Gewerkschaft IG Metall warnt vor Massenentlassungen in der deutschen Industrie
Noch immer glauben die Meisten, die Wirtschaftskrise wäre überwunden. Doch mit Maßnahmen wie der Kurzarbeit konnten größere Entlassungswellen vermieden werden. Noch einmal hat die Bundesregierung die Kurzarbeit verlängert, in der Hoffnung, das Blatt wende sich noch zum Guten.
Doch der stellvertretene Vorsitzende der IG Metall, Detlef Wetzel, warnt nun in der Berliner Zeitung vor einer Massenentlassungs-Welle in der Industrie. In der Metall- und Elektrobranche seien demnächst 750.000 Arbeitsplätze akut gefährdet. Trotz der leichten Erholung der Konjunktur geht die IG Metall davon aus, dass die Auslastung der Betriebe auch im Jahre 2010 gerade einmal bei 70 bis 80 Prozent liegen wird. Langfristig sind Arbeitsplätze so nicht zu halten. Die IG Metall fordert deshalb Instrumente wie die Kurzarbeit und Arbeitszeitverkürzung weiterhin zu nutzen, um einer Entlassungswelle entgegen zu wirken. Wetzel fordert jedoch vor allem eine Entlastung der Unternehmen: Die Betriebe sollten bei Kurzarbeit auch nach dem siebten Monat von Sozialabgaben befreit werden. Außerdem solle der Staat dabei helfen, weitere Arbeitszeitverkürzung zu finanzieren.
Derzeit besteht für die Metall-Industrie die Möglichkeit, Wochen-Arbeitszeit von 35 auf 30 Stunden ohne Lohnausgleich zu reduzieren. Die IG Metall schlägt vor, die Arbeitszeit deutlich unter 30 Stunden zu senken. Das solle jedoch nur geschehen mit einem sog. Teilausgleich bei Lohn. Wetzel sieht ansonsten die Gefahr, dass die Beschäftigten bei noch niedrigen Wochenarbeitstunden ihren Lebensunterhalt nicht mehr begleichen können und Hartz IV beantragen müssen. Der Staat könne den teilweisen Lohnausgleich steuerfrei stellen oder die Bundesagentur für Arbeit (BA) Unterstützung leisten, so Wetzel.
Unterstützung für den Vorschlag bekam Wetzel von der Linken im Bundestag. So sagte Werner Dreibus (Die Linke) gegenüber der "Jungen Welt": "Es ist wichtig, den Blick auf die Zukunft der Industriebeschäftigung zu legen. Das geht weit über eine kurzfristige Krisenbewältigung hinaus".
Ob diese Maßnahmen auch längerfristig wirken können, weiß bislang niemand so recht. Es ist kein Geheimnis, dass es eine Überproduktion gibt. Trotz aller Maßnahmen ist es zu befürchten, dass einige Betriebe im Jahre 2010 ihre Tore schließen werden. (23.12.2009)
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