Deutlicher Anstieg der Arbeitslosigkeit erwartet

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Spürbarer Anstieg der Arbeitslosigkeit erwartet

Nach Ansicht der Bundesbank wird die Arbeitslosigkeit im zweiten Quartal 2019 steigen. Unter anderem stützt sich die Bundesbank auf Frühindikatoren des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Der Anstieg wird spürbar sein, berichten die Experten. Und das, obwohl die Arbeitslosenzahlen statistisch “bereinigt” sind.

Geschwächte Nachfrage bei den Betrieben

„Auf dem Arbeitsmarkt zeigen sich erste Auswirkungen der zuletzt etwas schwächeren konjunkturellen Entwicklung“, sagte der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Detlef Scheele. „Die Nachfrage der Betriebe nach neuen Mitarbeitern schwächt sich auf hohem Niveau merklich ab.“ In einem aktuellen Bericht zum Monat Juni ist ein Anstieg der Leistungsbezieher des Arbeitslosengeldes im Versicherungssystem zu erkennen.

Laut der Bundesbank war der unerwartete aber sichtbare Anstieg der saisonbereinigten Arbeitslosenzahl im Mai nicht aufgrund der Konjunktur, sondern fusst allein auf Prüfungen der BA zum Arbeitslosenstatus der Bezieher von Hartz IV. Jedoch hat aber auch die Zahl der Arbeitslosengeld 1 Bezieher deutlich zugenommen.

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“Diese Entwicklung setzte bereits etwas früher ein, wurde jedoch in den ersten Monaten des laufenden Jahres von der Ausweitung arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen überdeckt. Im Mai wurde der Umfang dieser Maßnahmen nicht weiter erhöht, und die steigende Zahl der Arbeitslosen im Versicherungssystem sichtbar”, steht in dem Bericht. Zudem zeigt der IAB-Barometer an, dass in nächsten 3 Monaten ein Anstieg der Arbeitslosigkeit wahrscheinlich sei.

Außenwirtschaftlich sei ein deutlich Dämpfer zu erwarten, sagte IAB-Abteilungsleiter Enzo Weber. Zum 1. Juli will die BA die aktuellen Zahlen zur Arbeitslosigkeit in Deutschland veröffentlichen.

Arm trotz Vollzeitjobs

Die Arbeitslosenquote sagt nichts über die seit Jahren steigende Armut in Deutschland aus. Noch vor einigen Jahren hat ein Vollzeitjob fast immer bedeutet, dass ein Leben oberhalb der Armutsgrenze möglich war. Diese Tatsache hat sich mittlerweile grundlegend geändert. Heute gelten schon diejenigen als nicht arbeitslos, die 15 Stunden in der Woche arbeiten. Damit ist eine Existenzsicherung allerdings keinesfalls gegeben. Zusätzlich muss das Gehalt oft vom Jobcenter mit Hartz IV aufgestockt werden.

Steigende Teilzeitbeschäftigung und Leiharbeit

Die Zahl der unfreiwilligen Teilzeitbeschäftigung und der schlecht bezahlten Leiharbeit, ist in den letzten Jahren weiterhin angestiegen. Wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Nachfrage der Grünen hervorging, sind im vergangenen Jahr 1.023.290 Leiharbeitskräfte beschäftigt gewesen. Diese Zahl ist so hoch wie noch nie. Trotz Vollzeitstellen, sind dadurch immer mehr Familien von Armut betroffen. Weigern sich Hartz IV-Bezieher eine solche Stelle anzunehmen, droht ihnen die schrittweise Kürzung ihres Regelbedarfs. Das hat zur Folge, dass immer mehr Leistungsbezieher zu unterbezahlten und befristeten Jobs gezwungen werden. Folglich heißt es zudem, dass die Arbeitslosenzahl dadurch gesunken ist. Die Armutsquote hingegen bleibt unverändert, beziehungsweise ist sogar angestiegen.

Bereinigte Arbeitslosenquote

Grund für die bereinigte Arbeitslosenquote: Etliche Arbeitslosengruppen werden nicht als arbeitslos gezählt. Darunter auch Menschen mit 1-Euro-Jobs, diejenigen, die sich in Orientierungs- und Motivationsmaßnahmen befinden sowie Arbeitslose, die von privaten Arbeitsvermittlern betreut werden. Würden alle bisher aus der Statistik entfernten Arbeitslosen mitgezählt werden, wäre die Arbeitslosenquote schätzungsweise knapp 50 Prozent höher.