Experte: Die Rente ab 50 für später deutlich erhöhen – “Das wissen aber viele nicht”

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Wer 50 ist bzw wird, macht sich oft plötzlich Sorgen um die spätere Rente. Viele haben nämlich nicht gut vorgesorgt und fragen sich, wie nun der spätere Rentenanspruch erhöht werden kann.

Späteren Rentenanspruch erhöhen

Es gibt zahlreiche Wege, um die Höhe der eigenen Rente positiv zu beeinflussen – auch noch im späteren Erwerbsleben. In diesem Beitrag erklärt der Sozialrechtsexperte Dr. Utz Anhalt Schritt für Schritt, wie man durch gezielte Maßnahmen die Rente verbessern kann, welche Mythen es zu diesem Thema gibt und worauf besonders geachtet werden sollte.

Werden Rentenbeiträge im höheren Alter wirklich besser bewertet?

Ein weit verbreitetes Missverständnis lautet, dass Rentenbeiträge im höheren Alter anders oder besser bewertet werden als jene, die in jungen Jahren eingezahlt werden.

“Viele Menschen glauben, dass Beiträge, die ab dem 50. oder 60. Lebensjahr geleistet werden, einen höheren Einfluss auf die Rentenhöhe haben. Dies ist jedoch ein Irrtum”, warnt der Sozialrechtsexperte Dr. Utz Anhalt.

Die Wahrheit ist: Rentenbeiträge werden immer gleich bewertet, unabhängig davon, in welchem Alter sie geleistet werden. Das System der Rentenversicherung basiert auf einem transparenten Punktesystem.

Für jedes Jahr, in dem Sie Rentenbeiträge zahlen, erhalten Sie Rentenpunkte, deren Anzahl sich nach Ihrem Einkommen richtet. Höhere Beiträge führen zu mehr Rentenpunkten – und damit zu einer höheren Rente, so Anhalt.

Woher kommt dieses Missverständnis?

Das Missverständnis könnte daher rühren, dass ältere Arbeitnehmer oft ein höheres Gehalt haben als jüngere. Im Laufe der Berufsjahre steigen die Gehälter vieler Menschen durch zunehmende Berufserfahrung und langjährige Betriebszugehörigkeit.

Ein höheres Gehalt führt zu höheren Rentenbeiträgen und damit auch zu mehr Rentenpunkten, die sich positiv auf die Rentenhöhe auswirken. Doch dies ist ein Effekt des gestiegenen Einkommens, nicht einer bevorzugten Bewertung von Beiträgen im Alter.

Jüngere Menschen hingegen denken oft weniger an ihre Rente, da sie diese als etwas betrachten, das weit in der Zukunft liegt. Diese Denkweise könnte ebenfalls zu dem Missverständnis beigetragen haben, dass Rentenbeiträge im Alter mehr zählen.

Was passiert ab dem 55. Lebensjahr?

Ab dem 55. Lebensjahr erhalten alle Versicherten in Deutschland von der Rentenversicherung automatisch eine Rentenauskunft, die alle drei Jahre aktualisiert wird.

“Diese Auskunft enthält wichtige Informationen über die bisher gesammelten Rentenpunkte und die voraussichtliche Rentenhöhe. Viele Menschen erleben in diesem Alter eine Überraschung – und oft einen Schock –, wenn sie erkennen, dass ihre erwartete Rente deutlich niedriger ausfällt, als sie es angenommen haben”, so der Experte.

Warum fällt die Rente für viele geringer aus als erwartet?

Das hat mehrere Gründe. Ein wesentlicher Punkt ist, dass die klassische Erwerbsbiografie, in der man von der Ausbildung bis zur Rente im gleichen Betrieb tätig war, heute eher die Ausnahme als die Regel ist.

Häufige Jobwechsel, Umschulungen, freiberufliche Tätigkeiten und befristete Arbeitsverhältnisse prägen immer mehr Erwerbsverläufe. Zudem gibt es immer mehr Teilzeitstellen und Phasen der Arbeitslosigkeit oder geringfügiger Beschäftigung. All diese Faktoren haben zur Folge, dass viele Menschen nur relativ wenige Rentenpunkte ansammeln, was sich negativ auf die Rentenhöhe auswirkt.

Welche Möglichkeiten gibt es bei einer niedrigen zu erwartenden Rente?

Wer feststellt, dass seine Rente voraussichtlich niedrig ausfallen wird, sollte nicht in Panik geraten. Es gibt mehrere Möglichkeiten, um die eigene Rentensituation zu verbessern. Hier sind zwei zentrale Optionen:

1. Private Altersvorsorge auch ab 50

Die private Altersvorsorge ist eine wichtige Ergänzung zur gesetzlichen Rentenversicherung. Durch Riester-Renten, Betriebsrenten oder andere private Sparpläne können Sie zusätzliche finanzielle Mittel für den Ruhestand aufbauen.

Viele Anbieter und Modelle stehen zur Verfügung, und es ist ratsam, sich frühzeitig darüber zu informieren.

2. Freiwillige Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung

Ein weiterer wichtiger Weg, die Rentenlücke zu schließen, sind freiwillige Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung. Diese Möglichkeit steht allen Bürgern und Bürgerinnen offen, die mindestens 16 Jahre alt sind und nicht in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichert sind, beispielsweise Freiberuflern, Selbstständigen oder Hausfrauen/-männern.

Diese Beiträge können helfen, einen Rentenanspruch zu erwerben oder bestehende Ansprüche zu verbessern. Das ist besonders für Menschen wichtig, die aufgrund ihrer Beschäftigungssituation bislang nur geringe oder gar keine Rentenansprüche erworben haben.

Können auch Pflichtversicherte ab dem 50. Lebensjahr freiwillige Beiträge leisten?

Ja, und das ist ein oft übersehener Aspekt. Pflichtversicherte, die mindestens 50 Jahre alt sind und 35 Jahre Versicherungszeiten in der gesetzlichen Rentenversicherung aufweisen können, haben die Möglichkeit, freiwillige Beiträge zu leisten, um ihre Rente zu erhöhen. Diese Regelung betrifft besonders diejenigen, die Anspruch auf die Altersrente für langjährig Versicherte haben.

Diese Rentenform erlaubt es Versicherten, vorzeitig in Rente zu gehen – allerdings mit Abschlägen, die die Rentenhöhe verringern. Hier kommt die Möglichkeit ins Spiel, durch freiwillige Beiträge diese Abschläge auszugleichen oder sogar zu übertreffen.

Wie funktioniert das?

Pflichtversicherte, die ab dem 50. Lebensjahr freiwillige Beiträge zur Rentenversicherung leisten möchten, müssen einen Antrag bei der Rentenversicherung stellen.

Dieser Antrag gibt an, dass sie voraussichtlich vorzeitig in Rente gehen möchten. Wichtig dabei ist, dass der Antrag nicht dazu verpflichtet, tatsächlich vorzeitig in Rente zu gehen. Sie können die Beiträge also leisten und dennoch regulär in Rente gehen, ohne Abschläge hinnehmen zu müssen.

Für wen ist das besonders sinnvoll?

Diese Möglichkeit ist vor allem dann sinnvoll, wenn man während des Arbeitslebens zeitweise in Teilzeit oder in gering bezahlten Beschäftigungen gearbeitet hat und nun eine gut bezahlte Vollzeitstelle innehat. Die zusätzlichen Beiträge können dann dazu beitragen, die erwartete niedrige Rente deutlich zu erhöhen.

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Wie werden freiwillige Beiträge berechnet?

Die Höhe der freiwilligen Beiträge richtet sich nach verschiedenen Faktoren:

  1. Durchschnittsverdienst aller Versicherten: Dieser Wert bildet die Grundlage für die Berechnung der Beiträge.
  2. Beitragssatz der Rentenversicherung: Der Beitragssatz bestimmt, welcher Prozentsatz des Einkommens in die Rentenkasse eingezahlt werden muss.
  3. Höhe der Rentenabschläge: Wenn Sie planen, vorzeitig in Rente zu gehen, wird die Höhe der freiwilligen Beiträge auch durch die zu erwartenden Abschläge auf Ihre Rente bestimmt.

Es empfiehlt sich, diese Beiträge genau zu berechnen und sich bei Bedarf beraten zu lassen.

Warum ist eine Beratung wichtig?

Der Gedanke, dass die eigene Rente zu niedrig ausfallen könnte, kann viele Menschen in Unruhe versetzen, insbesondere ab dem 50. Lebensjahr. Doch es ist wichtig, überstürzte Entscheidungen zu vermeiden. Nehmen Sie sich die Zeit, um sich gründlich zu informieren und alle verfügbaren Optionen zu prüfen.

Eine Rentenberatung oder der Kontakt zu Sozialverbänden wie dem SoVD kann helfen, die individuell besten Maßnahmen zu identifizieren. Diese Fachleute kennen die gesetzlichen Regelungen und können Sie umfassend beraten, sodass Sie die richtigen Entscheidungen für Ihre finanzielle Zukunft treffen können.

Zusammengefasst: Wie kann man die Rente ab 50 erhöhen?

Ab dem 50. Lebensjahr gibt es mehrere Möglichkeiten, die Rente deutlich zu verbessern. Freiwillige Beiträge zur Rentenversicherung sind eine effektive Methode, um drohende Rentenabschläge zu vermeiden oder die Rentenhöhe gezielt zu erhöhen.

Wer bereits 35 Versicherungsjahre gesammelt hat, sollte diese Option in Betracht ziehen, besonders wenn er in der Vergangenheit Zeiten niedriger Bezahlung oder Teilzeitarbeit erlebt hat.

Professionelle Beratung ist hier von unschätzbarem Wert, sagt Anhalt. “Sie können sich mit einem Rentenberater oder Sozialverbänden in Verbindung setzen, um herauszufinden, wie Sie Ihre Rente bestmöglich optimieren können.”

Dr Utz Anhalt: Rente ab 50 erhöhen – So sicherst du deine Altersvorsorge!