Sozialverbรคnde und Opposition kritisieren: Die Regelleistungen bei Hartz IV sind zu niedrig. Die Linkenpolitikerin Jessica Tatti zeigte mit einem einfachen Berechnungsbeispiel, dass die Inflation dazu fรผhrt, dass Leistungsbeziehende zu wenig Geld fรผr den Kauf von Lebensmittel zur Verfรผgung haben.
Linken-Politikerin rechnet vor: Zu niedrige Regelleistungen bei Hartz IV
In Zeiten steigender Inflationsraten sind Menschen mit niedrigem Einkommen am hรคrtesten getroffen, da vor allem die Preise fรผr Grundnahrungsmittel am meisten steigen. Die Sozial- und Arbeitsmarktexpertin der Linken, Jessica Tatti, rechnete vor, dass Hartz IV Beziehende theoretisch aufgrund der Teuerungsraten sechs Tage hungern mรผssen.
Aktuell fehlen 33 Euro fรผr Ernรคhrung
Ausgehend von der aktuellen Inflationsrate von 7,4 Prozent und 449 Euro Eckregelsatz (fรผr einen Alleinstehenden) fehlen im Monat rund 33 Euro. Fรผr die tรคgliche Ernรคhrung sind im Regelsatz 5,19 Euro pro Tag vorgesehen. Rein rechnerisch fehlen demnach fรผr sechs Tage im Monat Geld zum Essen.
Auf Twitter rechnete die Politikerin vor: “Die Inflation fรผr Menschen in HartzIV betrรคgt 7,4 %. Also fehlen 33 Euro im Monat. Zum Vergleich: 5,19 Euro sind tรคglich fรผr Nahrung veranschlagt. Die Inflation bedeutet fรผr Leute in Hartz IV rechnerisch: 6 Tage kein Geld fรผr Essen.”
Bei Twitter gab es fรผr die mahndende Berechnung nicht nur Zustimmung. Es sei eine “Milchmรคdchenrechnung” schrieb einer, und eine andere meinte, “so kรถnne man nicht rechnen”. Fakt ist aber, dass die Regelsรคtze zu niedrig bemessen sind, wie auch eine Berechnung der Sozialverbรคnde ergab.
Verfassungsklage wird vorbereitet
Aufgrund der steigenden Teuerungsraten klagen nรคmlich der Sozialverband VdK sowie der Sozialverband Deutschland (SoVD) gemeinsam gegen die Anpassung der Regelsรคtze fรผr sieben Millionen Menschen, die Grundsicherung im Alter und Arbeitslosengeld II beziehen.
Zum Jahreswechsel 2022 wurden nรคmlich die Regelsรคtze bei Hartz IV gerade einmal um 3 Euro angehoben. โAus unserer Sicht war die Anhebung der Regelsรคtze Anfang des Jahres verfassungswidrigโ, betonte VdK-Prรคsidentin Verena Bentele. Mit zwei Musterverfahren wollen beide Sozialverbรคnde bis vor das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) ziehen.
Die obersten Verfassungshรผter sollen klรคren, ob der Gesetzgeber seine Pflicht verletzt, auf Preissteigerungen zeitnah zu reagieren.
Studie zeigt Bedarf von mindestens 100 Euro zusรคtzlich im Monat
Laut einer Studie des DIW Berlin geben die einkommensschwรคchsten 20 Prozent der Haushalte nahezu zwei Drittel (62,1 Prozent) ihres Konsums fรผr die Preistreiber Nahrungsmittel, Wohnen und Haushaltsenergie aus.
Zum Vergleich: Bei den einkommensstรคrksten 20 Prozent sind es nur 44,1 Prozent. Weil es sich dabei um Waren des Grundbedarfs handelt, kรถnnen die รคrmsten Haushalte die Mehrausgaben kaum kompensieren.
Zwar zeigt auch die Studie, dass die Entlastungspakete ebenfalls ihre Wirkung entfalten, allerdings kann existenzbedrohende Situation dadurch nicht entschรคrft werden.
Die Forschenden stellten fest, dass Hartz IV Beziehende derzeit 100 Euro je Person mehr benรถtigen, um die Auswirkungen der Inflation zu kompensieren.