Raus aus dem Bürgergeld: So finden Sie Firmen, die langfristig einstellen

Lesedauer 3 Minuten

Sie haben einen Job gefunden, jubeln – und stehen wenige Monate später wieder beim Jobcenter? Damit sind Sie nicht allein. Neue IAB-Zahlen zeigen: Wie lange Sie in Arbeit bleiben, entscheidet weniger Ihr Wille als die Wahl des Betriebs. Und hier können Sie steuern.

Raus aus dem Bürgergeld – aber richtig

Ein unterschriebener Vertrag löst die Geldsorgen nur vorübergehend. Laut IAB bricht jede dritte Anstellung ehemaliger Bürgergeld-Beziehender im ersten Jahr ab. Der Hauptgrund: Viele starten in Firmen, die auf schnelle Wechsel setzen. Sie können das ändern – indem Sie auf drei Signale achten: Betriebsgröße, Tarifbindung, Weiterbildung.

Drei Signale, die auf Stabilität hindeuten

Betriebsgröße:
Firmen ab 250 Beschäftigten gleichen Auftragsflauten intern aus. Kündigungen werden dort seltener ausgesprochen, weil ein Teamwechsel günstiger ist als eine Neuanstellung.

Tarifbindung:
Ein im Tarifregister vermerkter Arbeitgeber zahlt planbare Löhne und hält sich an klare Kündigungsfristen. Prüfen Sie das Register online oder fragen Sie offen nach dem gültigen Tarifvertrag.

Weiterbildung:
Unternehmen, die regelmäßige Schulungen bieten, behalten Mitarbeitende im Schnitt ein Viertel länger. Stellen Sie im Bewerbungsgespräch die Frage: „Wie viele Seminartage planen Sie für Neueinsteiger im ersten Jahr?“ Erhalten Sie eine konkrete Antwort, stehen Ihre Chancen gut.

Lesen Sie auch:

Branchen-Check: Wo sich der Einsatz lohnt

Sicherer Unsicherer
Gesundheit & Pflege Gastronomie
Öffentliche Verwaltung Wach- und Sicherheitsdienste
IT & Verkehr Kurier- und Paketdienste

Sie sehen Pflegekräfte im Nachtdienst und denken „anstrengend“? Vergessen Sie nicht: Die Branche bietet feste Verträge, Schichtzulagen und schnelle Aufstiegs­kurse. Ein Jahr Praxis genügt oft für die Fachkraftprüfung.

So erkennen Sie riskante Firmen schon vor Vertrags­unterzeichnung

  • Stellenausschreibung bleibt wochenlang online.
  • Kein Hinweis auf Betriebsrat oder Tarif in der Anzeige.
  • Gleiche Anzeige taucht parallel bei mehreren Zeitarbeits­portalen auf.
  • Probezeit länger als sechs Monate oder Vertrag zunächst befristet.
  • Lohnangabe unter dem regionalen Median für Ihre Qualifikation.
  • Bewertungsportale melden hohe Fluktuation oder viele „kürzer als 1 Jahr“-Einträge.

Kommen zwei oder mehr dieser Warnsignale zusammen, ist Vorsicht geboten. Bitten Sie beim Vorstellungstermin um eine kurze Betriebs­führung und machen Sie (falls erlaubt) Fotos von Schwarzen Brettern und Aushängen. Finden Sie dort hauptsächlich Minijob-Angebote, Zeitarbeits-Einsätze oder häufig wechselnde Dienst­pläne, deutet das auf schnelle Personalrotation hin.

Fragen Sie außerdem offen nach der durchschnittlichen Betriebs­zugehörigkeit, nach Weiterbildungs­budgets und nach der Zahl unbefristeter Verträge. Weicht die Antwort aus oder wird nur auf „maximale Flexibilität“ verwiesen, lohnt ein zweiter Blick – am besten in Form eines Gesprächs mit aktuellen Beschäftigten oder eines Blicks ins Tarifregister.

So ersparen Sie sich den Weg zurück zum Jobcenter, bevor er überhaupt beginnt.

Digitalfalle vermeiden

Einfache Routinejobs – kassieren, verpacken, sortieren – verschwinden zuerst, wenn Automaten kommen. Setzen Sie lieber auf interaktive Aufgaben: betreuen, beraten, verkaufen technische Lösungen. Roboter können Empathie nicht kopieren.

Praxisweg Beispiel: Vom Minijob zur Fachkraft

  1. Einstieg im Minijob in einer Pflegeeinrichtung wählen.
  2. Fortbildung zum Pflegehelfer – dauert drei Monate.
  3. Teilzeit übernehmen, während das Jobcenter Aufstockung zahlt.
  4. Aufstieg zur Fachkraft mit IHK-Lehrgang, häufig gefördert.

Nach zwei Jahren verdienen Sie oft doppelt so viel wie im Einstiegsminijob – und haben einen Beruf, den Kliniken dringend suchen.

Jobcenter als Partner nutzen

Fordern Sie die Leistungen ein, die Ihnen gesetzlich zustehen: Lassen Sie sich die Kursgebühren erstatten, nutzen Sie das Coaching nach dem Jobantritt und sichern Sie sich die Fahrtkostenerstattung für jede Weiterbildung. Viele Arbeitsverhältnisse scheitern, weil genau diese Hilfen nie beantragt werden.

Gehen Sie deshalb aktiv auf Ihre Integrationsfachkraft zu und bestehen Sie auf einem „Kooperationsplan Weiterbildung“, der alle Zuschüsse verbindlich festhält.

Ihr Fahrplan zur dauerhaften Beschäftigung

  1. Zielbranche wählen, die Fachkräfte sucht.
  2. Nur auf Betriebe bewerben, die einen Tarif nennen.
  3. Im Vorstellungsgespräch Weiterbildung ansprechen.
  4. Zu Beginn Probezeitcoaching nutzen.
  5. Nach zwölf Monaten Zwischenbilanz ziehen und ggf. den nächsten Karriereschritt planen.

Fazit

Ein Arbeitsvertrag beendet nicht automatisch die Armut. Sie benötigen einen Betrieb, der Sie halten will. Suchen Sie deshalb gezielt nach Größe, Tarif und Lernchancen. So sichern Sie sich Einkommen, Aufstieg – und verabschieden sich endgültig vom Bürgergeld.