Krankengeld abgelehnt? So legen Sie Widerspruch ein

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Krankengeld auszuzahlen bedeutet fรผr Krankenkassen hohe Kosten, und das oft รผber einen lรคngeren Zeitraum hinweg. Deshalb prรผfen die Versicherungen Ihren Antrag genau, bevor sie ihn bewilligen. Bei Ablehnungen wiegt bisweilen das Interesse der Kasse hรถher als die sachliche Begrรผndung.

Wir zeigen Ihnen, was Sie tun kรถnnen, wenn die Krankenkasse Ihren Antrag auf Krankengeld ablehnt, wie Sie vorgehen, und was Sie beachten mรผssen. Je besser Sie sich vorbereiten, desto hรถher sind Ihre Chancen, doch noch die Leistung zu erhalten.

Wichtige Grundlagen

Erst einmal ist es wichtig, die Regelungen des Krankengeldes zu kennen. Krankengeld wird als Lohnersatzleistung der gesetzlichen Krankenversicherung ausgezahlt, um den fehlenden Verdienst bei lรคngerer Erkrankung aufzufangen. Es handelt sich nicht um eine Sozialleistung, sondern um eine Sozialversicherungsleistung.

Versichert und lรคnger arbeitsunfรคhig

Als Versicherungsleistung haben Sie nur einen Anspruch auf Krankengeld bei einer Mitgliedschaft in der gesetzlichen Krankenversicherung. AuรŸerdem brauchen Sie eine รคrztliche Feststellung Ihrer Arbeitsunfรคhigkeit.

Wesentlich ist drittens die Dauer Ihrer Arbeitsunfรคhigkeit. Die ersten sechs Wochen der Krankschreibung zahlt Ihr Arbeitgeber weiter den vollen Lohn aus. Erst danach springt die Krankenversicherung ein. Gesetzlich geregelt ist dies in den Paragrafen 44 bis 51 des Sozialgesetzbuches V.

Trifft einer dieser Punkte bei Ihnen nicht zu, dann besteht kein Anspruch auf Krankengeld. Ein Widerspruch bei einem negativen Bescheid der gesetzlichen Krankenversicherung ist dann ebenso aussichtslos wie der Antrag selbst.

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Aus welchen Grรผnden lehnt die Krankenkasse Krankengeld ab?

Zwei Ursachen sind wesentlich fรผr die Begrรผndung, einen Antrag auf Krankengeld abzulehnen โ€“ erstens formale Grรผnde, und zweitens medizinische. Formale Grรผnde sind zum Beispiel nicht eingehaltene Fristen, wenn Sie Ihre Arbeitsunfรคhigkeit lรผckenhaft, verspรคtet oder sogar รผberhaupt nicht bescheinigen.

Das gilt ebenso fรผr das Versรคumnis, Folgebescheinigungen fristgerecht abzugeben, damit ein bestehendes Krankengeld weiter ausgezahlt wird (erfahrungsgemรครŸ fรผhrt dieser Punkt immer wieder zu Konflikten). Auch fehlende oder unzureichende Unterlagen begrรผnden eine Ablehnung.

Medizinische Grรผnde kรถnnen Zweifel an Ihrer Arbeitsunfรคhigkeit sein. Die Krankenversicherung kann ihren Medizinischen Dienst hinzuziehen, um Ihre Arbeitsunfรคhigkeit zu beurteilen. Besonders bei lรคngeren Krankheitsphasen und unklaren Diagnosen sind Krankenkassen oft ausgesprochen kleinlich.

Dann kann es passieren, dass die Kasse trotz vorliegender Krankmeldung behauptet, die รคrztlichen Unterlagen reichten nicht aus, um die Arbeitsunfรคhigkeit zu begrรผnden.

Das fรผhrt meist nicht sofort dazu, die Auszahlung des Krankengeldes zu beenden, sondern zu einer eigenen Prรผfung durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen. Wenn Sie eine Reha ablehnen, welche die Krankenkasse fรผr zumutbar hรคlt, sollten Sie davon ausgehen, dass Ihnen das Krankengeld wahrscheinlich gestrichen wird.

Der Medizinische Dienst der Krankenkassen

Wichtig fรผr das Verfahren ist der Medizinische Dienst der Krankenkassen. Die Versicherung ist zwar nicht an dessen Beurteilungen gebunden, nimmt sie aber in aller Regel als Grundlage. Dieser MDK soll zwar neutral und unabhรคngig sein, doch viele Versicherte sehen ihn als parteiisch fรผr die Krankenkassen an.

Das mรผssen Sie รผber den Widerspruch wissen

Auch beim Widerspruch gegen einen negativen Bescheid der Krankenkasse mรผssen Sie Formalien beachten. Ein Widerspruch gegen die Ablehnung des Krankengeldes ist nur innerhalb einer Frist von vier Wochen mรถglich. Ansonsten wird der Bescheid bestandskrรคftig.

Ihr Widerspruch hat grรถรŸere Chancen auf Erfolg, wenn Sie รคrztliche Gutachten und Stellungnahmen beifรผgen, die Ihren Anspruch auf Krankengeld bestรคtigen. Diese sind allerdings keine Pflicht, und Sie kรถnnen solche Dokumente auch nachreichen.

Ein Widerspruch muss geprรผft werden

Die Krankenkasse muss Ihren Widerspruch in jedem Fall prรผfen, und nach der Prรผfung begrรผnden, warum sie den Widerspruch zurรผckweist.

Sie kann dem Widerspruch auch voll oder teilweise zustimmen und wird Ihnen dann Krankengeld รผberweisen. Unzureichende Begrรผndungen der Krankenkasse verbessern Ihre Chancen, wenn Sie im nรคchsten Schritt eine Klage vor dem Sozialgericht einlegen, um Ihr Anliegen durchzusetzen.

Was muss der Widerspruch enthalten?

Den Widerspruch legen Sie schriftlich ein oder zur Niederschrift bei der Behรถrde. Darin mรผssen Sie Ihren Namen und Ihre Anschrift nennen und den angefochtenen Bescheid genau bezeichnen. Sie mรผssen erklรคren, dass Sie Widerspruch einlegen, und warum Sie dies tun. Sie oder Ihr Vertreter mรผssen den Widerspruch unterschreiben.

Welche Unterlagen entscheiden

Ein erfolgreicher Widerspruch wird wahrscheinlicher duch besonders umfassende Dokumentationen Ihres Krankheitsbildes und Ihrer Krankheitsgeschichte. Dazu gehรถren รคrztliche Befunde ebenso wie Atteste und Klinikberichte. Laborbefunde, Arbeitsunfรคhigkeitsbescheinigungen und die Kommunikation mit der Krankenkasse unterfรผttern Ihr Anliegen.

Tagebuch und Zeugen

Ein Krankheitstagebuch hilft, in dem Sie รผber einen lรคngeren Zeitraum Ihre Beschwerden genau notieren. Auch schriftliche Zeugenaussagen von Kollegen, Freunden, Bekannten, Nachbarn oder Verwandten kรถnnen Sie hinzuziehen. Zusรคtzliche Gutachten von Fachรคrzten kรถnnen Ihren Anspruch unterstรผtzen und sind bei komplexen Krankheitsbildern oft sogar notwendig.

Wie begrรผnden Sie den Widerspruch?

Sie sollten klar formulieren, warum Sie die in der Ablehnung genannten Punkte fรผr falsch halten. Medizinische Grรผnde kรถnnen Sie mit รคrztlichen Stellungnahmen in Frage stellen.

Geht es um formale Grรผnde, dann sollten Sie Missverstรคndnisse erklรคren, und sich fรผr Versรคumnisse ebenso entschuldigen wie einen wichtigen Grund fรผr diese vorbringen.

Abgesehen von den inhaltlichen Punkten selbst sollten Sie darauf achten, dass Sie logisch und in sich plausibel argumentieren. Wenn Sie etwas behaupten, dann weisen Sie die Behauptung bitte nach. Das kann auch bedeuten, Zeugen zu nennen, die im Zweifel Aussagen von Ihnen bestรคtigen.

Wie reichen Sie den Widerspruch ein?

Kurz gesagt: Am besten tun Sie das auf eine Art, bei dem er sicher bei der Krankenkasse ankommt. Auf dem Postweg bedeutet das per Einschreiben mit Rรผckschein. Damit haben Sie den Beleg fรผr das Einhalten der Frist. Sie kรถnnen den Widerspruch auch persรถnlich abgeben, und den Eingang bestรคtigen lassen.

Sie sollten den Widerspruch und alle Unterlagen unbedingt kopieren und die Kopien sicher verstauen.