Der evangelische Sozialverband Diakonie hat gestern seine Forderung nach einem Bundesprogramm โDigitale Beteiligungโ verรถffentlicht. Vor allem Kinder in Armut, die durch den Corona-Lockdown besonders abgehรคngt werden, sollen so einen Zugang zu digitaler Bildung und Teilhabe erlangen.
Corona-Lockdown und Homeschooling trifft die รrmsten besonders hart
Der Corona-Lockdown, der gestern bis Ende Januar verlรคngert wurde, trifft besonders die Schwรคchsten der Gesellschaft am stรคrksten. Der Wegfall von Schul- und Kita-Essen bedeutet eine finanzielle Mehrbelastung, unter der gerade Betroffene von Hartz IV leiden. Denn fรผr sie gibt es bis heute keine pandemiebedingten Zuschlรคge.
Ohne hinreichende digitale Infrastruktur kรถnnen Kinder und Jugendliche in Quarantรคne, Unterricht im Wechselmodell oder Homeschooling nicht am Schulunterricht teilnehmen und der Chancengleichheit beraubt, die das Bildungssystem verspricht. Denn Hartz IV-Regelsรคtze und Bildungs- und Teilhabepaket decken die entstehenden Mehrkosten nicht ab.
Aber auch Obdachlose, Geflรผchtete und alte Menschen werden so zunehmend ausgeschlossen und isoliert, weil sie aufgrund der Kontaktbeschrรคnkungen kaum mehr soziale Kontakte pflegen kรถnnen und hรคufig keinen Zugriff auf das Internet haben. Die soziale, kulturelle und politische Teilhabe wird damit stark eingeschrรคnkt. Der Zugang zu Behรถrden, die Beantragung von Sozialleistungen massiv erschwert.
โWer heute keine digitale Grundausstat-tung hat, erlebt Ausgrenzung, ist auรen vor und wird schlieรlich gesellschaftlich und medial unsichtbarโ, sagte Maria Loheide, Vorstand Sozialpolitik der Diakonie Deutschland.
Forderung: Bundesprogramm โDigitale Beteiligungโ soll digitale Mindestausstattung sicherstellen
Neben dem Kinderschutzbund und dem Paritรคtischen Gesamtverband fordert daher auch die Diakonie eine Fรถrderung einkommensschwacher und von Sozialleistungen betroffener Familien sowie den Ausbau des รถffentlichen WLANs. Fรผr sechs Milliarden Euro soll das innerhalb von vier Jahren umgesetzt werden kรถnnen. Menschen in Hartz IV sollen, so die Forderung, einen Zuschlag von 400 Euro fรผr die Anschaffung digitaler Endgerรคte und Infrastruktur erhalten.
Auรerdem sollen freie Internetzugรคnge in Hilfe- und Beratungseinrichtungen ausgebaut und die digitale Mindestausstattung als regulรคre Sozialleistung garantiert werden und digitale Kompetenzen vermittelt werden. Das vollstรคndige Positionspapier findet sich hier.
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