Corona-Krise: Forscher warnt vor schwerwiegenden Folgen

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Armutsforscher Christoph Butterwegge kritisiert erneut die Sozialpolitik des Bundes. Dieser habe es in der โ€žCorona-Kriseโ€œ verpasst, die ร„rmsten der Gesellschaft zu unterstรผtzen. Der Wissenschaftler warnt vor schwerwiegenden Folgen.

Systematischer Ausschluss der ร„rmsten

Gegenรผber “Business Insider” mahnte Butterwege an, dass Hartz IV-Empfรคnger systematisch von den MaรŸnahmen der Bundesregierung ausgeschlossen geblieben seien. Einzig der Kinderbonus fรผr Familien in der Grundsicherung, der Teil des Corona-Konjukturpaketes ist, richtet sich an Einkommensschwache Familien, wird aber erst im September ausgezahlt. Dann sei es bereits zu spรคt, um die Krisenauswirkungen abzufedern.

Auch die regulรคre Erhรถhung des Kindergeldes kommt bei ALG II-Empfรคngern nicht an und beugt der steigenden Kinderarmut damit keineswegs vor.

13,6 Prozent der Bundesbรผrger geben gegenรผber dem Statistischen Bundesamt an, sich keinen Urlaub leisten zu kรถnnen, das sind mehr als 11 Millionen. Besonders hoch liegt der Anteil bei den Alleinerziehenden, von diesen kรถnnen sich 21,8 Prozent nicht einmal eine Woche Urlaub im Jahr leisten.

Tafeln fordern Unterstรผtzung vom Bund

โ€žWir haben in den letzten Wochen bei den Tafeln eine neue Form der Not erlebtโ€œ, so Jochen Brรผhl, Vorstandsvorsitzender der Tafel Deutschland in Bezug auf die โ€žCorona-Kriseโ€œ gegenรผber der dpa. Demnach werden insbesondere die ร„rmsten der Gesellschaft am hรคrtesten von der Krise getroffen. Immer mehr Menschen nutzten die Tafeln nicht mehr nur ergรคnzend, sondern zur Existenzsicherung.

Mehr als 1,6 Millionen Wohnungslose, in Altersarmut Lebende, prekรคr Beschรคftigte, Alleinerziehende, Erwerbslose und Geflรผchtete nehmen die Angebote der 940 Tafeln in Deutschland wahr. 30 Prozent von ihnen sind Kinder und Jugendliche, 26 Prozent Senioren und 44 Prozent Erwachsene.

Die steigende Nachfrage kรถnne durch Spenden und Freiwilligenarbeit nicht gestillt werden, darum mรผsse der Bund dringend eingreifen, um die Wahrnehmung dieser eigentlich sozialstaatliche Aufgabe sicherzustellen.

Hartz-Reformen und hรถhere Lรถhne sind nรถtig

Wegen der โ€žCorona-Kriseโ€œ seien die Probleme deutlich zutage getreten, so Armutsforscher Butterwege. Jetzt mรผsse es dringend grundlegende Reformen der Sozialleistungen und eine deutliche Erhรถhung des Mindestlohns geben, um den gegenwรคrtigen Verhรคltnissen gerecht zu werden und Schlimmeres zu verhindern.