Rente: Dunkle Aussichten für die Zukunft

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Die gesetzliche Rente in Deutschland basiert auf der Genetationenumlage. Das bedeutet: Versicherte Arbeitnehmer und Arbeitgeber zahlen in die Rentenkasse ein, und wer zuvor eingezahlt hat, wird als Rentner durch diese Beiträge getragen. Hinzu kommt ein Bundeszuschuss.

Höhere Lebenserwartung bedeutet mehr Rentner

Die Lebenserwartung in Deutschland ist seit 1950 um rund 13,9 Jahre bei Männern und um circa 14,9 Jahre bei Frauen gestiegen. 2023 lag sie bei Frauen bei 83,3 Jahren und bei Männern bei 78,6 Jahren.

Das bedeutet: Nach dem Ausstieg aus dem Erwerbsleben beziehen Versicherte wesentlich länger Rente, die durch die Beiträge der versicherten Erwerbstätigen finanziert werden muss. Weniger Einzahler müssen also mehr Rentner bezahlen als 1980, 1970 oder 1960.

Eine Sicherung der Renten ist nötig

Die Bundesregierung plant deshalb eine Rentenreform. Das Rentenniveau soll dabei bei einer Standardrente von 48 Berufsjahren auf 48 Prozent bleiben, und eine weitere Erhöhung des Regelalters über das 67. Lebensjahr hinaus wird ausgeschlossen.

Um die Rente finanzieren zu können, ist erstens zusätzlich zur Generationenumlage eine Finanzierung über einen Kapitalstock vorgesehen, und zweitens kommen Erhöhungen der Beitragssätze.

Bis 2027 sollten sie bei 18,6 Prozent bleiben, 2020 auf 20 Prozent steigen, und 2030 dann über 22 Prozent erreichen.

Sowohl Zuschüsse durch den Bund als auch steigende Beiträge bedeuten, dass die jüngeren Menschen stärker belastet werden und weniger Einkommen haben.

Zusätzliche Finanzierung durch Kapitalerträge

Ein Fonds mit Kapital des Bundes soll bis 2035 200 Milliarden umfassen und die Finanzierungslücken auffangen, die trotz steigender Beiträge entstehen.

Kredite sollen diese noch zu gründende Stiftung “Generationenkapital” finanzieren. Das Geld soll Profit bringen, zum Beispiel durch Aktien. Gewinne sollen in die Rentenversicherung gehen, Verluste durch den Bund ausgeglichen werden.

Rentenexperten sehen das kritisch, da Kapitalanlagen mit möglicher hoher Rendite riskant sind, während die nötige Vorsicht bei einem sensiblen Thema wie Rentenkapital auf Kosten hoher Renditen geht.

Scharfe Kritik von Gewerkschaften und Sozialverbänden

Gewerkschaften und Sozialverbände kritisieren den Plan scharf, das Rentensystem durch Aktienkapital zu finanzieren.

Dies sei unsicher, so der VdK, der Paritätische und der SoVD. Der SoVD fordert vielmehr, dass “jeder verfügbare Euro direkt in die Stärkung der gesetzlichen Rente investiert” wird, und außerdem ein Anheben des Rentenniveaus auf 53 Prozent.

Modell Erwerbstätigenversicherung

Statt einer Rente auf der Basis von Aktienkapital fordert der SoVD eine Erwerbstätigenversicherung, in die alle einzahlen – also nicht nur Angestellte und Arbeitnehmer, sondern auch Beamte, Selbstständige und Abgeordnete.

Umlage- und Kapitaldeckungsverfahren

Die Generationenumlage basiert auf der Stabilität der Lohn- und generellen Erwerbseinkommen. Einbrüche auf dem Arbeitsmarkt und Veränderungen der Altersstruktur der Bevölkerung gefährden diese Berechnung.

Die Kapitaldeckung basiert hingegen auf stabilen Kapitalmärkten und Kapitaleinkommen. Inflation, Kursverluste und Fehlspekulationen sind hier die Risiken.

Vorteile der Kapitaldeckung

Kapitaldeckung ist erstens nicht vom Arbeitsmarkt und der Lohnentwicklung abhängig. Wertsteigerungen auf den internationalen Kapitalmärkten können zweitens zu höheren individuellen Renditen führen als bei der Umlage. Drittens ist ein kapitalgedecktes Sicherungssystem weniger von der Bevölkerungsstruktur abhängig.

Was sind die Vorteile des Umlageverfahrens?

Das Umlageverfahren ist weniger von den internationalen Kapital- und Finanzmärkten abhängig, die bei Kapitaldeckung zum Verlust des Vermögens führen können, und deshalb unkalkulierbar bleiben.

Umlagefinanzierte Systeme schützen vor Inflation und gesellschaftlich-politischen Krisen. Mehr noch: Nur Umlagesysteme können politische Umbrüche auffangen. Die DDR-Renten in das bundesdeutsche Rentensystem zu integrieren, wäre mit Kapitaldeckungsverfahren unvorstellbar gewesen.

Das gilt ebenso für die Einführung der Pflegeversicherung mit sofort ausgezahlten Leistungen, die Aufnahme der Spätaussiedler oder die beiden Währungsreformen.

Keine Fremdnutzung von Rentenmitteln

Werden gesellschaftliche Systeme wie die Rente mit Bundesmitteln auf der Basis von Kapital aufgebaut, ist eine weitere Gefahr der mögliche Griff in die Kassen.

Die Verlockung für die Politik ist nur allzu groß, Gelder für Beitrags- oder Steuerentlastungen “abzuzweigen” oder in die Kasse zu greifen, um andere öffentliche Leistungen zu finanzieren.