Hartz IV: Wer einen falschen Job ablehnt, wird sanktioniert

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Weil ein Mann nicht den erstbesten Job annahm, den ihm das Jobcenter vorgab, wurde er sanktioniert. Seine Leistungen wurden gekürzt und ein menschenwürdiges Leben für ihn unmöglich.

Jobcenter will Hartz IV-Bezieher zum Arbeiten zwingen

Ein Hartz IV-Bezieher aus Erfurt wusste genau, wie seine neue Arbeit aussehen sollte. Er wollte in den Verkauf. Wer jedoch annimmt, dass so ein banaler Wunsch vom Jobcenter respektiert wird, liegt falsch. Stattdessen bot man dem Mann einen Job in einem Lager eines Unternehmens an. Er lehnte ab. Die Folge: Das Jobcenter kürzte ihm die zugesprochene Leistung für drei Monate um 30 Prozent und schließlich für weitere drei Monate um 60 Prozent.

Ein menschenwürdiges Leben ist damit unmöglich. Der Mann wird aufgrund von Sanktionen unter das Existenzminimum gedrängt. Leider ist dies kein Einzelfall. Immer wieder werden Hartz IV-Bezieher sanktioniert. Der Grund: Sie weigern sich einem Job nachzugehen, der nicht zu ihnen passt oder unterbezahlt ist.

Zahl der Sanktionen deutlich höher als bisher angenommen

Die Bundesagentur für Arbeit hält die Zahl der von Sanktionen Betroffenen bewusst niedrig. Wie die Linken-Parteichefin Katja Kipping nun zu bedenken gab, wird die Zahl der Hartz IV-Bezieher, deren Leistungen gekürzt werden, bewusst falsch dargestellt. Demnach ist die Zahl deutlich höher, als bisher angenommen. So hat das Jobcenter im Jahr 2017 bei mehr als 450.000 Menschen mindestens ein Mal die Leistungen gekürzt.

Der mit 3,1 Prozent errechnete Wert, der von der Bundesagentur für Arbeit für das Jahr 2017 vorgelegt wurde, ist der Wert eines bestimmten Tages und nicht eines gesamten Jahres. Dieser Wert lag nämlich bei 8,3 Prozent. Kipping fordert die Abschaffung von Sanktionen, da sie gegen die Menschenwürde sprechen.

Bestrafung statt Förderung

Der hier erwähnte Erwerbslose möchte sich von Hartz IV befreien und ist ambitioniert zu arbeiten. Um auch langfristig in dem Job tätig sein zu können, hat er daher eine grobe Richtung vorgegeben, in der er arbeiten möchte. Doch anstatt den motivierten Mann zu fördern und auf seinen Wunsch einzugehen, bestraft man ihn und kürzt ihm kompromisslos seine Leistungen. Ihm dabei zu helfen, einen Job zu finden, der ihn interessiert, hätte vielleicht ein langfristiges Beschäftigungsverhältnis zur Folge gehabt und damit sein Absprung aus Hartz IV. Doch das Jobcenter will ihn zwingen, einen gegenteiligen Job anzunehmen. Dass dies nicht beabsichtigt vom Jobcenter getan wurde, ist schwer zu glauben.

Ist das Bürgergeld besser als Hartz IV?

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