr mit komplizierten Formblättern kämpfen müssen, spart Zeit und Nerven. Gleichzeitig fließt die Steuer regelmäßig und ohne Verzögerung an den Staat, was die Verwaltung entlastet.
Allerdings sorgt ein solcher Abzug für Kritik: Wer hohe Werbungskosten oder Sonderausgaben geltend machen möchte, muss dann regelmäßig prüfen, ob sich eine nachträgliche Steuererklärung lohnt. Es ist denkbar, dass einige Rentner ohne Erklärung mehr Steuern zahlen, als sie müssten, weil zu hohe Pauschalen angewandt werden oder bestimmte individuelle Umstände unberücksichtigt bleiben.
Auch die Frage, ob der monatlich abgezogene Betrag immer exakt den tatsächlichen Verpflichtungen entspricht, beschäftigt Rechtsexperten. Eine punktgenaue Erfassung aller persönlichen Umstände ist nur schwer in ein standardisiertes Verfahren zu integrieren.
Datenübermittlung und Berechnungsgrundlagen: Wie die Steuer festgelegt werden könnte
Für die Ermittlung der richtigen Steuerhöhe müsste auf Daten zurückgegriffen werden, die bereits jetzt zwischen Rentenversicherung und Finanzverwaltung ausgetauscht werden. Die Rentenversicherung übermittelt jedes Jahr Informationen zur Bruttorente, zur Höhe der jeweiligen Rentenerhöhungen, zu Beiträgen für Kranken- und Pflegeversicherung sowie zu anderen relevanten Posten.
Die Finanzämter werten diese Mitteilungen aus, um bisher zu prüfen, ob eine Steuerpflicht besteht und wie hoch eventuelle Nachzahlungen oder Rückerstattungen ausfallen.
In einem Quellensteuersystem dient dieser Datensatz als Basis für die monatliche Vorabberechnung. Im Idealfall passt man den Steuersatz jedes Jahr an die aktuellen Rentenhöhen und die persönliche steuerliche Situation der Rentnerin oder des Rentners an.
Allerdings müssen viele Details geklärt werden: Welche Sonderausgaben können direkt berücksichtigt werden? Was passiert, wenn Rentner noch andere Einkünfte haben, etwa Betriebsrenten oder Mieteinnahmen? All diese Aspekte erfordern klare Regelungen, damit es nicht zu fehlerhaften oder unvollständigen Abzügen kommt.
Ehemalige Vorschläge der Ampel-Regierung und ihre Parallelen
Die Idee einer vereinfachten Steuererhebung ist nicht neu. Schon unter der Ampel-Regierung wurde über einen direkten Rentensteuerabzug diskutiert, um den bürokratischen Aufwand für Seniorinnen und Senioren zu reduzieren. Im Gegenzug sollte ein besonderer Steuerfreibetrag oder Pauschbetrag eingeführt werden, der für viele Rentner den Gang zum Finanzamt überflüssig machen könnte.
Warum kam es damals nicht zu einer Umsetzung? Einerseits konnten sich die Koalitionspartner nicht einigen, andererseits stellten praktische Fragen ein Hindernis dar.
Dazu zählten unter anderem die Datengrundlagen für die exakte Berechnung der Steuerhöhe, rechtliche Aspekte der Mitteilungspflichten zwischen Rentenversicherung und Finanzämtern sowie die Herausforderung, konkrete Freibeträge so zu bemessen, dass eine ausgewogene Steuerlast entsteht.
Politischer Hintergrund: Das CDU/CSU-Wahlprogramm 2025
Die Quelle für diesen Vorschlag findet sich im aktuellen Unions-Wahlprogramm. Dort wird unter anderem angesprochen, dass Seniorinnen und Senioren entlastet werden sollen, indem sie sich nicht mehr durch komplizierte Steuerformulare kämpfen müssen. Beworben wird das Ganze als konsequenter Schritt zum Bürokratieabbau. Die konkreten Pläne zur Ausgestaltung der Quellensteuer stehen in diesem Programm nicht schwarz auf weiß.
Anhand von Interviews und Kommentaren führender Parteimitglieder wird jedoch deutlich, dass die Union ein ähnliches System anstrebt, wie es bei Arbeitseinkommen bereits Standard ist. Damit dürfte ein Teil der Rentnerinnen und Rentner künftig direkt jeden Monat die Steuer entrichten.
Die meisten Finanzbeamtinnen und Finanzbeamten bewerten diese Idee wohl positiv, da Steuerbeträge ohne Umwege fließen und sich die Zahl säumiger Steuererklärungen im Rentensegment reduzieren könnte. Dennoch ist nicht gesichert, ob dieser Vorstoß auf Bundesebene mehrheitsfähig ist.
Abstimmung mit SPD und Grünen: Unklare Mehrheitsverhältnisse
Aktuellen Umfragen zufolge führt die CDU/CSU das Feld zwar an, doch für eine stabile Regierungsmehrheit müsste sie sich wahrscheinlich auf Koalitionspartner wie SPD oder Bündnis 90/Die Grünen verlassen. Ob diese sich für eine Quellensteuer begeistern lassen, ist bislang nicht zu sagen.
Die SPD hat sich in der Vergangenheit offen für Entlastungen von Ruheständlerinnen und Ruheständlern gezeigt, wollte jedoch das klassische Veranlagungsverfahren nicht vollständig aufgeben. Auch die Grünen stehen einer Vereinfachung der Rentenbesteuerung prinzipiell nicht ablehnend gegenüber, stellen aber häufig zusätzliche Forderungen zur sozialen Ausgewogenheit.
Perspektiven für die Umsetzung: Unsicherheiten und offene Fragen
Wie schnell eine Quellensteuer auf Renten eingeführt werden könnte, hängt von den politischen Mehrheiten nach der Bundestagswahl 2025 ab. Da die CDU/CSU diese Maßnahme bislang offensiv bewirbt, kann man davon ausgehen, dass sie bei einem Wahlsieg entsprechende Gesetzesentwürfe vorlegen wird.
Sollte es zu einer Einigung kommen, würden Rentner voraussichtlich schrittweise an das neue Verfahren herangeführt. Anpassungsfristen und Übergangszeiten wären denkbar, um alle Beteiligten auf die Umstellung vorzubereiten.
Etwaige Freibeträge und Pauschalen müssten vorher festgelegt werden, damit klar ist, ab welcher Rentenhöhe überhaupt Steuerabzüge entstehen.
Bis dahin kann sich für Ruheständler vieles noch ändern. Wer dennoch schon jetzt plant, sollte im Blick behalten, dass diese Quellensteuer nicht automatisch bedeutet, gar keine Steuererklärung mehr abgeben zu können.
Ein Rückerstattungsverfahren ist in Deutschland nahezu unvermeidbar, sobald individuelle Steuerfaktoren eine Rolle spielen. Wer etwa außergewöhnliche Belastungen, hohe Gesundheitskosten oder weitere steuerlich relevante Posten hat, wird auch in Zukunft überlegen, ob sich eine nachträgliche Geltendmachung lohnt.
Vorerst gilt: Sollte die CDU/CSU in der neuen Legislaturperiode zur Regierung gehören, dürfte die politische Diskussion um die Renten-Quellensteuer schnell Fahrt aufnehmen. Die Aussicht auf weniger Bürokratie steht dabei dem Risiko gegenüber, dass Rentner in komplexeren Lebenssituationen weiterhin Aufwand betreiben müssen, um ihre Steuerlast zu optimieren.
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Carolin-Jana Klose ist seit 2023 Autorin bei Gegen-Hartz.de. Carolin hat Pädagogik und Sportmedizin studiert und ist hauptberuflich in der Gesundheitsprävention und im Reha-Sport für Menschen mit Schwerbehinderungen tätig. Ihre Expertise liegt im Sozialrecht und Gesundheitsprävention. Sie ist aktiv in der Erwerbslosenberatung und Behindertenberatung.