Grundsicherung im Alter: Hunderttausende Senioren rufen ihre Ansprüche nicht ab

Lesedauer 2 Minuten

Rentner, die unterhalb der Armutsgrenze leben, haben Anspruch auf Leistungen der Grundsicherung im Alter. Doch bis zu 60 Prozent der Betroffenen rufen ihre Ansprüche nicht ab und lassen Milliardenbeträge verfallen.

Über 800.000 Rentner verzichten auf Grundsicherung im Alter

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung hat ermittelt, dass mehr als 800.000 Rentern mit geringer Rente ihren Anspruch auf Leistungen der Grundsicherung im Altern nicht geltend machen. Aktuell beziehen 3,2 Prozent aller Menschen über 65 Jahren Grundsicherung.

Insbesondere Frauen erhalten häufig Renten unterhalb der Armutsgrenze, weil sie aufgrund von Pflege- oder Erziehungsarbeit und niedrigeren Löhnen im Vergleich zu Männern deutlich geringere Rentenansprüche haben. Die Zahl der Menschen, die auf Grundsicherung im Alter angewiesen sind, steigt beständig weiter an.

Lesen Sie auch:
Soziale Spaltung im Alter: Geringverdiener, Betroffene von Hartz IV und Grundsicherung sterben früher
Wegen umständlicher Anträge werden 10 Milliarden Euro Grundsicherung im Alter nicht abgerufen
Bringt die Grundrente ab Januar wirklich, was sie verspricht?

Aufwand, Scham und Minibeträge – darum wird die Grundsicherung nicht beantragt

Dass so viele Betroffene keine Grundsicherung beantragen, liege unter anderem am nötigen Aufwand. Für einen Antrag muss man sämtliche Vermögenswerte offenlegen. „Das ist zum Beispiel eine Grundsicherung von 100 Euro – das ist im Verhältnis zu dem Einkommen, was die Menschen haben, relativ viel, aber im Verhältnis zu dem Aufwand, den man betreiben muss, um die Leistung zu bekommen, vielleicht doch zu niedrig und dann schrecken die Leute doch davor zurück, zum Amt zu gehen“, sagte Johannes Geyer, Rentenexperte beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung.

Noch schwerwiegender sei jedoch das gesellschaftliche Stiga des Sozialleistungbezugs. „Die Leute schämen sich, haben keinen Zugang dazu, dass es einfach eine Sozialleistung ist, sondern sehen sich als abhängig und bedürftig an und schämen sich da sehr für. Deswegen ist das für viele nicht die Option, sondern viele verzichten dann eben eher und schauen, dass es irgendwie geht und wurschteln sich durch“, sagte Verene Bentele, Präsidentin des Sozialverbands VdK, und forderte eine automatische Auszahlung über die Grundrente.

Bild: bilderstoeckchen / AdobeStock

Ist das Bürgergeld besser als Hartz IV?

Wird geladen ... Wird geladen ...