Hartz IV-Bezieher wollte sich anzünden

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Das Leid drängt Einige zu schwerwiegenden Taten: Hartz IV-Betroffener wollte sich vor dem Rathaus anzünden

26.03.2014

Immer wieder erreichen unsere Redaktion Hilferufe von Hartz IV-Betroffenen, die nicht mehr weiter wissen. Abgelehnte Anträge, Sanktionen, Diskriminierungen im Jobcenter, Perspektivlosigkeit und vieles mehr, das mit dem Bezug von Hartz IV einher geht, verursacht eine enorme psychische Belastung. Manchmal ist die Verzweiflung so groß, dass die Betroffenen keinen Ausweg mehr sehen. So ist es wohl auch einem etwa 50 Jahre alten Mann aus Neuss ergangen, der sich vor dem Rathaus selbst anzünden wollte.

Hartz IV-Bezug belastet die Psyche
Während in der öffentlichen Meinung nicht selten das Bild vom "Sozialschmarotzer" gezeichnet wird, der angeblich "zu faul zum Arbeiten wäre" und sich auf Kosten der Steuerzahler ein "schönes Leben" mit Hartz IV macht, sieht die Realität von Arbeitslosengeld II-Beziehern gänzlich anders aus: Hartz IV reicht für niemandem, um sich ein „schönes Leben“ zu machen. Der permanente finanzielle Druck belastet viele Leistungsbezieher sogar so stark, dass Körper und Psyche leiden. Hinzu kommen Unverschämtheiten und Diskriminierungen, denen die Betroffen alltäglich begegnen – sowohl im Jobcenter als auch im Umgang mit den Mitmenschen. Viele Hartz IV-Betroffenen schämen sich deshalb dafür, dass sie auf staatliche Leistungen angewiesen ist.

Immer wieder werden Fälle bekannt, in denen die Belastung durch Hartz IV so große Verzweiflung auslöst, dass die Betroffenen keinen Ausweg mehr sehen und sich das Leben nehmen wollen. Einem etwa 50-jährigen Neusser muss es so ergangen sein. Der Mann hatte in verschiedenen Behörden, darunter auch das Jobcenter, gedroht sich vor dem Rathaus anzuzünden und als „lebendige Fackel“ auf politische Missstände aufmerksam zu machen. Die Polizei griff den Hartz IV-Bezieher auf und brachte ihn, bevor Schlimmeres geschehen konnte, in ein Krankenhaus. Der Mann hatte laut Angaben der Polizei keinen Benzin-Kanister bei sich.

„Ich würde nicht sagen, dass die Sachbearbeiter des Jobcenters die Mitschuld an den Vorfällen trifft. Viele Menschen kommen in sehr schwierigen Lebenslagen zu uns, in denen sie ohnehin schon psychisch belastet sind und alles emotionalisieren. Das ist eine komplizierte Angelegenheit, die man nicht pauschal erklären kann", berichtete der Jobcenter-Sprecher Christoph Janßen gegenüber dem „Stadt-Kurier“.

Wie es genau zu dem heutigen Vorfall kommen konnte, ist jedoch nicht bekannt. Weder das Jobcenter noch die Polizei wollten genauere Angaben machen. Zeugen erklärten gegenüber der Zeitung, dass der Mann nach eigener Aussage obdachlos geworden sei und deshalb in einem PKW übernachten müsse. (ag)

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