Mehr Kinder in der Armutsfalle

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15.09.2016

Die Wirtschaft boomt, doch das hilft den Ärmsten nicht: Insgesamt wächst die Zahl der Kinder, die von Hartz IV abhängig sind. Am stärksten betroffen sind Kinder von Alleinerziehenden und Großfamilien.

Die Bertelsmann-Stiftung erklärte, dass nahezu zwei Millionen Kinder in Familien aufwachsen, die von Hartz IV leben. Belegt ist, dass dieses Aufwachsen in Armut die Entwicklung der Kinder, ihre Bildungschancen und ihre psychische wie körperliche Gesundheit massiv schädigt. Hinzu kommt die Gefahr der sozialen Isolation, da sie am kulturellen Leben kaum teilhaben können.

Jedes zweite der betroffenen Kinder lebt bei einem allein erziehenden Elternteil, mehr als jedes dritte in einer Familie mit mindestens zwei Geschwistern.

Der Anteil von Kindern in staatlicher Grundsicherung stieg, laut Bertelsmann-Studie, in neun von sechzehn Bundesländern von 2011-2015 an. In einem Jahr, von 2014 bis 2015 erhöhte sich die Zahl der in die Armut gedrängten Kinder um 52.000. Spitzenreiter ist Bremen mit einem Anstieg von 2,8 % auf 31,6 %, dann folgt das Saarland mit plus 2,6 % auf 17,6 und Nordrhein-Westfalen von 17,0 auf 18,6 %. In Berlin lebt jedes dritte Kind von der Grundsicherung.

Rekordhalter nicht im Anstieg, wohl aber in der Quote der armen Kinder sind Bremerhaven mit 40,5 %, Gelsenkirchen mit 38,5 % und Offenbach mit 32,2 %. Auch in Mönchengladbach, Duisburg, Wuppertal, Krefeld, Köln, Leverkusen und Aachen lebt jedes dritte bis fünfte Kind von der Grundsicherung.

In den westdeutschen Bundesländern stieg die Anzahl der Kinder, die von Hartz IV leben müssen insgesamt um 0,8 % von 12,4% auf 13,2 %. Im Osten sank die Quote zwar von 24,0 auf 21,6 %, pendelt sich aber auf einem hohen Niveau ein – hier ist nach wie vor fast jedes vierte Kind auf Hartz IV gestellt.

Warum trotz Wirtschafstwachstum immer mehr Kinder unter Hartz IV leiden, kann die Bertelsmann-Stiftung nicht erklären. Allerdings vermuten die Sachverständigen, dass große Familien und Alleinerziehung ein „Risikofaktor auf dem Arbeitsmarkt“ sind. Die Stiftung fordert eine Reform der Grundsicherung. Diese müsse sich am realen Bedarf von Kindern und Jugendlichen orientieren. (Dr. Utz Anhalt)