Rente 2026: Zwei Wege in die vorgezogene Altersrente

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Rente in 2026: Was die Jahrgรคnge 1961 bis 1963 jetzt klรคren sollten
Wer 2026 in den Ruhestand starten mรถchte, sollte frรผhzeitig die eigenen Mรถglichkeiten prรผfen.

Denn zwischen regulรคrer Altersrente, vorgezogenen Varianten und Besonderheiten bei Schwerbehinderung gibt es entscheidende Unterschiede, die spรผrbare finanzielle Folgen haben kรถnnen.

Der Sozialrechtsexperte Dr. Utz Anhalt ordnet die wichtigsten Schritte und Stellschrauben ein โ€“ von der Rentenauskunft รผber die Kontenklรคrung bis zu Krankenversicherung und Steuern.

Wer ist betroffen โ€“ und was bedeutet das regulรคre Rentenalter?

Besonders im Blick stehen die Jahrgรคnge 1961, 1962 und 1963. Nicht jede und jeder aus diesen Jahrgรคngen erreicht 2026 bereits die Regelaltersgrenze. Fรผr 1961 liegt sie bei 66 Jahren und sechs Monaten, fรผr 1963 bei 66 Jahren und zehn Monaten.

Wer 2026 dennoch in Rente gehen will, blickt daher vor allem auf vorgezogene Altersrenten. Sie erlauben den frรผheren Ausstieg โ€“ teils ohne, teils nur mit Abschlรคgen.

Rentenauskunft statt Renteninformation: Warum dieses Dokument jetzt zรคhlt

Die Renteninformation landet regelmรครŸig im Briefkasten, enthรคlt aber nur grobe Projektionen. Fรผr die konkrete Planung ist die Rentenauskunft maรŸgeblich. Sie weist erfรผllte Wartezeiten, mรถgliche Rentenarten und Altersgrenzen aus und ist damit die Grundlage, um rechtssicher zu entscheiden.

Ab 55 versendet die Deutsche Rentenversicherung die Rentenauskunft turnusmรครŸig, aber nicht jรคhrlich. Wer 2026 einen Start anpeilt, sollte aktiv eine aktuelle Rentenauskunft anfordern, um den eigenen Status verlรคsslich zu kennen.

Zwei Wege in die vorgezogene Altersrente

Fรผr die meisten Versicherten kommen zwei Varianten in Betracht. Die Altersrente fรผr besonders langjรคhrig Versicherte setzt 45 Jahre Wartezeit voraus und ermรถglicht den abschlagsfreien Ruhestand zwei Jahre vor der persรถnlichen Regelaltersgrenze.

Dagegen verlangt die Altersrente fรผr langjรคhrig Versicherte โ€žnurโ€œ 35 Jahre Wartezeit, lรคsst den Start bereits ab 63 zu, allerdings stets mit dauerhaften Abschlรคgen. Welche Route sinnvoller ist, hรคngt von der individuellen Erwerbsbiografie, den vorhandenen Wartezeiten und der Bereitschaft ab, Abschlรคge in Kauf zu nehmen.

Rechenbeispiel fรผr den Jahrgang 1963

Wer 1963 geboren wurde, erreicht die regulรคre Altersgrenze bei 66 Jahren und zehn Monaten.

Mit 45 Jahren Wartezeit ist ein abschlagsfreier Beginn zwei Jahre frรผher mรถglich, also mit 64 Jahren und zehn Monaten. Wer sich dagegen einen Rentenstart unmittelbar ab dem 63. Geburtstag wรผnscht โ€“ etwa bei Geburt im Februar 1963 zum 1. Mรคrz 2026 โ€“, muss mit Abschlรคgen rechnen. In diesem Beispiel belรคuft sich der Abschlag auf 13,8 Prozent und wirkt dauerhaft auf die Monatsrente.

Schwerbehinderung: frรผher, flexibler, mit geringeren Abschlรคgen

Ein Grad der Behinderung von mindestens 50 erรถffnet den Zugang zur Altersrente fรผr schwerbehinderte Menschen. Sie kombiniert zwei Vorteile. Erstens ist auch hier ein um zwei Jahre vorgezogener, abschlagsfreier Rentenbeginn mรถglich, analog zur 45-Jahre-Regelung.

Zweitens erlaubt diese Rentenart einen noch frรผheren Beginn mit Abschlรคgen โ€“ allerdings gemessen an einer gรผnstigeren BezugsgrรถรŸe. Die Abschlรคge starten nicht erst an der Regelaltersgrenze, sondern an der Schwelle des abschlagsfreien Schwerbehinderten-Rentenbeginns.

Im Beispiel des Jahrgangs 1963 sinkt der Abschlag beim Start zum 1. Mรคrz 2026 dadurch auf 6,6 Prozent. Wer gesundheitlich angeschlagen ist, sollte daher frรผhzeitig prรผfen lassen, ob ein Schwerbehindertenausweis in Betracht kommt und welche Auswirkungen das auf den Zeitplan hat.

Kontenklรคrung: Lรผcken schlieรŸen, Wartezeiten sichern

Vor dem Antrag lohnt eine grรผndliche Kontenklรคrung bei der Rentenversicherung. In einem persรถnlichen Termin werden Beschรคftigungszeiten, Kindererziehungszeiten, schulische Ausbildungen und Studienzeiten abgeglichen und fehlende Nachweise ergรคnzt.

Gerade รคltere, nicht digital erfasste Abschnitte sollten anhand von Bescheinigungen und Zeugnissen belegt werden.

Fรผr die Rentenhรถhe zรคhlen vor allem Beitragszeiten, wรคhrend Studienzeiten zwar keine zusรคtzlichen Rentenpunkte bringen, bei der Wartezeit von 35 Jahren jedoch helfen kรถnnen. Fรผr die besonders strengen 45 Jahre werden sie hingegen nicht angerechnet.

Wer hier sauber dokumentiert, vermeidet vermeidbare EinbuรŸen und hรคlt sich die Option vorgezogener Rentenarten offen.

Krankenversicherung im Ruhestand: die KVdR und die Neun-Zehntel-Regel

Mit dem Rentenbeginn wechselt der Status in die Krankenversicherung der Rentner, kurz KVdR, sofern die Voraussetzungen erfรผllt sind. Die Beitrรคge auf die Rente werden geteilt, der Rentenversicherungstrรคger รผbernimmt den Anteil, der zuvor dem Arbeitgeber zufiel.

Problematisch kann die sogenannte Neun-Zehntel-Regel werden. MaรŸstab ist die zweite Hรคlfte des Erwerbslebens: Wer in diesem Zeitraum nicht zu mindestens neun Zehnteln gesetzlich krankenversichert war โ€“ etwa wegen lรคngerer Phasen in der privaten Krankenversicherung oder Selbststรคndigkeit โ€“, erfรผllt die KVdR-Voraussetzungen nicht.

Die Folge ist eine freiwillige gesetzliche oder eine private Absicherung, die hรคufig teurer ausfรคllt.

Da es mitunter an wenigen Monaten scheitert, kann eine sorgfรคltige Prรผfung mit der eigenen Krankenkasse helfen, den Rentenbeginn taktisch zu wรคhlen oder vorher noch fehlende gesetzliche Versicherungsmonate zu erreichen.

Steuern auf die Rente 2026: Besteuerungsanteil und individuelle Belastung

Seit vielen Jahren gilt das Prinzip der nachgelagerten Besteuerung. MaรŸgeblich ist das Jahr des erstmaligen Rentenbezugs. Wer 2026 in Rente geht, versteuert 84 Prozent der gesetzlichen Altersrente; 16 Prozent bleiben als persรถnlicher Rentenfreibetrag lebenslang steuerfrei. Ob tatsรคchlich Einkommensteuer anfรคllt, hรคngt vom individuellen Gesamteinkommen und den jeweils gรผltigen Grundfreibetrรคgen ab.

Zusรคtzliche Einkรผnfte โ€“ etwa aus Vermietung โ€“ kรถnnen die Steuerpflicht auslรถsen, selbst wenn die Rente allein unter der Schwelle lรคge. Wer unsicher ist, sollte vorab rechnen lassen und sich steuerlich beraten, um unangenehme รœberraschungen zu vermeiden.

Antragstellung mit Vorlauf: drei bis vier Monate sind realistisch

Auch wenn die Unterlagen vollstรคndig sind, benรถtigen Rentenantrรคge Bearbeitungszeit. Um Zahlungslรผcken zu vermeiden, empfiehlt es sich, den Antrag nicht erst auf den letzten Drรผcker zu stellen.

Ein Vorlauf von mindestens drei Monaten ist รผblich; vier Monate geben zusรคtzliche Sicherheit, damit der รœbergang vom Erwerbsleben in den Ruhestand finanziell reibungslos gelingt.

Fazit: Frรผh planen, gezielt steuern

Wer 2026 in Rente gehen will, profitiert von einer klaren Strategie. Eine aktuelle Rentenauskunft schafft Transparenz รผber Wartezeiten und passende Rentenarten.

Die Kontenklรคrung sichert lรผckenlose Zeiten und vermeidet unnรถtige EinbuรŸen. Die Krankenversicherung muss mit Blick auf die Neun-Zehntel-Regel rechtzeitig geprรผft werden. Steuerlich entscheidet das Einstiegsjahr รผber den Besteuerungsanteil; die individuelle Belastung richtet sich nach dem Gesamteinkommen.

Und fรผr alle, die gesundheitlich eingeschrรคnkt sind, kann die Anerkennung einer Schwerbehinderung zum entscheidenden Hebel werden, um frรผher und mit geringeren Abschlรคgen in den Ruhestand zu starten.