Trotz Krebs-Diagnose und Folgeerscheinungen der Operation, erfährt eine Hartz IV-Bezieherin keinerlei Unterstützung vom Jobcenter.
Hartz IV als Folge einer Krankheit
Die heute 41-jährige hatte ein gutes Leben. Sie hatte einen festen Job als Schreibkraft in einem Büro. Immer schon habe sie aufs Geld geachtet. Nichtsdestotrotz erlaubte es ihr Lebensstil ihr, zwei Mal im Jahr in den Urlaub zu fliegen oder sich spontan eine Jeans zu kaufen, wenn ihr danach war. Seit Mai 2015 hat sich ihr Leben um 180 Grad gedreht. Kurz zuvor kam ihr Sohn zur Welt. Gerade einmal drei Wochen nach der Elternzeit habe sie wieder in ihrem Job gearbeitet. Dann die niederschmetternde Diagnose: Darmkrebs. Aufgrund der Erkrankung und den Folgeerscheinungen ist die Mutter nicht mehr in der Lage zu arbeiten und wird es wohl auch nicht mehr können. Die Folge: Hartz IV.
150 Euro monatlich zum Leben
Monatlich stehen der Mutter und ihrem heute 6-jährigen Sohn 1398 Euro zur Verfügung. Diese Summe ergibt sich aus dem Hartz IV-Regelsatz, Mietzuschuss, Kindergeld und Unterhalt. Zu zahlen sind monatlich 690 Euro Miete, 80 Euro für Strom, 60 Euro für die Autoversicherung (auf das sie aufgrund ihrer Krankheit angewiesen ist), 70 Euro für Internet, Telefon und Handy sowie 100 Euro für Medikamente, Kleidung und Hygieneartikel. Unterm Strich bleiben der chronisch Kranken und ihrem Sohn damit 150 Euro monatlich zum Leben. Ihr Lebensstil habe sich seither komplett verändert.
Jobcenter zeigt kein Verständnis für Gesundheitszustand
Das Jobcenter zeigt für den Gesundheitszustand der 41-jährigen keinerlei Verständnis. Aufgrund ihrer Erkrankung, musste ein Teil des Darms entfernt werden. Dadurch ist es der Leistungsbezieherin nicht möglich, Nahrung lange bei sich zu halten. Schon ein kleiner Schluck Wasser habe den sofortigen Gang zur Toilette zur Folge. Nicht mal ein Eis kann sie mit ihrem Sohn essen gehen. Trotzdem fordert das Jobcenter die Leistungsbezieherin regelmäßig auf, persönlich zu erscheinen. Dass das Erscheinen eine enorme Belastung für sie darstellt, versteht das Jobcenter nicht. Das Haus könne sie nur verlassen, wenn sie keinerlei Lebensmittel zu sich nimmt. Neben der permanenten Angst, dass ihre Krankheit wieder ausbrechen könne, kommt der permanente Druck des Jobcenters. Und das obwohl die Neugestaltung ihres Alltags sowieso schwerfällt.
Hartz IV schränkt Leben drastisch ein
Die Leistungsbezieherin sehnt sich sehr nach der Zeit zurück, als sie noch einen Job hatte. Es fehlt ihr, eine Aufgabe zu haben. Zudem schämt sie sich, auf Hartz IV angewiesen zu sein. Sie ist sehr traurig, wie sehr es ihr Leben einschränkt. Die kleine Familie musste aus ihrer geräumigen Wohnung in eine Zwei-Zimmer-Wohnung ziehen, die von Schimmel befallen ist. Unterstützung von Seiten des Jobcenters? Fehlanzeige. Seitdem sie Leistungen bezieht, fragt sich die Mutter sehr häufig, wo die Menschlichkeit geblieben ist. Alle Leistungsbezieher werden in die selbe Schublade gesteckt. Dabei brauchen gerade kranke Menschen mehr Unterstützung. Sie selbst habe ihre Leben lang gearbeitet. Aufgrund ihrer Krankheit ist sie dazu nicht mehr in der Lage. Die Frage, ob sie sich als arm bezeichnen würde, beantwortete sie mit einem deutlichen „ja“. Schließlich könne sie sich seitdem sie Leistungen bezieht rein gar nichts mehr leisten. Geld, das über ist, investiert sie in ihren Sohn. Sie möchte nicht, dass man ihm das Hartz IV ansieht oder er sich arm und benachteiligt fühlt.
Die 41-jährige ist der Auffassung, dass es zwingend eine Unterscheidung zwischen denjenigen geben muss, die seit Jahren von Hartz IV leben, weil sie es so wollen und denen, die aufgrund von Krankheit keine andere Möglichkeit haben. Sie wünscht sich, dass solchen Menschen, die ihr Leben lang gearbeitet haben, besser geholfen wird.