Mietschulden – 6 Tipps um Schulden abzubauen

Wer in die Schuldenspirale gerät, wird irgendwann Mietschulden anhäufen. Das passiert, wenn beispielsweise das Konto nicht mehr gedeckt oder gesperrt ist und die monatliche Mietzahlung nicht überwiesen wird. Cem Altug, Rechtsanwalt aus Hannover, gibt sechs Tipps, um Mietschulden abzubauen.

Nicht den Kopf in den Sand stecken

Mietschulden werden von Vermietern nicht gern gesehen. Wer nicht handelt, ist schnell mit einer Kündigung seitens des Vermieters konfrontiert. Das muss allerdings nicht geschehen. Vorrausgesetzt ist allerdings, dass man selbst schnell handelt.

Wer einmal in die Lage kommt, Mietschulden anzuhäufen, sollte nicht den Kopf in den Sand stecken. Um so mehr man nicht ins Handeln kommt, um so schwerwigender werden auch die Probleme.

“Daher ist der erste Tipp, sich der Sache anzunehmen. Wer es nicht alleine schafft, fragt seine Freunde oder Eltern, ob diese einen unterstützen können”, rät Altug. Auch das Aufsuchen einer Schuldnerberatungsstelle kann sehr hilfreich sein. Allerdings sind hier die Wartezeiten wegen den zahlreichen Anfragen oft sehr lang, so der Anwalt. Aber auch dann gibt es Auswege.

Miete immer an Nummer 1 stellen

Wer Mietschulden hat, hat meistens auch andere Schulden. Hier heißt es Prioritäten setzen! “Wer am lautesten schreit, ist nicht unbedingt der Wichtigste”, rät auch die Schuldnerberatung der Caritas.

Denn Mietschulden entstehen, weil das Geld nicht für alles gleichzeitig reicht. Schuldner erhalten Mahnungen von allen möglichen Gläubigern. Und alle machen Druck. In solchen Situationen wissen viele nicht, welche Schulden als erstes beglichen werden sollen.

Eine einfache Faustregel der Schuldnerberatung besagt: “An erster Stelle steht die Miete, an zweiter Strom und Heizung!” Erst dann kommen erst alle anderen Kredite und Forderungen. Demnach ist nicht zuerst beispielsweise der Anbieter des Mobilfunkvertrages zu bedienen, sondern immer erst die Miete.

Mit dem Vermieter sprechen

Auch für Vermieter bedeutet die Situation viel Arbeit und Stress. Der beste Tipp ist, bei Mietschulden mit dem Vermieter zu sprechen.

“Die meisten Vermieter sind erstaunlich entgegenkommend, wenn man mit offenen Karten spielt”, berichtet Altug.

Am Besten ist also das Gespräch zu suchen und die eigene Situation zu schildnern. In einem Gespräch kann gemeinsam eine Lösung gefunden werden. Wichtig ist, eine Lösung dem Vermieter anzubieten, die man auch einhalten kann.

Lesen Sie auch:
Stromsperren: Neue und verbesserte Regeln bei Stromschulden

Lösungen können Ratenzahlungen oder Mietaufschub sein. Es ist nicht garantiert, dass der Vermieter darauf eingeht. Allerdings hat sich in der Praxis bewahrheitet, dass die meisten Vermieter offen für Lösungen sind.

Mietschulden passieren nie von ganz allein

Wer Mietschulden anhäuft, hat auch andere Probleme. Zum Beispiel sind diese entstanden, weil der Arbeitsplatz verloren ging, eine Trennung vom Partner oder Partnerin ereignet hat, oder Kredite nicht mehr bedient werden können.

Weil man aber nicht alles gleichzeitig lösen kann, sollte jedes Problem “Schritt für Schritt” behoben werden. “Stellen Sich ein ein Boot vor: Zuerst flicken Sie das Leck im Rumpf. Danach kümmern Sie sich um die Segel. Dann ist es Zeit, den Lack aufzufrischen, und am Ende können Sie wieder Kurs setzen. In der Regel sind die Mietschulden das Leck im Rumpf”, so der Tipp der Schuldnerberatung.

Antrag auf Übernahme der Mietschulden bei Hartz IV

Wurde der Job gekündigt, ist es wichtig Arbeitslosengeld oder Hartz IV zu beantragen. Wer bereits Leistungen für Unterkunft und Heizung nach dem Sozialgesetzbuch Zweites Buch – Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II Hartz IV) bezieht und aufgrund von Mietschulden die Kündigung der Wohnung oder eine Räumungsklage droht, “sollte umgehend beim zuständigen Träger der Grundsicherung (Jobcenter) die Übernahme der Mietschulden nach § 22 Absatz 8 SGB II beantragen.”

Das gilt auch, wenn Sie bei den Heizkosten im Rückstand sind. Diese Schuldenübernahmen werden in der Regel als zinsloses Darlehen gewährt. Das Darlehen wird dann von den laufenden Sozialleistungen Monat für Monat in moderaten Raten abgezogen.

Wer einmal Mietschulden hatte, sollte besser auch das Zepter aus der Hand geben, und die Mietkosten direkt vom Jobcenter überweisen lassen. Dann kann es zukünftig nicht mehr zu Mietschulden kommen.

Hilfe und Beratung holen

Aus dem Schuldensumpf zu entfliehen, ist nicht leicht. Daher sollte sich jeder/jede Hilfe und Beratung holen. Offizielle Beratungsstellen wie die Diakonie, staatliche Einrichtungen oder auch die Caritas bieten kostenlose Hilfen an. Die Hilfen können vor Ort oder auch Online geschehen.

Weil aber die Beratungsstellen oftmals lange Wartelisten haben, könnte der erste Einstieg über die “offene Sprechstunde” geschehen. Diese wird von den meisten Schuldnerberatungsstellen angeboten.

Vorsicht bei privaten Schuldnerhilfen

Vorsicht ist allerdings bei vielen privaten Anbietern angeraten. Oftmals kosten diese nur viel Geld und bieten kaum Hilfen an. Wie unseriöse Anbieter zu erkennen sind, haben wir zum Beispiel hier ausführlich beschrieben.

Ist das Bürgergeld besser als Hartz IV?

Wird geladen ... Wird geladen ...