Ein "Hartz IV Servicebegleiter" wurde in Leipzig brutal zusammen geschlagen
Ein 30 jähriger Ein-Euro-Jobber wurde bei der Ausübung seiner Tätigkeit bei den Leipziger Verkehrsbetrieben brutal zusammen geschlagen. Zwei Täter hatten den Mann zuerst gedemütigt und dann auf ihn eingeschlagen. Auch nachdem der Ein-Euro-Jobber zu Boden ging, ließen die Täter nicht von ihrem Opfer ab und traten auf den Kopf und den Körper ein. Erst nachdem eine weitere Mitarbeiterin der Verkehrsbetreibe die Notbremse zog, ließen die Täter von dem Mann ab und flüchteten. Nach dem Überfall musste sich der Mann stationär im Krankenhaus behandeln lassen. Körperliche Langzeitfolgen werden derzeit jedoch ausgeschlossen.
Ein 19jähriger mutmaßlicher Täter hat sich gestellt und der Polizei seine Tat gestanden. Dem Täter erwartet nun eine Anzeige wegen Schwerer, gemeinschaftlich begangener Körperverletzung.
Schon lange gibt es heftige Kritik gegenüber den Verkehrsbetrieben, die ein sog. "Pilotprojekt" für Langzeitarbeitslose betreiben. Insgesamt arbeiten rund 300 ALG II Bezieher bei den Leipziger Verkehrsbetrieben (LVB). Zusätzlich sind 15 weitere Hartz-IV Empfänger als Bahnbegleiter/innen dazu gekommen, die seite dem 2. April einen Begleitservice für Gehbehinderte Menschen in den Stadtbahnen der LVB zu bieten. Der neue Service der LVB Verkehrsbetriebe ist zwar löblich, doch das Modellprojekt von Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) war von Anfang an umstritten. Das Projekt "Hartz IV Empfänger als Bahnbegleiter" wurde im November 2006 ins Leben gerufen.
Die Menschen, die in den Bussen und Bahnen arbeiten, erhalten keine reguläre Bezahlung, sondern arbeiten zwangsweise auf der Basis eines "Ein-Euro-Jobs" zusätzlich zum ALG II Regelsatz. Zu den Aufgaben zählen insbesondere sog. Sicherheitsdienste, um den Vandalismus in den Stadtbahnen zu unterbinden. Weiterhin geben die "Hartz IV Bahnbegleiter" Auskünfte zu Fahrplänen und Umsteigemöglichkeiten. Damit sich die Fahrgastbegleiter im "Auskunftgeben" gut auskennen, erhielten sie zuvor ein "intensives Deeskalations-Training", um in Konfliktsituationen entsprechend reagieren zu können. Das neue an dieser Ein Euro Job Vergabe ist, dass ALG II Bezieher nun auch mit körperlichen Auseinandersetzungen zuzüglich ihrer Erwerbslosigkeit rechnen müssen und keine Perspektive auf eine Übernahme in reguläre Arbeit haben.
Eine Sprecherin der AG "Soziale Politik" äußerte nach dem Überfall heftige Kritik. Schon im vergangen Jahr hätte man darauf aufmerksam gemacht, dass früher oder später die Langzeitarbeitslosen zum Freiwild von gewalttätigen Jugendlichen sein würden. Diese Kritik hat sich nun bewahrheitet. (sm, 20.05.07)
- Über den Autor
- Letzte Beiträge des Autors