Stromsperren: Vor allem Grundsicherungsbezieher betroffen
Jedes Jahr sind Millionen Haushalte in Deutschland von Stromsperren durch die Energieversorger bedroht. Meistens kommt es nicht soweit. Besonders sind Hartz IV Beziehende betroffen.
Millionen Androhungen von Stromsperren
Jedes Jahr sind Millionen Haushalte in Deutschland davon bedroht, dass ihnen der Strom abgestellt wird. In den allermeisten Fällen kommt es nicht so weit, weil die offenen Rechnungen im letzten Moment doch noch bezahlt werden. Wenn doch nicht, sind vor allem Hartz IV Beziehende von Stromsperren betroffen. Vor allem in den kalten Monaten spielen sich Kältekatastrophen in Hunderttausenden Haushalten ab.
Laut einer schriftlichen Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Bundestagsfraktion “Die Grünen”, wurden im vergangenen Jahr exakt 296370 Haushalten ganz oder zeitweise der Strom abgestellt.
Stromsperren verletzen die Menschenwürde
„Das ist ein Armutszeugnis für ein reiches Land wie Deutschland“, kritisiert der sozialpolitische Sprecher der Grünen, Sven Lehmann die Stromsperren. „Knapp 300.000 Stromsperren widersprechen der Würde des Menschen.“ Denn ohne Energie könne kein Essen warm gemacht werden und die Hausaufgaben blieben ohne Wärme auch unerledigt. Eine gesellschaftliche Teilhabe, wie von der Verfassung garantiert, sei ohne Strom unmöglich. Wenn Energieversorger den Strom abstellen, werde also die Würde des Menschen verletzt. Somit seien Stromsperren in den Augen der Grünen unverhältnismäßig.
Vorallem Hartz IV Haushalte bedroht
Laut einer Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung sind vor allem Bezieher von Hartz IV Leistungen von Stromkappungen betroffen. Die Regelleistungen reichen kaum aus, um die Kosten für Strom zu decken. Denn während die Kosten zwischen 2008 und 2018 um 40 Prozent gestiegen sind, wurde der Bereich Stromkosten in den Hartz IV Regelleistungen nur um 27 Prozent erhöht. Daher kam die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen 2019 zu dem Ergebnis, dass “bei Hartz IV der Anteil für Strom nicht ausreicht”!
Hartz IV-Bezieher auf teure Grundversorgung angewiesen
Um die Stromkosten zu senken, wechseln viele Menschen einfach den Stromanbieter. Beim Anbieterwechsel wird jedoch die Bonität der Strombezieher geprüft. Für Hartz IV-Bezieher wirkt sich dies zum Nachteil aus. Aufgrund des Hartz IV-Bezugs wird ihnen ein Stromanbieterwechsel häufig verwehrt. Sie sind somit von der Grundversorgung abhängig und müssen dort die höchsten Strompreise zahlen. Zudem haben Hartz IV-Bezieher häufig nicht die finanziellen Mittel auf energieeffizientere Geräte umzusteigen.
Antrag auf Übernahme der Stromschulden
Bei Stromschulden können Hartz IV und Sozialhilfe-Bezieher einen Antrag auf Übernahme der Stromschulden stellen, wenn eine Stromsperre droht. Allerdings wird in den allermeisten Fällen nur ein Darlehen gewährt. Weiteres dazu erfahren Sie hier.
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