Aufwachsen im Hartz IV-Bezug

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Im März 2018 befanden sich etwa 1,6 Millionen Menschen im Hartz IV-Bezug. In den Bedarfsgemeinschaften sind auch viele Kinder von den Auszahlungen des Arbeitslosengeldes ihrer Eltern abhängig.

Durchgetaktete Familienhaushaltsführung

Schilderungen vieler Eltern, die für sich und ihre Familien auf ALG II-Zahlungen angewiesen sind, erzählen einander ähnelnde Geschichten. Monatlich müssen Ausgaben kalkuliert, begrenzt und für Notfälle möglichst niedrig gehalten werden. Dabei sind Kinder häufig diejenigen, die früh erfahren müssen, dass sie nicht bedenkenlos Forderungen beziehungsweise Wünsche äußern können. Begrenzen sich die monatlichen ALG II-Leistungen auf die Übernahme der Miete und den Regelsatz haben viele Eltern das Gefühl, ihren Kindern nicht genug bieten zu können. Dies trifft auch dann zu, wenn die Kosten der Unterkunft zwar komplett übernommen werden, aber beispielsweise ein Zuverdienst eines minderjährigen Kindes, das noch bei den Eltern wohnt, zu einer Reduktion der staatlichen Leistungen führt.

Bedarfe für Bildung und Teilhabe

Nach §28 Zweites Buch Sozialgesetzbuch (SGB II) werden Bedarfe für Bildung und Teilhabe längstens bis zum 26. Geburtstag übernommen. Eine Kostenübernahme scheitert jedoch teilweise daran, dass der notwendige Antrag zu spät gestellt wird. Diese sind im Vorhinein zu stellen. Wurden die Kosten bereits selbst vom ALG II-Betroffenen vorgestreckt, um beispielsweise nicht die Anmeldefrist für eine Klassenfahrt zu verpassen, scheidet ein Anspruch im Regelfall aus. Auch die insgesamt 100 EUR, die einem Schulkind pro Jahr ausgezahlt werden, sind bei größeren Posten häufig zu gering.

Abhilfe durch Tafeln?

Dass Tafeln einen wichtigen Beitrag zur Deckung der Lebensmittelversorgung von ALG II-Betroffenen leisten, zeigt die Brisanz von Jens Spahns (CDU) Aussage, dass Hartz 4 nicht bedeute, in Armut zu leben. Für viele Leistungsbezieher sind die Essensausgaben wichtige Bezugspunkte, auch wenn für manche Gefühle von Scham damit verbunden sind.

Gegenseitiges Verständnis notwendig

Zur Besserung vor allem der psychischen Lage, dem Druck, dem Eltern ausgesetzt sind, wenn wiederum ihre Kinder Gruppen-„Zwängen“ in ihrem schulischen Umfeld begegnen, ist ein breiteres soziales Verständnis notwendig, was es heißt, von und mit ALG II zu leben.

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