Entscheidend für die Höhe der gesetzlichen Altersrente sind die Entgeltpunkte, auch Rentenpunkte genannt. Diese Punkte sammeln Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer über ihr Erwerbsleben hinweg und sie sind die zentrale Messgröße der Rentenberechnung.
Je mehr Rentenpunkte Sie ansammeln, desto höher wird Ihre Rente sein. Doch wie genau funktioniert die Berechnung und was ist dabei zu beachten? In diesem Artikel erhalten Sie einen Überblick über die Berechnung der Rentenpunkte sowie die Faktoren, die die Höhe Ihrer Altersrente beeinflussen.
Inhaltsverzeichnis
Was sind Entgeltpunkte und wie werden sie berechnet?
Entgeltpunkte sind eine Art Währung der gesetzlichen Rentenversicherung. Jedes Jahr, in dem Sie berufstätig sind und Rentenbeiträge zahlen, sammeln Sie Entgeltpunkte. Diese Punkte spiegeln wider, wie hoch Ihr Einkommen im Vergleich zum Durchschnittseinkommen in Deutschland ist:
- Verdienen Sie in einem Jahr genau so viel wie der Durchschnitt, erhalten Sie einen Rentenpunkt.
- Liegt Ihr Einkommen unterhalb des Durchschnitts, erhalten Sie entsprechend weniger Punkte. Es gibt etwa bei einem Einkommen, das nur der Hälfte des Durchschnitts entspricht, auch nur einen halben Rentenpunkt.
- Verdienen Sie mehr als der Durchschnitt, erhalten Sie überproportional mehr Rentenpunkte.
Die Beiträge, die Sie über das Durchschnittseinkommen hinaus zahlen, sind allerdings nach oben gedeckelt: Für Einkommen, das über der Beitragsbemessungsgrenze liegt, werden keine weiteren Rentenpunkte vergeben.
Zusätzlich werden für Kindererziehungs- und Pflegezeiten sogenannte hypothetische Verdienste angenommen, die sich am Durchschnittsverdienst orientieren und entsprechend Rentenpunkte erbringen.
Durchschnittsentgelt: Die Basis der Rentenberechnung
Um die Entgeltpunkte zu berechnen, ist das sogenannte Durchschnittsentgelt relevant. Das Durchschnittsentgelt beschreibt das durchschnittliche Jahreseinkommen aller versicherungspflichtigen Erwerbstätigen.
Es unterscheidet sich zwischen den alten Bundesländern (West) und den neuen Bundesländern (Ost). Hier eine Übersicht der letzten Jahre:
Jahr | Durchschnittsentgelt West | Umrechnungsfaktor Ost | Durchschnittsentgelt Ost |
2019 | 39.301 € | 1,084 | 36.252 € |
2020 | 39.167 € | 1,07 | 36.623 € |
2021 | 40.463 € | 1,056 | 38.310 € |
2022 | 38.901 € | 1,042 | 37.333 € |
2023 | 43.142 € | 1,028 | 41.973 € |
2024* | 45.358 € | 1,014 | 44.730 € |
Maximal mögliche Anzahl an Rentenpunkten pro Jahr
Die Anzahl der maximal möglichen Rentenpunkte, die man pro Jahr erreichen kann, wird von der Beitragsbemessungsgrenze bestimmt. Für das Jahr 2023 betrug diese Grenze im Westen Deutschlands 85.200 Euro jährlich (7.100 Euro monatlich).
Das Durchschnittsentgelt für 2023 belief sich auf 43.142 Euro. Dies bedeutet, dass eine Person mit einem Einkommen über der Beitragsbemessungsgrenze maximal 1,97 Rentenpunkte pro Jahr sammeln kann.
Wie viele Rentenpunkte benötige ich für eine gute Rente?
Die Anzahl der erforderlichen Rentenpunkte für eine angemessene Altersversorgung variiert je nach Lebensstandard und persönlichen Erwartungen. Expertinnen und Experten empfehlen, das eigene Rentenkonto regelmäßig zu überprüfen und sich frühzeitig mit der Rentenberechnung zu befassen, um mögliche Versorgungslücken zu erkennen.
Denn selbst Berufstätige, die 45 Jahre in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen, erreichen häufig nicht das gewünschte Rentenniveau und müssen mit einer Versorgungslücke rechnen.
Berechnung der Rentenpunkte: Ein Beispiel
Wenn Sie wissen möchten, wie viele Rentenpunkte Sie pro Jahr sammeln, können Sie die folgende Formel anwenden:
Ihr Jahreseinkommen / Durchschnittsentgelt = Rentenpunkte
Ein praktisches Beispiel:
Beträgt Ihr Jahresverdienst im Jahr 2022 32.000 Euro, so ergibt die Berechnung (32.000 Euro / 38.901 Euro) für das Jahr 2022 0,82 Rentenpunkte.
Im Jahr 2023, nach einer Gehaltserhöhung auf 54.500 Euro, würden Sie entsprechend der Formel (54.500 Euro / 43.142 Euro) insgesamt 1,26 Rentenpunkte ansammeln.
Was ist ein Rentenpunkt wert?
Der monetäre Wert eines Rentenpunktes wird jährlich neu festgelegt und unterscheidet sich zwischen den alten und den neuen Bundesländern. Die folgende Tabelle zeigt den Wert eines Rentenpunktes in den vergangenen Jahren:
Jahr (ab 1. Juli) | Rentenwert West | Rentenwert Ost |
2018 | 32,02 € | 30,69 € |
2019 | 33,05 € | 31,89 € |
2020 | 34,19 € | 33,23 € |
2021 | 34,19 € | 33,47 € |
2022 | 36,02 € | 35,52 € |
2023 | 37,60 € | 37,60 € |
2024 | 39,32 € | 39,32 € |
Die Berechnungsformel für die Rentenhöhe
Die Höhe der Altersrente wird nicht nur durch die gesammelten Rentenpunkte bestimmt. Folgende Berechnungsformel wird angewendet:
„Entgeltpunkte x Zugangsfaktor x aktueller Rentenwert x Rentenartfaktor = Rentenhöhe“
- Entgeltpunkte: Die Anzahl der Rentenpunkte, die Sie während Ihres Berufslebens erworben haben.
- Zugangsfaktor: Dieser steht für mögliche Zu- oder Abschläge, falls Sie vorzeitig in Rente gehen oder länger arbeiten. Jede Frühverrentung reduziert den Zugangsfaktor um 0,3 % pro Monat. Wer hingegen länger arbeitet, erhält 0,5 % pro Monat zusätzlich.
- Aktueller Rentenwert: Dies ist der Wert eines Rentenpunktes, der regelmäßig angepasst wird (siehe Tabelle oben).
- Rentenartfaktor: Dieser variiert je nach Rentenart. Für die Altersrente beträgt er 1, für die teilweise Erwerbsminderungsrente liegt er beispielsweise bei 0,5.
Ein Beispiel zur Verdeutlichung: Angenommen, Sie haben 40 Rentenpunkte gesammelt und beantragen 2022 Ihre Altersrente.
Die Berechnung lautet dann: 40 x 1 x 36,02 € x 1 = 1.440,80 € monatliche Altersrente.
Welche Zeiten werden bei der Rentenberechnung berücksichtigt?
Rentenpunkte sammeln Sie für Zeiträume, in denen Sie pflichtversichert in der gesetzlichen Rentenversicherung waren – sei es als Arbeitnehmer:in oder als Selbstständige:r. Neben den pflichtversicherten Zeiten gibt es jedoch auch weitere Zeiträume, die angerechnet werden können:
- Kindererziehungszeiten: Bis zum 10. Lebensjahr eines Kindes wird ein hypothetischer Verdienst angerechnet.
- Pflegezeiten: Zeiten, in denen Sie nicht berufsmäßig einen nahen Angehörigen gepflegt haben.
- Wehr- und Zivildienstzeiten: Diese Zeiten fließen ebenfalls in die Rentenberechnung ein.
- Zeiten mit Sozialleistungsbezug: Zeiten, in denen Sie Krankengeld oder Arbeitslosengeld 1 bezogen haben, werden auch berücksichtigt.
Es ist ratsam, diese Beitragszeiten genau zu dokumentieren und gegebenenfalls ergänzende freiwillige Beiträge zu leisten, um das Rentenniveau zu verbessern.
Rentenauskunft anfordern
Ab dem 55. Lebensjahr erhalten Versicherte alle drei Jahre eine detaillierte Rentenauskunft statt der jährlichen Renteninformation. Diese Rentenauskunft gibt einen umfassenden Überblick über den Versicherungsverlauf sowie die gesammelten Rentenpunkte.
Falls Sie bereits vorher eine solche Auskunft benötigen, können Sie diese jederzeit bei der Deutschen Rentenversicherung (DRV) beantragen. Ebenso bietet die DRV mit dem Rentenschätzer ein digitales Werkzeug zur unverbindlichen Berechnung der zukünftigen Rente.
- Über den Autor
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Carolin-Jana Klose ist seit 2023 Autorin bei Gegen-Hartz.de. Carolin hat Pädagogik und Sportmedizin studiert und ist hauptberuflich in der Gesundheitsprävention und im Reha-Sport für Menschen mit Schwerbehinderungen tätig. Ihre Expertise liegt im Sozialrecht und Gesundheitsprävention. Sie ist aktiv in der Erwerbslosenberatung und Behindertenberatung.