Das Sozialgericht Düsseldorf hat mit einem aufsehenerregenden Urteil (S 27 KR 290/14) deutlich gemacht, welche gravierenden Folgen Schwarzarbeit im Krankheitsfall haben kann. Wer glaubt, später auf heimlich gezahlte Lohnanteile zurückgreifen zu können, irrt. Ohne belastbare Nachweise besteht kein Anspruch auf höheres Krankengeld.
Das Urteil zeigt eindrücklich, wie riskant inoffizielle Lohnabsprachen sind und wie gnadenlos sie sich rächen können, sobald Krankheit oder Arbeitsunfähigkeit eintreten. Viele Beschäftigte unterschätzen diese Gefahr, weil Schwarzlohn zunächst wie ein schneller finanzieller Vorteil wirkt.
Krankengeld als Rettungsanker – aber nur bei sauber dokumentiertem Einkommen
Im Mittelpunkt des Verfahrens stand ein Restaurant-Geschäftsführer aus Düsseldorf, der angab, monatlich zusätzlich 1.000 Euro Schwarzlohn erhalten zu haben. Als er langfristig erkrankte, beantragte er Krankengeld und wollte diesen Betrag berücksichtigt wissen. Doch Krankenkassen orientieren sich strikt am versicherungspflichtigen Arbeitsentgelt.
Nur das offiziell gemeldete Einkommen fließt in die Berechnung ein. Schwarzarbeit bleibt juristisch unsichtbar und somit wirkungslos. Wer auf solche Zahlungen vertraut, steht im Ernstfall ohne rechtliche Grundlage da.
Schwarzgeld als Fallstrick: Kurzfristige Vorteile, langfristige Nachteile
Der Kläger versuchte, seine Angaben durch eine Steuernachzahlung zu untermauern. Er gab die angeblichen Schwarzlohnzahlungen selbst beim Finanzamt an und zahlte entsprechende Beträge nach. Doch eine solche Nachversteuerung ersetzt keinen objektiven Nachweis über tatsächlich geflossene Gelder.
Der Arbeitgeber bestritt jede Schwarzgeldabrede, und eine Betriebsprüfung der Deutschen Rentenversicherung Rheinland blieb ergebnislos. Auch strafrechtlich konnte dem Restaurantinhaber kein Fehlverhalten nachgewiesen werden. Am Ende stand Aussage gegen Aussage – und damit fehlte jede Beweisgrundlage.
Was Gerichte überzeugt: Dokumente statt Vermutungen
Das Sozialgericht Düsseldorf betonte, dass bei Krankengeldansprüchen ausschließlich objektive Tatsachen gelten. Ein höheres Einkommen kann nur berücksichtigt werden, wenn es dokumentiert und überprüfbar ist. Schwarzarbeit hinterlässt jedoch absichtlich keine Spuren.
Gerichte verlangen nachvollziehbare Belege wie Verträge, Quittungen oder Zeugenaussagen. Fehlen solche Dokumente, bleibt der behauptete Schwarzlohn ein rechtlicher Schatten ohne Substanz. Betroffene verlieren dadurch jede Möglichkeit, höhere Ansprüche durchzusetzen.
Schwarzarbeit als verbreitetes, aber hochriskantes Phänomen
In Branchen wie Gastronomie, Bau oder Pflege sind bar gezahlte Lohnanteile häufig üblich. Beschäftigte akzeptieren solche Zahlungen oft, weil sie sich unter Druck gesetzt fühlen oder kurzfristig mehr Geld erhalten. Doch dieser kurzfristige Vorteil verwandelt sich bei Krankheit schnell in einen massiven Nachteil.
Soziale Sicherungssysteme basieren auf offiziell gemeldeten Daten. Wer Schwarzarbeit akzeptiert, verzichtet unbewusst auf elementare Rechte. Spätestens im Krankheitsfall zeigt sich, wie drastisch die Folgen sein können.
Gerichte ziehen klare Grenzen – und setzen auf Transparenz
Das Urteil aus Düsseldorf verdeutlicht, dass nur dokumentiertes Einkommen rechtlich relevant ist. Der Kläger konnte in keiner Instanz überzeugen, weil seine Aussagen ohne belastbare Belege blieben. Sein vermeintlicher Zusatzlohn existierte aus juristischer Sicht nicht.
Die Richter machten klar, dass die Beweislast bei der klagenden Person liegt. Ohne konkrete Nachweise lässt sich kein höheres Krankengeld durchsetzen. Das System schützt sich selbst – und verlangt Transparenz von allen Beteiligten.
Schwarzarbeit zerstört Ansprüche – und Betroffene tragen die Folgen
Schwarzarbeit untergräbt die finanzielle Sicherheit und schwächt die eigene Rechtsposition erheblich. Wer Schwarzlohn akzeptiert, verliert im Krankheitsfall die Möglichkeit, auf den tatsächlichen Lohn zurückzugreifen. Der fehlende Nachweis sorgt dafür, dass Leistungen deutlich geringer ausfallen.
Arbeitgeber können Barabreden später meist problemlos abstreiten. Beschäftigte tragen hingegen das volle Risiko. Dadurch wird Schwarzarbeit zu einem gefährlichen Konstrukt, das im Ernstfall die Existenz bedrohen kann.
Deutliche Botschaft: Sicherheit gibt es nur mit offiziell dokumentiertem Lohn
Das Urteil sendet eine klare Warnung an Beschäftigte aller Branchen. Sicherheit entsteht nur durch offiziell gemeldetes und nachvollziehbares Einkommen. Schwarzlohn mag kurzfristig lukrativ wirken, doch er bietet keinerlei rechtliche Absicherung.
Wer sich schützen will, sollte auf Transparenz bestehen und inoffizielle Zahlungen konsequent ablehnen. Nur dokumentierte Arbeitsverhältnisse sichern ein angemessenes Krankengeld und schützen vor langfristigen Nachteilen.
FAQ – Die fünf wichtigsten Fragen und Antworten
1. Erhöht Schwarzarbeit das Krankengeld?
Nein. Schwarzarbeit beeinflusst die Höhe des Krankengeldes nicht, weil Krankenkassen ausschließlich offiziell gemeldete und versicherungspflichtige Einkommensteile berücksichtigen. Heimliche Barzahlungen bleiben vollständig unberücksichtigt.
2. Welche Beweise müssen vorliegen, damit Schwarzlohn anerkannt wird?
Gerichte akzeptieren nur objektive und nachvollziehbare Belege. Dazu gehören schriftliche Vereinbarungen, quittierte Zahlungen oder belastbare Zeugenaussagen. Fehlen diese Nachweise, bleibt jeder behauptete Schwarzlohn juristisch wirkungslos.
3. Warum reicht eine Steuernachzahlung nicht als Beweis aus?
Eine Steuernachzahlung basiert auf freiwilligen Angaben gegenüber dem Finanzamt. Sie beweist nicht, dass die Zahlungen tatsächlich geflossen sind. Ohne dokumentierten Geldfluss kann ein Gericht solche Angaben nicht berücksichtigen.
4. Welche Rolle spielt es, wenn der Arbeitgeber Sozialversicherungsbeiträge nicht korrekt abführt?
Maßgeblich ist das Einkommen, das versicherungspflichtig gewesen wäre. Doch auch dieses muss nachweisbar sein. Ohne klare Dokumentation bleibt das offiziell gemeldete Entgelt ausschlaggebend.
5. Welche Risiken trägt ein Arbeitnehmer, der Schwarzlohn akzeptiert?
Schwarzarbeit gefährdet die soziale Absicherung und schwächt die eigene Rechtsposition erheblich. Betroffene riskieren ein niedriges Krankengeld, geringere Rentenansprüche und fehlende Durchsetzbarkeit von Forderungen. Arbeitgeber können Abreden später meist problemlos bestreiten.
Fazit
Das Urteil des Sozialgerichts Düsseldorf zeigt eindrücklich, welche gravierenden Nachteile Schwarzarbeit mit sich bringt. Ohne belastbare Beweise bleibt jeder Anspruch auf höheres Krankengeld wirkungslos. Schwarzlohn mag kurzfristig attraktiv erscheinen, doch er zerstört langfristig die Grundlage für soziale Sicherheit und rechtliche Ansprüche.
Nur transparent dokumentierte Arbeitsverhältnisse bieten Schutz im Ernstfall. Wer auf Sicherheit setzt, sollte konsequent auf offiziell gemeldeten Lohn bestehen und Schwarzarbeit strikt ablehnen.




