GEZ-Abzocke: Nicht die “Dein Rundfunkbeitrag” Seite verwenden

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18,36โ€ฏEuro betrรคgt derzeit pro Wohnung und Monat der Rundfunkbeitrag (ehemals GEZ). Egal wie man zum Rundfunkbeitrag steht: Abzocken sollte man sich nicht lassen. Betrรผger locken nรคmlich mit einer neuen Masche, vor der wir eindringlich warnen..

Wie funktioniert die Abzocke?

Wer in einer Suchmaschine โ€žRundfunkbeitrag ummeldenโ€œ oder โ€žBankverbindung รคndernโ€œ eingibt, landet nicht selten auf der Seiteโ€ฏdeinโ€‘rundfunkbeitrag.de.

Das Portal imitiert Logo, Farbwelt und Aufbau des offiziellen Beitragsservice, verschweigt jedoch bis kurz vor Abschluss, dass fรผr das bloรŸe Weiterleiten eines Formulars 39,90โ€ฏEuro fรคllig werden.

Laut Impressum handelt es sich um die Firmaโ€ฏDigitalerโ€ฏPostโ€ฏServiceโ€ฏFZCO aus der Dubaiโ€ฏSiliconโ€ฏOasis.

Der Tรคuschungseffekt ist so groรŸ, dass nach Schรคtzungen der Verbraucherzentralen inzwischen weit รผber hunderttausend Menschen gezahlt haben.

Die selbe Dienstleistung ist beim echten Beitragsservice kostenfrei

Der รถffentlichโ€‘rechtliche Beitragsservice stellt Ummeldungen, Abmeldungen oder Kontoรคnderungen grundsรคtzlich kostenfrei zur Verfรผgung. Das liegt daran, dass er allein die hoheitlich festgelegte Gebรผhr einzieht und keine Drittgeschรคfte abschlieรŸen darf.

Die dubaiโ€‘basierte Firma verkauft also einen eigentlich kostenlosen Verwaltungsvorgang weiter โ€“ ein Geschรคftsmodell, das Verbraucherschรผtzer als rechtswidrig und sittenwidrig einstufen.

Welche Folgen drohen den Betroffenen nach Zahlung โ€“ und wie kรถnnen sie reagieren?

Wer die 39,90โ€ฏEuro รผberwiesen hat, erhรคlt oft binnen weniger Tage Mahnungen oder sogar Forderungsschreiben eines Inkassodienstes. Viele Geschรคdigte zahlen daraufhin aus Sorge vor weiterer Eskalation.

Juristisch gilt jedoch: Bei einem online geschlossenen Fernabsatzgeschรคft besteht ein mindestens 14โ€‘tรคgiges Widerrufsrecht.

Wird rechtzeitig widerrufen, muss das Geld erstattet werden. Auch nach Ablauf dieser Frist lรคsst sich der Vertrag wegen arglistiger Tรคuschung oder Irrtums anfechten. Rechtsanwaltโ€ฏChristianโ€ฏSolmecke rรคt zusรคtzlich zur sofortigen Kรผndigung, um kรผnftigen Abbuchungen vorzubeugen.

Verbraucherschutz hat Sammelklagen eingereicht

Bereits 2024 reichte der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) eine Sammelklage gegen die SSSโ€ฏSoftwareโ€ฏSpecialโ€ฏServiceโ€ฏGmbH ein, die das รคhnlich gestaltete Portalโ€ฏserviceโ€‘rundfunkbeitrag.de betrieb.

Betroffene kรถnnen sich seit Dezemberโ€ฏ2024 รผber das Klageregister des Bundesamts fรผr Justiz anmelden, um ihre Ansprรผche bรผndeln zu lassen.

Der vzbv argumentiert, die Betreiber hรคtten das Kostenrisiko verschleiert und damit gegen das Transparenzgebot des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb verstoรŸen. Verbraucherschรผtzer warnen inzwischen auch explizit vorโ€ฏdeinโ€‘rundfunkbeitrag.de und prรผfen weitere rechtliche Schritte.

Wie gefรคhrlich ist der Datenabfluss?

Neben dem finanziellen Schaden droht ein Verlust sensibler personenbezogener Daten โ€“ darunter Adresse, Geburtsdatum und Bankverbindung. Solche Informationen kรถnnen in Datenhandelsnetzwerke gelangen, wo sie fรผr Spam, Phishing oder Bonitรคtsprรผfungen missbraucht werden.

Datenschutzexpertinnen empfehlen, Kontoauszรผge und Kreditkartenabrechnungen genau zu beobachten und bei Verdacht auf Missbrauch umgehend die Bank zu informieren.

Was kรถnnen Suchmaschinen und Plattformen leisten โ€“ und was nicht?

Google kennzeichnet die Fakeโ€‘Seiten inzwischen seltener als Topโ€‘Treffer, blendet aber noch immer Werbeanzeigen ein, die auf verwandte Domains fรผhren. Suchalgorithmen reagieren oft erst, wenn zahlreiche Nutzerinnen und Nutzer Betrug melden. Die Verantwortung, eine Seite vor Eingabe persรถnlicher Daten sorgfรคltig zu prรผfen, bleibt daher in letzter Instanz bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern.

Welche Schritte sollten Beitragszahlende jetzt unternehmen?

Wer bislang nichts unterschrieben oder รผberwiesen hat, sollte ausschlieรŸlich รผber rundfunkbeitrag.de mit dem offiziellen Beitragsservice kommunizieren.

“Betroffene, die bereits gezahlt haben, sollten umgehend schriftlich widerrufen, gezahlte Betrรคge zurรผckfordern und jede weitere Forderung schriftlich zurรผckweisen”, sagt der Experte Dr. Utz Anhalt.

“Liegt der Vertragsabschluss lรคnger zurรผck, empfiehlt sich die Anfechtung wegen Tรคuschung. Zusรคtzlich kann eine Eintragung in die oben genannte Sammelklage erfolgen, um gemeinsam Druck auf die Betreiber auszuรผben”, ย so Anhalt weiter.