Die soziale Herkunft entscheidet noch immer über den Bildungsweg in Deutschland. Das Deutsche Studentenwerk veröffentlichte eine Studie zur Sozialerhebung an den Universitäten. Viele Studenten können ihre Studienzeit kaum finanzieren
In Deutschland ist noch immer entscheidend für den Bildungsweg, aus welchem sozialem Umfeld die Menschen kommen. Kinder, die z.B. aus Beamtenfamilien entstammen und mindestens ein Elternteil studiert hat, haben ca. 5 mal so hohe Studienchancen, als Kinder, die aus Arbeiterfamilien kommen. Dies ist u.a. ein Ergebnis der Studie des Deutschen Studentenwerks (DSW), die zum 18.mal vorgestellt worden ist. Insgesamt wurden 17.000 Studenten im Sommersemester zu ihrer sozialen Herkunft befragt.
Von 100 Akademiker-kindern schaffen 83 den Hochschulzugang, dagegen nur 23 von 100 Kindern aus Familien ohne akademische Tradition. Kinder aus Beamtenfamilien, in denen mindestens ein Elternteil studiert hat, haben eine fünfeinhalb Mal so hohe Studierchance wie Kinder aus Arbeiterfamilien.
Der DSW-Präsident Rolf Dobischat skizzierte die finanzielle Lage der Studierenden: „Im Durchschnitt haben die Studierenden 770 Euro im Monat zur Verfügung, aber es gibt weiterhin eine deutliche Spannweite. Jeder fünfte Studierende liegt mit seinem Monatsbudget unter dem BAföG-Höchstsatz von 585 Euro, jeder Dritte unter dem Betrag von 640 Euro, den die Familiengerichte als Orientierungswert für den Elternunterhalt festgelegt haben.“
Nur rund 60 % der Studierenden gingen im Sommersemester 2006 davon aus, ihre Studienfinanzierung sei gesichert. 2003 waren es noch fünf Prozent mehr. "Im Umkehrschluss heißt das, dass rund 40 % ihre Studienfinanzierung als unsicher ansehen. Das sind keine guten Grundlagen für ein erfolgreiches Studium", warnte Dobischat. Dobischat sagte vor Journalisten in Berlin: "Die Befunde sind beschämend für eine Demokratie. Wir müssen endlich die soziale Selektivität des deutschen Bildungs- und Hochschulsystems überwinden." Zum Thema Studiengebühren äußerte sich das Deutsche Studentenwerk nicht, obwohl diese eindeutig dazu beitragen, dass Studenten, die aus sozial schwächeren Familien entstammen, diese oft nicht aufbringen können.
Mehr Bafög könnte helfen
Politiker der Parteien SPD, Grüne und Die Linke forderten aufgrund dieser Ergebnisse ein höheres Bafög für die Studenten. Die Linke geht dabei noch einen Schritt weiter und forderte die Abschaffung der Studiengebühren. Der forschungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Jörg Tauss, und die zuständige Berichterstatterin Renate Schmidt kritisierten die Einführung von Studiengebühren in unionsgeführten Bundesländern. Diese führen zu einer noch größeren sozialen Ungerechtigkeit beim Zugang zu Bildung.
Der Der DSW-Präsident Rolf Dobischat forderte die Bundesregierung daher auf, nach sechs Jahren Stillstand endlich das BAföG zu erhöhen. Die Freibeträge müssten um 8,7%, die Bedarfssätze um 10,3% angehoben werden. Derzeit bezieht rund ein Viertel der zwei Millionen Studierenden BAföG; laut Sozialerhebung könnten 79% der Geförderten ohne BAföG nicht studieren. Er sagte wörtlich an die Adresse der Politik: „Verschieben Sie die BAföGErhöhung nicht in die nächsten Jahre, handeln Sie jetzt! Schaffen Sie Klarheit und Sicherheit für die jungen Menschen. (20.06.07)
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