Immer mehr Hartz IV Betroffene

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Zahl der Hartz IV-Bezieher ist fast überall in NRW gestiegen

23.08.2014

Bei der Zahl der Hartz IV-Betroffenen zeigt sich ein deutliches Gefälle zwischen Stadt und Land: Während fast jeder vierte Einwohner Gelsenkirchens unter 65 Jahre sein Einkommen mit Hartz IV aufstocken muss, sind es im Kreis Coesfeld weniger als fünf Prozent. In allen Großstädten in NRW liegt die Hartz IV-Quote über dem Landesdurchschnitt von 11,6 Prozent. Ausnahmen sind nur Münster und Bonn. Das ergab eine Auswertung des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE), die auf dem Informationsportal „Sozialpolitik Aktuell“ des Instituts veröffentlicht wurde.

Hartz IV-Quote ist in NRW um 2,65 Prozent gestiegen
Die IAQ-Forscher werteten für ihre Analyse Daten der Bundesagentur für Arbeit (BA) für die nordrhein-westfälischen Städte und Kreise aus. Wie sich zeigte, sorgt die günstige Wirtschafts- und Arbeitsmarktlage des Landes dennoch nicht für einen Rückgang der Zahl der Hartz IV-Betroffenen. Ganz im Gegenteil: Der Auswertung zufolge ist sie im NRW-Durchschnitt sogar um 2,65 Prozent gestiegen. Bei der Betrachtung der einzelnen Städte und Kreise fallen jedoch deutliche regionale Unterschiede auf, die vor allem auf die örtliche wirtschaftliche Lage und die Situation auf dem Arbeitsmarkt zurückzuführen sind. „Gerade Städte und Kreise im Strukturwandel, die unter einer hohen Arbeitslosigkeit leiden, haben hohe Empfängerquoten“, erläutert Prof. Dr. Gerhard Bäcker vom IAQ. „Dass die Menschen in den Ruhrgebietsstädten besonders stark von Hartz IV abhängig sind, kann deswegen kaum überraschen.“

Auf Hartz IV sind nicht nur Erwerbslose und ihre Kinder angewiesen, sondern zunehmend auch Erwerbstätige, die zu Niedriglöhnen beschäftigt werden. Sie müssen ihr Gehalt mit Arbeitslosengeld II (ALG II) aufstocken. Darüber hinaus erhalten Personen Hartz IV, denen aufgrund der Kindererziehung oder Betreuungs- und Pflegeaufgaben nicht zugemutet werden kann zu arbeiten. „Die Unterschiede zwischen Stadt und Land rühren deshalb auch daher, dass sich im großstädtischen Raum die sozialen Problemlagen konzentrieren: Hier gibt es viele Alleinerziehende und Ein-Personenhaushalte“, berichtet Bäcker.

Wie das IAQ mitteilt, waren im März 2014 9,6 Prozent der Bevölkerung in Deutschland auf Hartz IV angewiesen. Aus Unwissenheit oder Scham machen jedoch viele Leistungsberechtigte keinen Gebrauch von ihrem Anspruch. Deshalb dürfte die Zahl der tatsächlich hilfebedürftigen Personen wesentlich größer sein als in der Statistik angegeben. (ag)

Bild: Harry Hautumm / pixelio.de