In Deutschland wollen viele eine abschlagsfreien Rente. Doch wie wäre es, wenn das Arbeitslosengeld, das du auch bekommen könntest, höher wäre als diese abschlagsfreie Rente? Musst du trotzdem in den Ruhestand gehen?
Welche Möglichkeiten gibt es, abschlagsfrei in Rente zu gehen?
In Deutschland gibt es zwei Wege, eine abschlagsfreie Altersrente zu erhalten:
- Schwerbehindertenrente: Hierfür ist ein aktueller Schwerbehindertenausweis und eine 35-jährige Wartezeit in der Rentenversicherung erforderlich.
- Altersrente für besonders langjährig Versicherte: Hierfür sind 45 Beitrags- oder Versicherungsjahre in der Rentenversicherung notwendig.
In beiden Fällen kannst du frühestens zwei Jahre vor deinem gesetzlichen Renteneintrittsalter in Rente gehen. Das bedeutet, wenn dein reguläres Renteneintrittsalter bei 67 Jahren liegt, könntest du mit 65 Jahren ohne Abschlag in Rente gehen, sagt Christian Schultz vom Sozialverband SoVD Schleswig.
Beispielrechnung: Arbeitslosengeld vs. abschlagsfreie Rente
Zur Verdeutlichung betrachten wir das Beispiel von Rainer aus Oldenburg. Rainer, Jahrgang 1953, müsste bis 66 Jahre und 10 Monate arbeiten, um sein gesetzliches Renteneintrittsalter zu erreichen. Aufgrund seiner 45 Beitragsjahre könnte er jedoch bereits mit 64 Jahren und 10 Monaten abschlagsfrei in Rente gehen.
Rainer hat in den letzten Jahren gut verdient und könnte nun, wenn er arbeitslos wäre, ein relativ hohes Arbeitslosengeld erhalten. Daher stellt sich für ihn die Frage, ob es aus finanzieller Perspektive sinnvoller wäre, zunächst Arbeitslosengeld zu beziehen und später in Rente zu gehen.
Gibt es eine Pflicht, die abschlagsfreie Rente zu nehmen?
In Deutschland besteht keine Pflicht, die abschlagsfreie Rente in Anspruch zu nehmen. Du kannst also weiterarbeiten oder, wie im Beispiel von Rainer, Arbeitslosengeld beziehen.
Ab 58 Jahren und bei einer Einzahlung in den letzten 48 Monaten, besteht die Möglichkeit, bis zu zwei Jahre lang Arbeitslosengeld zu bekommen. Während dieser Zeit werden weiterhin Rentenbeiträge von der Arbeitsagentur abgeführt, wodurch sich der Rentenanspruch erhöht.
Was passiert in der Praxis?
In der Theorie klingt das Arbeitslosengeld als Zwischenlösung attraktiv. Allerdings gibt es in der Praxis einige Herausforderungen:
- Sperrzeit: Wenn du deinen Job selbst kündigst, verhängt die Arbeitsagentur eine Sperrzeit von 12 Wochen, in denen kein Arbeitslosengeld gezahlt wird. Zudem wird der Anspruch um ein Viertel der gesamten Anspruchsdauer gekürzt. Bei einem zweijährigen Anspruch bleiben nur noch 18 Monate übrig.
- Arbeitssuche: Beim Bezug von Arbeitslosengeld bist du verpflichtet, dich um eine neue Anstellung zu bemühen. Dies bedeutet, dass du theoretisch an Maßnahmen wie Bewerbungstrainings teilnehmen musst. In der Praxis mag dies bei älteren Arbeitnehmern weniger strikt gehandhabt werden, dennoch besteht diese Verpflichtung.
Alternative: Bürgergeld als Überbrückung
Sollte es trotz allem zur Sperrzeit kommen, gibt es die Möglichkeit, diese Phase mit Bürgergeld zu überbrücken. Das Bürgergeld kann eine vorübergehende finanzielle Unterstützung bieten, bis der Anspruch auf Arbeitslosengeld wieder greift.
Fazit: Ist das Arbeitslosengeld eine sinnvolle Alternative?
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Arbeitslosengeld eine interessante Option sein kann, wenn du die abschlagsfreie Rente noch nicht in Anspruch nehmen möchtest. Es ist jedoch wichtig, die rechtlichen und praktischen Konsequenzen genau zu kennen:
- Sperrzeiten und Kürzungen: Diese können die finanzielle Attraktivität des Arbeitslosengeldes mindern.
- Verpflichtung zur Arbeitssuche: Auch im höheren Alter kann die Arbeitsagentur von dir verlangen, dich um eine neue Anstellung zu bemühen.
Eine sorgfältige Abwägung und gegebenenfalls eine Beratung durch einen Experten sind in jedem Fall ratsam, um die beste Entscheidung für die individuelle Lebenssituation zu treffen.
Für weitere Informationen und spezifische Berechnungen verweisen wir auf die entsprechenden Tabellen und Links unter diesem Beitrag.
Wir hoffen, dass dieser Beitrag dir geholfen hat, die Möglichkeiten und Herausforderungen rund um die abschlagsfreie Rente und das Arbeitslosengeld besser zu verstehen. Bleib informiert und triff deine Entscheidung wohlüberlegt!
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