Wenn das Krankengeld endet, fragen sich viele Betroffene: “Muss ich sofort auf die Krankmeldung verzichten, wenn mein Krankengeld ausläuft?” In diesem Beitrag erklären wir die Nahtlosigkeitsregelung und wie Sie sich in dieser Situation am besten verhalten.
Vorbereitung auf das Ende des Krankengeldes
Ungefähr zwei Monate vor dem Ende des Krankengeldes, auch Aussteuerung genannt, sollten Sie von Ihrer Krankenkasse ein entsprechendes Schreiben erhalten.
Dieses Schreiben ist wichtig für den Antrag auf Arbeitslosengeld bei der Arbeitsagentur!
Falls Sie diesen Brief nicht erhalten haben, ist es ratsam, aktiv bei Ihrer Krankenkasse nachzufragen.
Auch wenn es zunächst widersprüchlich erscheinen mag: Sie haben trotz eines bestehenden Arbeitsvertrages Anspruch auf Arbeitslosengeld. Dies gilt ohne Einschränkungen, solange bestimmte Bedingungen erfüllt sind.
Antrag auf Arbeitslosengeld und die Prüfung der Nahtlosigkeit
Rund zwei Monate vor dem Auslaufen des Krankengeldes sollten Sie einen Antrag auf Arbeitslosengeld bei der Arbeitsagentur stellen. Dies gibt der Behörde ausreichend Zeit, Ihren Antrag zu bearbeiten und eine nahtlose Zahlung sicherzustellen.
Neben der üblichen Prüfung des Anspruchs wird der ärztliche Dienst der Arbeitsagentur eingeschaltet, um eine Prognose zu Ihrer Arbeitsfähigkeit zu erstellen.
Diese Beurteilung erfolgt meist nach Aktenlage, wobei sich der ärztliche Dienst bei Ihrem Haus- oder Facharzt über Ihren gesundheitlichen Zustand informiert.
Jetzt greift die Nahtlosigkeitsregelung
Die entscheidende Frage, die der ärztliche Dienst klärt, lautet: Sind Sie in der Lage, weniger als drei Stunden täglich zu arbeiten, und dies für einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten?
Wenn diese Frage mit Ja beantwortet wird, greift die sogenannte Nahtlosigkeitsregelung.
Diese Regelung hat zwei wesentliche Konsequenzen:
- Sie erhalten ohne weitere Probleme Arbeitslosengeld.
- Sie müssen eine Rehabilitation bei der Deutschen Rentenversicherung beantragen.
Während der erste Punkt für Sie vorteilhaft ist, dient der zweite Punkt dazu, festzustellen, ob Sie möglicherweise in die Erwerbsminderungsrente gehören.
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Krankmeldung nach der Aussteuerung
Eine häufige Frage, die sich viele Betroffene stellen, lautet: Muss ich mich nach der Aussteuerung weiter krankschreiben lassen oder darf ich dies überhaupt?
Wenn die Nahtlosigkeitsregelung greift
Sobald die Nahtlosigkeitsregelung in Kraft tritt, ist die Krankmeldung unproblematisch. Das bedeutet, Sie können weiterhin krankgeschrieben sein, ohne dass dies negative Auswirkungen auf Ihren Anspruch auf Arbeitslosengeld hat.
Wenn die Nahtlosigkeitsregelung abgelehnt wird
Wird die Nahtlosigkeitsregelung jedoch abgelehnt, kann eine fortgesetzte Krankschreibung problematisch werden.
In diesem Fall müssen Sie sich theoretisch dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stellen, um weiterhin Arbeitslosengeld zu erhalten. Eine weitere Krankschreibung könnte in diesem Szenario zum Verlust des Arbeitslosengeldes führen.
Verhalten vor der Entscheidung des ärztlichen Dienstes
Bevor der ärztliche Dienst seine Entscheidung trifft, können Sie sich weiterhin krankschreiben lassen. Dies wird erst dann zum Problem, wenn die Nahtlosigkeitsregelung offiziell abgelehnt wird.
Aber: Bis zu diesem Zeitpunkt hat Ihre Krankmeldung keine negativen Auswirkungen auf Ihren Anspruch auf Arbeitslosengeld.
Sich immer beraten lassen
Da die Frage, ob Sie offiziell krankgeschrieben sind oder nicht, nach der Aussteuerung nicht mehr in Ihrer Hand liegt, sondern von der Einschätzung des ärztlichen Dienstes der Arbeitsagentur abhängt, ist eine individuelle Beratung sehr wichtig.
Wir empfehlen, sich bei Schwierigkeiten rund um die Aussteuerung persönlich beraten zu lassen, zum Beispiel beim Sozialverband Deutschland (SoVD) oder auch einem anderen Sozialverband.
Carolin-Jana Klose ist seit 2023 Autorin bei Gegen-Hartz.de. Carolin hat Pädagogik studiert und ist hauptberuflich in der Gesundheitsprävention tätig. Ihre Expertise liegt im Sozialrecht, Gesundheitsprävention sowie bei gesellschaftspolitischen Themen. Sie ist aktiv in der Erwerbslosenberatung und engagiert sich politisch für Armutsbetroffene.