Weniger zahlen bei der Nebenkostenabrechnung durch neue Gesetze 2024

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Pรผnktlich zum Jahresende erhalten Millionen von Mietern in Deutschland ihre Nebenkostenabrechnung. Oftmals wird dabei nur kurz geprรผft, ob eine Nachzahlung fรคllig ist oder vielleicht sogar eine Erstattung winkt. Doch gerade jetzt lohnt es sich, die Abrechnung genauer unter die Lupe zu nehmen. Denn wer seine Rechte kennt und einige wichtige Punkte beachtet, kann bares Geld sparen.

Welche Punkte hierbei besonders relevant sind und welche Rechte Mieter โ€“ und indirekt auch Vermieter โ€“ unbedingt kennen sollten, erfahren Sie in diesem ausfรผhrlichen Beitrag.

Welche Fristen gelten fรผr die Nebenkostenabrechnung?

Ein wichtiger Punkt bei der Nebenkostenabrechnung ist die Einhaltung gesetzlicher Fristen durch den Vermieter. GemรครŸ ยง 556 des Bรผrgerlichen Gesetzbuches (BGB) muss die Abrechnung dem Mieter spรคtestens zwรถlf Monate nach Ende des Abrechnungszeitraums mitgeteilt werden.

Konkret bedeutet das: Fรผr den Abrechnungszeitraum vom 1. Januar 2023 bis zum 31. Dezember 2023 muss die Abrechnung bis zum 31. Dezember 2024 beim Mieter eingegangen sein.

Wichtig: Es zรคhlt der Zeitpunkt, an dem die Abrechnung dem Mieter zugegangen ist, nicht das Erstellungsdatum. Versรคumt der Vermieter diese Frist, verfรคllt sein Anspruch auf Nachzahlungen.

Das heiรŸt, der Mieter muss keine Nachzahlungen leisten, wenn die Abrechnung zu spรคt zugestellt wird. Eine Ausnahme besteht nur dann, wenn der Vermieter die Verspรคtung nicht zu vertreten hat โ€“ dies muss er jedoch nachweisen.

Bei einem Guthaben fรผr den Mieter gilt diese Frist hingegen nicht: Auch bei einer verspรคteten Abrechnung muss der Vermieter das Guthaben auszahlen.

Wie kรถnnen Mieter Kostenpositionen prรผfen und Kรผrzungen vornehmen?

Das Jahr 2023 brachte einige ร„nderungen mit sich, die sich direkt auf die Nebenkostenabrechnung auswirken. “Fรผr Mieter bedeutet das, dass sie jetzt weniger zahlen mรผssen. Allerdings ist davon auszugehen, dass viele Vermieter diese ร„nderungen nicht beachten oder davon nichts wissen”, sagt der Experte Dr. Utz Anhalt. Diese sind:

Aufteilung der COโ‚‚-Kosten: Seit dem 1. Januar 2023 mรผssen Mieter die COโ‚‚-Kosten fรผr Heizungen nicht mehr vollstรคndig allein tragen. Je schlechter der energetische Zustand eines Gebรคudes, desto hรถher ist der Anteil, den der Vermieter รผbernehmen muss.

Laut dem Gesetz zur Aufteilung der Kohlendioxidkosten muss die Abrechnung daher klare Angaben zum energetischen Zustand des Gebรคudes und zur Aufteilung der COโ‚‚-Kosten enthalten.

Tipp: Fehlen diese Angaben in der Abrechnung, sind Mieter berechtigt, die Heizkosten pauschal um 3 % zu kรผrzen. Um die Aufteilung der COโ‚‚-Kosten selbst grob zu รผberprรผfen, stellt die Bundesregierung einen kostenlosen Online-Rechner zur Verfรผgung.

Preisbremsen fรผr Energie: Im Jahr 2023 galten Preisbremsen fรผr Strom, Gas und Fernwรคrme. Fรผr 80 % des Vorjahresverbrauchs wurden die Kosten gedeckelt:

  • Strom: maximal 40 Cent pro Kilowattstunde
  • Gas: maximal 12 Cent pro Kilowattstunde
  • Fernwรคrme: maximal 9,5 Cent pro Kilowattstunde

Diese Preisdeckelungen mรผssen in der Nebenkostenabrechnung klar ausgewiesen sein.

Achtung vor doppelten Kostenpositionen: Es kommt vor, dass bestimmte Kosten versehentlich oder wissentlich seitens des Vermieters doppelt berechnet werden:

  • Hausmeisterkosten: Wenn der Hausmeister auch Aufgaben wie Hausreinigung oder Gartenpflege รผbernimmt, dรผrfen diese Kosten nicht zusรคtzlich unter separaten Positionen abgerechnet werden. Werden die Hausmeisterkosten nicht detailliert aufgeschlรผsselt, kรถnnen Mieter pauschal 20 % dieser Kosten kรผrzen.
  • Heiz- und Warmwasserkosten: Achten Sie darauf, dass diese Kosten nicht doppelt unter verschiedenen Positionen aufgefรผhrt sind.

Wie kann man durch die Steuererklรคrung Geld zurรผckbekommen?

Viele der in der Nebenkostenabrechnung aufgefรผhrten Dienstleistungen sind steuerlich absetzbar. Durch die sogenannten haushaltsnahen Dienstleistungen kรถnnen Mieter einen Teil ihrer Ausgaben vom Finanzamt zurรผckerhalten.

Was sind haushaltsnahe Dienstleistungen?

  • Beispiele: Hausmeisterdienste, Treppenhausreinigung, Gartenpflege, Winterdienst, Schornsteinfegerarbeiten, Wartung der Heizungsanlage.
  • Steuervorteil: 20 % der Lohn- und Fahrtkosten kรถnnen direkt von der Steuerschuld abgezogen werden, bis zu 4.000 โ‚ฌ pro Jahr.

Wichtig: In der Nebenkostenabrechnung mรผssen diese Kosten klar zwischen Lohn- und Materialkosten aufgeschlรผsselt sein. Nur so kรถnnen sie in der Steuererklรคrung geltend gemacht werden. Falls die Abrechnung diese Aufschlรผsselung nicht enthรคlt, haben Mieter das Recht, sie vom Vermieter einzufordern. Dies wurde auch durch ein Urteil des Landgerichts Berlin (Aktenzeichen: 18 S 339/16) aus dem Jahr 2017 bestรคtigt.

Wie geht man vor?

  • Prรผfen Sie Ihre Nebenkostenabrechnung auf entsprechende Positionen.
  • Fordern Sie ggf. eine detaillierte Aufschlรผsselung der Kosten vom Vermieter oder der Hausverwaltung.
  • Tragen Sie die absetzbaren Betrรคge in Ihrer Steuererklรคrung unter “Haushaltsnahe Dienstleistungen” ein.

Welche Kosten dรผrfen nicht auf Mieter umgelegt werden?

Nicht alle Kosten, die im Zusammenhang mit einer Immobilie entstehen, dรผrfen auf den Mieter umgelegt werden. Einige hรคufige Beispiele fรผr nicht umlagefรคhige Kosten sind:

  • Verwaltungskosten: Gebรผhren fรผr die Hausverwaltung, Buchhaltungskosten, Bankgebรผhren.
  • Instandhaltung und Instandsetzung: Kosten fรผr Reparaturen, Wartung und Rรผcklagenbildung.
  • Anschaffungskosten: Kosten fรผr den Kauf von Gerรคten oder Anlagen, z. B. Rauchmelder.
  • Seit dem 1. Juli 2024: Gebรผhren fรผr Kabelanschluss dรผrfen nicht mehr รผber die Nebenkosten auf die Mieter umgelegt werden.

Tipp: รœberprรผfen Sie Ihre Nebenkostenabrechnung sorgfรคltig auf solche Positionen. Sollten Ihnen nicht umlagefรคhige Kosten berechnet werden, sprechen Sie Ihren Vermieter darauf an und fordern Sie eine Korrektur der Abrechnung.

Wie und wann kรถnnen Mieter Einspruch gegen die Nebenkostenabrechnung einlegen?

“Falls Sie Fehler oder Unstimmigkeiten in Ihrer Nebenkostenabrechnung feststellen, haben Sie als Mieter das Recht, Einspruch einzulegen. GemรครŸ ยง 556 BGB gilt hierfรผr eine Frist von zwรถlf Monaten ab Erhalt der Abrechnung”, so Anhalt.

Das bedeutet:

  • Sie haben ein Jahr Zeit, um Einwendungen gegen die Abrechnung zu erheben.
  • Diese Frist gilt unabhรคngig davon, ob Sie bereits eine Nachzahlung geleistet haben.
  • Auch rรผckwirkend kรถnnen Sie die Abrechnung prรผfen und ggf. zu viel gezahlte Betrรคge zurรผckfordern.

Recht auf Belegeinsicht:

  • Mieter haben das Recht, Einsicht in die Originalbelege zu verlangen, die der Nebenkostenabrechnung zugrunde liegen.
  • Dies ermรถglicht eine genaue Prรผfung der abgerechneten Kosten.
  • Die Einsichtnahme sollte nach vorheriger Terminabsprache erfolgen.

Das Wirtschaftlichkeitsgebot:

  • Vermieter sind verpflichtet, bei der Vergabe von Dienstleistungen das Gebot der Wirtschaftlichkeit zu beachten.
  • Das bedeutet, dass sie mehrere Angebote einholen und das wirtschaftlichste fรผr die Mieter auswรคhlen mรผssen.
  • VerstรถรŸe gegen das Wirtschaftlichkeitsgebot kรถnnen ebenfalls beanstandet werden.

Wie legt man Einspruch ein?

  • Schriftlich: Richten Sie Ihren Einspruch schriftlich an den Vermieter oder die Hausverwaltung.
  • Begrรผndung: Fรผhren Sie konkrete Punkte und Unstimmigkeiten an.
  • Frist wahren: Achten Sie darauf, den Einspruch innerhalb der gesetzlichen Frist einzureichen.

Warum sich eine genaue Prรผfung der Nebenkostenabrechnung lohnt

Die Nebenkostenabrechnung ist mehr als nur eine jรคhrliche Formalitรคt. Sie bietet Mietern die Mรถglichkeit, potenzielle Fehler aufzudecken und Geld zu sparen. “Nach Schรคtzungen des Deutschen Mieterbundes enthรคlt jede zweite Nebenkostenabrechnung Fehler”, warnt Anhalt. Wer seine Rechte kennt und diese aktiv wahrnimmt, kann somit erheblich profitieren, so der Experte.

Unsere Empfehlungen:

  • Nehmen Sie sich Zeit fรผr die Prรผfung Ihrer Nebenkostenabrechnung.
  • Informieren Sie sich รผber aktuelle gesetzliche Regelungen und ร„nderungen.
  • Scheuen Sie sich nicht, bei Unklarheiten oder Fehlern den Dialog mit Ihrem Vermieter zu suchen.
  • Nutzen Sie steuerliche Vorteile, indem Sie haushaltsnahe Dienstleistungen in Ihrer Steuererklรคrung geltend machen.

Ein offener und fairer Umgang zwischen Mietern und Vermietern ist dabei entscheidend. Letztlich profitieren beide Seiten von Transparenz und Klarheit in der Nebenkostenabrechnung.

Weiterfรผhrende Informationen und Unterstรผtzung:

  • Mietervereine: Bei Unsicherheiten kรถnnen Sie sich an einen Mieterverein wenden, der Ihnen mit Rat und Tat zur Seite steht.
  • Verbraucherschutz: Auch Verbraucherzentralen bieten Hilfestellung bei Fragen rund um Mietrecht und Nebenkostenabrechnungen.
  • Rechtliche Beratung: In komplexen Fรคllen kann es sinnvoll sein, einen Fachanwalt fรผr Mietrecht zu konsultieren.

Bleiben Sie informiert und nutzen Sie Ihre Rechte โ€“ es lohnt sich!