Leserbrief zum Artikel Hartz IV Wortwiderstand von Christine Danzer
Ihre Redaktion kommentiert den damit, dass ein Vergleich zum dritten Reich nicht korrekt ist, da dies als eine Relativierung des Holocaust missverstanden werden könnte. Dies ist sicher richtig. Richtig ist auch, dass die Bundesrepublik keinen direkten Massenmord begeht.
Allerdings bin ich sicher, dass auch heute der größte Teil der Bevölkerung wieder die Augen davor verschliessen würde, wenn dies doch der Fall wäre. Insofern halte ich den Vergleich von Frau Danzer für zulässig und sogar notwendig. Auch die Hetze seitens vieler Medien gegen Hartz IV Empfänger, das gesetzlich verfestigte Vorurteil, Langzeitarbeitslose bräuchten Arbeit nicht nur um Geld zu verdienen sondern als Therapie, um einen geregelten Tagesablauf zu haben; dies alles erinnert schon stark an die Denkmuster im dritten Reich.
Auch Begriffe wie "Sozialschmarotzer" sind typisch für eine menschenverachtende Denkweise. Menschenverachtend sind auch Gesetze, die einen Leistungsbezug auf Null absenken können und damit Nahrungs und Wohnungentzug gesetzlich ermöglichen. Ich würde eine solche Praxis, die in letzter Konsequenz den Tod des Betroffenen nach sich zieht, als Folter bezeichnen. Typisch dafür ist auch die immer wieder von Politikern zu hörende Ansicht, Arbeitslose seien an ihrem Schiksal selbst schuld. Insofern halte ich die Anmerkung ihrer Redaktion zwar für gerechtfertigt, allerdings kann niemand heute sagen, wie die weitere Entwicklung unseres Landes aussieht. In großen Teilen der Bevölkerung hat die Medienhetze gegen Hartz IV Empfänger zu einem Feindbild von diesen Menschen geführt, das von Hass genährt wird. Betrachtet man die Wahlergebnisse in einigen Bundesländern, bei denen Rechtsradikale in die Parlamente einziehen, halte ich künftig nichts für ausgeschlossen. Ein Leserbrief von Dietmar Brach, 25.01.07
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