Förderprojekte für Bürgergeld-Bezieher werden 2025 hart gekürzt. Besonders schlimm trifft es erfolgreiche Maßnahmen, die Landzeitarbeitslose unterstützen, ein Beispiel ist die Region Hannover. Die Leiterin des Jobcenters vor Ort, Ana Paula Büsse, erklärt, dass ein Großteil der Hilfen eingestampft werden muss.
Ein Viertel weniger Geld für wichtige Projekte
Denn nach den geplanten Kürzungen hätte das Jobcenter der Region Hannover 28 Millionen Euro weniger für Integrationshilfen auf dem Arbeitsmarkt, und damit ein Viertel weniger Mittel zur Verfügung als bisher. Das schadet, so schätzen die dort Tätigen, rund einem Drittel der bisher geförderten Projekte.
Langzeitarbeitslose werden allein gelassen
Büsse sagt zwar, dass die Mittel zum Lebensunterhalt gesichert blieben, doch genau da fehlen die Gelder, wo Menschen aktiv in Arbeit gebracht werden können. Es geht im Projekte, mit denen Langzeitarbeitslose Schritt für Schritt in eine Tagesstruktur kommen, um so mittelfristig wieder eine Arbeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt auszuüben.
35.000 schwer Vermittelbare ohne Unterstützung
Zu diesen schwer Vermittelbaren gehören in der Region Hannover rund 35.000 Menschen. Die Kürzungen treffen also genau diejenigen, die Unterstützung für den Arbeitsmarkt am nötigsten brauchen, die also erst einmal wieder fit gemacht werden müssen, um sich in Erwerbsarbeit integrieren zu können.
Ohne Hilfe werden diese Menschen es nicht schaffen, in das Arbeitsleben hinein zu kommen, und wenn diese Unterstützung fehlt, bleiben sie zur Langzeitarbeitslosigkeit verdammt.
Die Kürzungen treffen auch das Familien-Coaching, ein Erfolgskonzept. In diesem Projekt geht es darum, dass Hilfebedürftigkeit sich „vererbt“, also um komplexe Problemlagen in Familien zu erfassen, die von psychischen Beschwerden über Suchterkrankungen bis zu Schulden reichen, von gebrochenen Lebensläufen bis zu nicht funktionierenden Familienbeziehungen.
Die Zusammenarbeit verschiedener Fachkräfte, ein niedrigschwelliges Angebot und eine intensive Betreuung wurden in einem Pilotprojekt vereinigt, und der Erfolg dieses Konzeptes ist bundesweit bekannt.
Bundesweit bekanntes Erfolgsprojekt vor dem Aus
Falls nicht, was sehr unwahrscheinlich ist, ein neuer Finanzminister doch noch die erforderlichen Gelder zur Verfügung stellt, wird dieses Erfolgsmodell ausgelöscht, die Betroffenen werden allein gelassen, die großen Fortschritte dabei, sich wieder in den Alltag und ein Erwerbsleben zu integrieren, werden blockiert. Die Hilfesuchenden bleiben mit ihren Problemen allein.
Ignoranz gegenüber der geleisteten Arbeit
Frau Büsse sieht Ignoranz gegenüber dem, was die Jobcenter leisten würden: „Ich wünsche mir, dass die Arbeit der Jobcenter endlich als das gewertschätzt wird, das sie ist: nämlich ein Beitrag zu Sicherung des sozialen Friedens in der Bundesrepublik.“
Wie geht es weiter?
Ob ein neuer Bundesfinanzminister oder eine veränderte politische Konstellation das drohende Finanzloch für die Jobcenter schließt, kann derzeit niemand abschätzen. Klar ist jedoch, dass die geplanten Kürzungen massive Auswirkungen hätten: Sowohl Geflüchtete als auch Langzeitarbeitslose würden weniger Unterstützung erhalten, Unternehmen müssten länger nach Fachkräften suchen und erfolgreiche Leuchtturm-Projekte wie das Familien-Coaching stünden vor dem Aus.
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Dr. Utz Anhalt ist Buchautor, Publizist, Sozialrechtsexperte und Historiker. 2000 schloss er ein Magister Artium (M.A.) in Geschichte und Politik an der Universität Hannover ab. Seine Schwerpunkte liegen im Sozialrecht und Sozialpolitik. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Dokumentationen für ZDF , History Channel, Pro7, NTV, MTV, Sat1.