Rente mit 63: Trotz weniger als 45 Beitragsjahren – So klappt es

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Viele Beschรคftigte trรคumen davon, bereits mit 63 Jahren auszusteigen. Das ist mรถglich โ€“ selbst wenn nur 35 statt 45 Beitragsjahre auf dem Rentenkonto stehen. Dabei ist wichtig, welche Rentenart Sie beantragen und welche finanziellen Folgen Sie akzeptieren.

Zwei Rentenarten, ein hรคufiges Missverstรคndnis

Unter der Schlagzeile โ€žRente mit 63โ€œ verbergen sich zwei Modelle. Die Altersrente fรผr langjรคhrig Versicherte startet pรผnktlich zum 63. Geburtstag, verlangt jedoch lediglich 35 Versicherungsjahre โ€“ immer verbunden mit dauerhaften Abschlรคgen. Anders die Altersrente fรผr besonders langjรคhrig Versicherte: Sie greift erst maximal zwei Jahre vor der persรถnlichen Regelaltersgrenze, setzt aber 45 Beitragsjahre voraus und ist abschlagsfrei.

Wer beide Varianten verwechselt, riskiert spรผrbare EinbuรŸen, weil die Rentenversicherung automatisch die teurere Lรถsung zieht, wenn die Voraussetzungen der abgeschlagsfreien Option nicht erfรผllt sind.

So werden die Wartezeiten gezรคhlt

Fรผr die 35-Jahres-Schwelle berรผcksichtigt die Rentenkasse nahezu alle Phasen, in denen Beitrรคge flossen oder eine sogenannte Anrechnungszeit vorlag. Dazu gehรถren Pflichtbeitrรคge aus Arbeit, Ausbildungszeiten ab Vollendung des 17. Lebensjahres, Kindererziehung bis zum zehnten Lebensjahr des Kindes, Pflege von Angehรถrigen, Krankengeld und Arbeitslosengeld I.

Auch Zeiten mit Bรผrgergeld werden angerechnet. Diese GroรŸzรผgigkeit entfรคllt bei der 45-Jahres-Grenze: Hochschul- und schulische Ausbildungsphasen sowie Bรผrgergeld zรคhlen hier nicht mit. Wer knapp unter 45 Jahren liegt, muss deshalb nach Alternativen suchen, etwa durch Nachzahlung freiwilliger Beitrรคge fรผr Zeiten mit Minijob oder durch die Anerkennung von Pflegeleistungen.

Kosten des frรผhen Ausstiegs

Jeder Monat vor der Regelaltersgrenze reduziert die Rente dauerhaft um 0,3 Prozent. Wer eigentlich bis 67 arbeiten mรผsste, mit 64 in Ruhestand geht, verliert somit 10,8 Prozent. Ein Start bereits mit 63 senkt die monatliche Zahlung sogar um 14,4 Prozent. Da sich der Abschlag nie wieder verรคndert, addiert sich der Verlust im Laufe der Jahre zu fรผnfstelligen Betrรคgen.

Dennoch kann der vorgezogene Ruhestand sinnvoll sein, wenn der Gesundheitszustand schlecht ist oder ein drohender Arbeitsplatzabbau die Einkommensperspektive verschlechtert. Die Kunst besteht darin, den langfristigen Mindererlรถs realistisch gegen den frรผh gewonnenen Freizeitwert abzuwรคgen.

Steuer und Sozialbeitrรคge: das oft vergessene Minus

Viele angehende Rentnerinnen und Rentner orientieren sich an der Bruttorente, die in der Rentenauskunft steht. Davon gehen jedoch knapp zwรถlf Prozent fรผr Kranken- und Pflegeversicherung ab. Hinzu kommt Einkommensteuer. Deren Hรถhe richtet sich nach dem Rentenbeginnjahr: Wer 2025 erstmals Rente bezieht, muss bereits 85 Prozent des Bruttobetrags versteuern.

Bei einer gekรผrzten Frรผhrente kann das Steueraufkommen niedriger sein โ€“ es bleibt aber selten bei null. Erst eine seriรถse Netto-Prognose zeigt, ob das geplante Budget wirklich reicht.

Typische Rechenfehler und ihre Folgen

Das hรคufigste Missverstรคndnis entsteht, wenn Versicherte mit 45 Beitragsjahren mehr als zwei Jahre frรผher in Rente wollen. In dieser Konstellation greift nicht die erhoffte abschlagsfreie Variante, sondern die 35-Jahres-Rente mit hoher Kรผrzung. Ein weiterer Stolperstein liegt im Antragszeitpunkt.

Die Rentenversicherung empfiehlt sechs Monate Vorlauf. Wer spรคter einreicht, riskiert nach hinten geschobene Erstzahlungen โ€“ und muss den Lebensunterhalt zwischenzeitlich aus Ersparnissen bestreiten. SchlieรŸlich fรผhrt eine unvollstรคndige Kontenklรคrung dazu, dass wertvolle Anrechnungszeiten fehlen.

Besonders Studien- und Ausbildungsabschnitte nach dem 17. Lebensjahr werden hรคufig รผbersehen, obwohl sie bei der 35-Jahre-Wartezeit bares Geld wert sind.

Schritt fรผr Schritt zum sicheren Rentenbescheid

Der clevere Weg beginnt mit der Rentenauskunft, die ab 55 Jahren automatisch ins Haus flattert. Prรผfen Sie dort, ob alle Versicherungszeiten korrekt erfasst sind. Fehlende Abschnitte lassen sich รผber ein Kontenklรคrungsformular nachtragen; dafรผr genรผgen Immatrikulations-, Ausbildungs- oder Pflegeunterlagen.

AnschlieรŸend gilt es, den optimalen Rentenbeginn zu wรคhlen. Dabei hilft ein Vergleich der gekรผrzten Bruttorente mit dem voraussichtlichen Nettobetrag. Wer freiwillig in die gesetzliche Krankenversicherung der Rentner wechseln kann, senkt die Beitragssรคtze und hebt das Nettogeld an. Hat man den idealen Termin gefunden, wird der Antrag online oder bei einer Versichertenรคltesten ausgefรผllt.

Diese Ehrenamtlichen beherrschen die Formulare und verhindern formale Fehler, die den Bearbeitungsprozess verlรคngern kรถnnten.

Warum sich eine Beratung lohnt

Die Berechnung der Abschlรคge ist komplex, weil sie sich stets an der persรถnlichen Regelaltersgrenze orientiert, die je nach Geburtsjahr variiert. Zugleich kรถnnen sich die politischen Rahmenbedingungen รคndern: Sollte der Bundestag die Regelaltersgrenze erneut anheben, verschieben sich auch die Abschlagszeitrรคume.

Wer einen Beratungstermin bei der Deutschen Rentenversicherung oder einem Sozialverband wahrnimmt, erhรคlt eine individuelle Prognose, die aktuelle Gesetzesvorhaben berรผcksichtigt. Gerade Versicherte mit lรผckenhaften Erwerbsbiografien profitieren, da ihnen Wege zu zusรคtzlichen Entgeltpunkten aufgezeigt werden โ€“ etwa durch die Nachzahlung freiwilliger Beitrรคge fรผr zurรผckliegende Jahre ohne Pflichtversicherung.

Netto versus Brutto โ€“ ein Praxisbeispiel

Angenommen, eine Versicherte hรคtte bei regulรคrem Start mit 67 Anspruch auf 1.500 Euro Bruttorente. Zieht sie den Ruhestand vier Jahre vor, sinkt der Betrag wegen des 14,4-Prozent-Abschlags auf 1.284 Euro. Nach Abzug von Kranken- und Pflegebeitrag bleiben rund 1.130 Euro. Muss auch noch Einkommensteuer entrichtet werden, reduziert sich die Summe auf etwas unter 1.050 Euro.

Wรผrde dieselbe Versicherte dagegen erst zwei Jahre vor der Regelaltersgrenze abschlagsfrei beginnen, erhielte sie das volle Brutto, denn die 45-Jahres-Voraussetzung wรคre erfรผllt. Netto blieben dann gut 1.315 Euro. Auf zehn Jahre gerechnet ergibt sich ein Unterschied von fast 32.000 Euro โ€“ genug, um ein kleines Wohnmobil oder mehrere Weltreisen zu finanzieren.

Gut geplant spart viel Geld

Die Rente mit 63 ist kein Privileg fรผr Wenige, sondern ein planbarer Baustein der gesetzlichen Rentenversicherung. 35 Beitragsjahre genรผgen fรผr einen sofortigen Ausstieg, doch der Preis ist hoch und dauerhaft. Wer 45 Jahre erreicht, darf zwei Jahre frรผher gehen und behรคlt den vollen Betrag.

Zwischen diesen Polen liegt ein weiter Gestaltungsspielraum, den nur eine prรคzise Kontenklรคrung, eine realistische Nettoprognose und eine rechtzeitige Antragstellung optimal ausschรถpfen. Nutzen Sie deshalb die Beratungsangebote und rechnen Sie kritisch nach: Jeder vermiedene Prozentpunkt Kรผrzung erhรถht Ihr lebenslanges Einkommen spรผrbar.