Arbeitsagentur statt Jobcenter – Neues Programm

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Arbeitsagentur statt Jobcenter – Neues Programm für Jugendliche ohne Ausbildung

19.11.2016

Kinder von Hartz-IV-Abhängigen geraten selbst in Gefahr, keine Arbeit zu finden. Ein neues Programm soll diesem Risiko vorbeugen. Die Finanzierung soll über die Arbeitslosenversicherung laufen – nicht über Steuergelder. Die Bundesagentur für Arbeit sagt: 65 % der unter 25-jährigen Arbeitslosen haben keine abgeschlossene Berufsausbildung. Mit anderen Worten: Wer den Einstieg in qualifizierte Arbeit nicht schafft, auf den wartet wahrscheinlich später Erwerbslosigkeit.

Um diesen Einstieg zu erleichtern, legten Arbeitgeber und Gewerkschaften im Verwaltungsrat der BA Nürnberg jetzt ein Programm vor. Die Behörde verfügt über mehr als 22 Milliarden Euro, um die Maßnahmen zu bezahlen.

750.000 junge Hartz-IV-Bezieher
750.000 Menschen zwischen 15 und 24 leben von Hartz-IV. Sozialwissenschaftler sprechen von regelrechten Hartz-IV Familien und Hartz-IV Milieus.

Die wenigsten Hartz-IV-Abhängigen finden eine qualifizierte Arbeit, und ihren Kindern fehlt nicht nur das „Vitamin-B“, also die Kontakte, um einen menschenwürdigen Job zu bekommen, sie sind ebenso in der Hartz-IV-Falle wie ihre Eltern – wer einmal im System steckt, kommt schwer wieder heraus.

Die Betroffenen lernen also vielleicht, sich Zumutungen der Jobcenter halbwegs vom Leib zu halten, eine Perspektive für einen erfüllenden Beruf ist ihnen aber versperrt.

Dauerhafte Bezugsperson
Peter Clever, Vorsitzender des Nürnberger Verwaltungsrates sagt: "Oft werden sie deshalb, je nachdem, von wem die Eltern Leistungen beziehen, (zwischen Jobcenter und Arbeitsagentur) hin- und hergeschoben. Damit wollen wir Schluss machen."

Stattdessen setzt er auf feste Bezugspersonen bei den Ämtern: „Wenn die jungen Menschen dauerhaft einen Ansprechpartner haben, wird dies die Berufsberatung deutlich verbessern.“

Arbeitslosenversicherung soll zahlen
Arbeitgeber und Gewerkschaften im Verwaltungsrat schlagen jetzt vor, dass die Arbeitsagenturen in Zukunft alle Menschen unter 25 betreuen, die keine Erstausbildung haben, und dass die Arbeitslosenversicherung dafür aufkommt.

Kosten wären in den nächsten fünf Jahren mehr als eine Milliarde Euro. Das würde sich aber, so der Plan, rentieren, weil danach weniger Geld an Arbeitslose gezahlt werden müsse. Auf Dauer würden so fünf Milliarden Euro gespart.

Für die Betroffenen selbst soll es sich ebenfalls. So wäre der Verdienst mit abgeschlossener Ausbildung in der Lebensarbeitszeit um 330.000 Euro höher als ohne Ausbildung.

Wiedereinstieg
Geplant ist auch ein Programm, um Arbeitslose wieder effektiv in Arbeit zu bringen. Der Verwaltungsrat fordert, diese Aufgabe komplett an die Bundesagentur zu verweisen. Clever hofft, dass die für diese Maßnahmen notwendigen Gesetzesänderungen 2017 in Kraft treten.

Eine gewisse Erleichterung
Für Kinder von Hartz-IV-Abhängigen würden die veränderte Struktur zumindest bedeuten, dass sie nicht mehr im gleichen Ausmaß den Drangsalierungen der Jobcenter ausgesetzt sind wie bisher, und Erwerbslose, die wieder in Arbeit kommen möchten, würden von ihrem Jobcenter vor Ort ebenfalls weniger Knüppel zwischen die Beine geworfen bekommen. (Dr. Utz Anhalt)

Ist das Bürgergeld besser als Hartz IV?

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